Hormonyoga – sanftes Werkzeug für gesunde Balance

Von Selbstfürsorge, Handlungsfähigkeit und weniger Drama durch mehr Wissen

Hormonyoga: Frau meditiert mit aneinanderliegenden Händen und geschlossenen Augen

Spoiler

  • Hormonyoga kann PMS und Beschwerden während der Wechseljahre lindern, Zyklusstörungen regulieren und die Fruchtbarkeit verbessern.
  • Die Yoga- und Atemübungen sorgen für Entspannung und reduzieren Stress, was sich positiv auf Hormonproduktion und -balance auswirkt.
  • Laut einer Studie der Gründerin Dinah Rodrigues kann das regelmässige Praktizieren von Hormonyoga den Hormonspiegel um 200 Prozent anheben.

Willkommen in der Welt des Hormonyoga. Einer Technik, die wie eine Einladung ist, die eigenen Bedürfnisse zu erkunden und einen Raum der Selbstfürsorge zu schaffen. Die Züricher Yogalehrerin Tanja Forcellini unterrichtet Hormonyogakurse und -Workshops in der Schweiz. Ihr ist es wichtig, Frauen Wissen zu vermitteln und ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, so dass sie liebevoll für sich selbst sorgen. Denn besonders bei Frauen ist das Hormonsystem hochkomplex und damit anfälliger für Störungen. «Es können Beschwerden wie PMS, also das Prämenstruelle Syndrom auftreten, Irritabilität, Konzentrationsstörungen, Erschöpfung, Schlafstörungen oder Hitzewallungen in den Wechseljahren. Das Gehirn gerät durch diese Hormonachterbahnfahrt völlig durcheinander», erklärt die Yogalehrerin. «Hormonyoga regt nicht nur die Hormonproduktion an, sondern bringt wieder Ruhe in das System». Als Folge mildern sich die Beschwerden oder treten gar nicht erst auf. 

Weniger Stress, weniger hormonelles Durcheinander

Der erste Schritt zu mehr Hormonbalance und das Motto des Hormonyogas von Tanja Forcellini lautet «Mut zur Pause». Denn Dauerstress und permanente Anspannung schicken die Hormone auf Achterbahnfahrt und machen hormonell bedingte Beschwerden wahrscheinlicher. Viele Frauen beherrschen Multitasking erstaunlich perfekt. Nicht selten halten sie die Fäden des Lebens der ganzen Familie in der Hand. Schon hier setzt das Hormonyoga an. «In meinen Kursen verfeinern Frauen die Wahrnehmung für ihr Hormonsystem, aber auch für ihren Stress und ihren Körper», beschreibt die Yogalehrerin. «Wenn das funktioniert, fühlen sich die Frauen weniger fremdgesteuert durch die Hormonschwankungen und die Symptome entstehen bestenfalls gar nicht erst.»

Hormonyoga – auch ohne Matte

Ursprünglich wurde Hormonyoga von der brasilianischen Yogalehrerin Dinah Rodrigues entwickelt, um hormonell bedingte Beschwerden während der Wechseljahre zu lindern. Mittlerweile ist es auch ins Interesse jüngerer Frauen gerückt. Neben den positiven Wirkungen auf PMS, Zyklusbeschwerden und die Fruchtbarkeit wirkt es stärkend auf das Immunsystem und schützt langfristig vor Osteoporose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 

Der Unterschied zu anderen Yogaarten liegt in einer cleveren Kombination von Techniken: «Zum einen werden spezielle Asanas geübt, Yogahaltungen, die die hormonbildenden Organe wie Eierstöcke oder Schilddrüse unterstützen. Über eine Atemtechnik, die im Sanskrit «Bhastrika» genannt wird, wird Wärme erzeugt. Die Wärme und Energie wird zu den Hormondrüsen gelenkt, um die Hormonproduktion anzukurbeln», erklärt Tanja Forcellini. In ihren Kursen wird immer auch gesummt. «Summen, tönen, klopfen und trommeln wirken auf die Zirbeldrüse. Sie produziert Melatonin und Serotonin, die Hormone für Ruhe und Glücksgefühle und für die Steuerung unseres Schlafverhaltens», so die Yogalehrerin. 

Vom Stress bis zur Erschöpfungsdepression

«Summen und Atemtechniken sind perfekte Werkzeug, weil sie so gut in den Alltag integrierbar sind. Auch ohne im Kurs zu sein, können Frauen so ihren Stress eigenmächtig loswerden», betont Forcellini. Daneben sorgt das Üben der Asanas dafür, dass Spannungen gelöst und Stresshormone abgebaut werden. «Verbleiben Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol im Köper, überfordert das langfristig die Nebennieren», so Tanja Forcellini. Als Folge kann es zur «Adrenal Fatigue» kommen, auch Nebennierenschwäche genannt. Sie beginnt mit chronischer Müdigkeit, Nervosität und Schlafstörungen und führt häufig zur Erschöpfungsdepression. «Oft speist man Frauen mittleren Alters mit Beruhigungs- oder Schlafmitteln ab, anstatt sie über das Hormonsystem oder über eine mögliche Hormonersatztherapie aufzuklären», bemängelt die Expertin.

