Langeweile bei der Arbeit?

Lieber akzeptieren als unterdrücken

Frau gelangweilt bei der Arbeit

Mehrere Studien haben gezeigt, dass der Arbeitsplatz der Ort ist, an dem Langeweile am häufigsten vorkommt. 2023 haben amerikanische Forscher zum Beispiel 2’000 berufstätige Erwachsene befragt, wie oft sie bei der Arbeit Däumchen drehen. Die Antwort? Fast die Hälfte – satte 46 Prozent – gaben an, sich an mindestens drei von fünf Arbeitstagen zu langweilen. Eine weitere Studie belegte, dass Mitarbeitende im Durchschnitt mehr als zehn Stunden pro Woche mit Langeweile bei der Arbeit kämpfen. Es wird als ein unangenehmes Gefühl wahrgenommen, das uns zu sagen scheint, dass das Gewisse Etwas fehlt, wir unsere Zeit verplempern. Vor allem in der schnelllebigen Welt von heute scheint Langeweile zu bedeuten, dass man nicht gebraucht wird, nicht beschäftigt ist, nicht wichtig ist, wobei Stress genau das Gegenteil impliziert. Dabei erfüllt Langeweile einen wichtigen Zweck: Wann immer sie zuschlägt, signalisiert sie uns, dass wir unser Handeln stoppen und unsere Aufmerksamkeit etwas anderem widmen sollten. Sie ist dazu da, unsere Interessen zu fördern, indem sie versucht, uns mit dem in Verbindung zu bringen, was uns wirklich wichtig ist. Das unangenehme Gefühl möchte uns also eigentlich nur davor bewahren, in eine langfristige Langeweile zu verfallen.

Unterdrücken macht es nicht besser

Ein Forschungsteam der University of Notre Dame in den Vereinigten Staaten wollte herausfinden, ob das Erleben von Langeweile bei der Arbeit Auswirkungen auf unsere Aufmerksamkeit und Produktivität hat. Dafür schauten sie sich sogenannte Doppelkarrierepaare (Dual-Career-Couples) aus mehreren Branchen an. Paare, bei denen beide Partner eine akademische Ausbildung und berufliche Ambitionen haben. Täglich beantworteten diese Paare mehrere Fragen zu verschiedenen Zeiten, um die Verbindung zwischen Langeweile, Aufmerksamkeit und Produktivität zu untersuchen. Der Autor der Studie, Chaser Belinda, konnte feststellen, dass viele dieser arbeitstätigen Erwachsenen Langeweile als etwas Lästiges ansahen, das vor allem während der Arbeitszeit zum Wohle der Produktivität unterdrückt werden sollte. Was sich