Hormonyoga kultiviert Achtsamkeit

Ein weiteres Element im Hormonyoga von Tanja Forcellini ist die Achtsamkeit. Im Alltag hat sie eine entschleunigende Wirkung auf das vegetative Nervensystem und wirkt balancierend auf das Hormonsystem. Frauen lernen im Hormonyoga verschiedene Achtsamkeitstechniken kennen. Was gefällt und Spass macht, kann in den eigenen Alltag mitgenommen werden. Tanja Forcellini nennt ein Beispiel: «Wenn eine Frau an PMS leidet, ist es gut, wenn sie weiss, dass es völlig normal ist, während dieser Zeit dünnhäutiger, reizbarer und weniger fokussiert  zu sein. Wenn sie Techniken kennt, die ihr helfen, den Moment wahrzunehmen, sich zu erklären und während dieser Tage sinnvolle Entscheidungen für sich zu treffen. So ist sie der PMS nicht mehr ausgeliefert. Sie wird handlungsfähig.» Dass das Hormonyoga Wirkung zeigt, erkennt die Yogalehrerin an den Reaktionen ihrer Teilnehmerinnen. «Manche Frauen bekommen ihre Menstruation wieder, andere sind schmerzfreier während der Periode, viele berichten von besserem Schlaf und dass sie weniger reizbar sind.»

Traumatische Erlebnisse, frühe Menopause

Immer häufiger wird ein Zusammenhang zwischen traumatischen Erlebnissen und einer vorzeitigen Menopause diskutiert. Eine Verknüpfung, die auch Tanja Forcellini beobachtet: «Wenn etwa eine Frau ab 35 Jahren einen plötzlichen Todesfall, eine Trennung oder einen Jobverlust erlebt, kann es sein, dass das Hormonsystem in eine Art Fight-or-Flight oder Freeze-Situation gerät. Die Eierstöcke stellen ihre Funktion ein, denn die Energie wird anderweitig gebraucht. Frauen gehen dann vielleicht zum Arzt und berichten von Symptomen wie Schlafstörungen und Erschöpfung. Anstatt der Ursache auf den Grund zu gehen, erhalten sie nicht selten Antidepressiva.» 

Aus dem Wechsel in die Fülle

Die Wechseljahre werden in unserer Kultur meist negativ erlebt und mit zickigen und launischen Frauen in Verbindung gebracht. Statt den Fokus auf den Abschied von Jugendlichkeit und Fruchtbarkeit zu legen, möchte Tanja Forcellini Frauen dazu ermuntern, diese Phase neugierig und vielleicht sogar vorfreudig zu betrachten: «Frauen, die die Wechseljahre bewusst und anpassungsfähig erleben, haben oft tolle Durchbrüche und schlagen neue Wege ein – etwa im Job oder privat. Wenn es ihnen in dieser Zeit aber schlecht geht, fehlt der Mut dazu.» Hier setzt Hormonyoga als unterstützende Praxis an, indem es dazu beiträgt, diese Jahre beschwerdefreier zu erleben. «Wenn starke Hitzewallungen oder Konzentrationsstörungen, der sogenannte Brainfog den Hormonabfall begleiten, kann dies das Selbstwertgefühl mindern und einer Neuausrichtung im Leben eher im Weg stehen.»

Was erwartet dich im Hormonyoga-Kurs?

Du bekommst neues Wissen über den Hormonhaushalt sowie Inspiration und Ideen, wie Stress reduziert werden kann. Das Hormonyoga praktizierst du in der Gruppe zirka 75 Minuten lang. Du lernst Asanas und Atem- und Achtsamkeitstechniken kennen und erlebst, wie du durch Summen Spannungen löst und Energie in bestimmte Körperregionen lenkt. 

Wie oft üben?

Die gesamte Hormonyogasequenz wird in zirka 75 Minuten geübt. Einmal kennengelernt, kannst du dir einzelne Techniken und Übungsfolgen daraus zusammenstellen, die du zu Hause weiterführst. «Wenn eine akute Erkrankung oder Symptome aufgrund einer hormonellen Störung vorliegen, ist es gut, zwei bis dreimal pro Woche die gesamte Sequenz zu üben», rät Tanja Forcellini. «Frauen mit PMS praktizieren das Hormonyoga eine Woche vor der Menstruation, um die Symptome zu lindern.»

Bhastrika-Atmung: So geht’s

Nimm einmal bewusst den Bereich zwischen deinem Bauchnabel und deinem Schambein wahr und spüre, wie er sich beim Einatmen vorwölbt und beim Ausatmen zurückzieht. 

Beginne nun, intensiv ein- und auszuatmen. Dein Bauch soll das Ein- und Ausatmen wie ein Blasebalg rhythmisch unterstützen. Er wölbt sich beim Einatmen nach aussen und bewegt sich beim Einatmen nach innen. 

So atmest du kraftvoll zirka sieben Mal. 

Tipp zum Start: Wenn du die Intensität deines Atems mit einem Herd vergleichst, steig nicht auf zehn, der höchsten Stufe, ein – beginne erst einmal bei Stufe vier oder fünf.

Bhastrika erzeugt Wärme und ist eine intensive Atemtechnik. Solltest du Herzrasen bekommen, reduziere deinen Krafteinsatz und die Anzahl der Atemzüge auf fünf. 

Facebook
Email
Twitter
LinkedIn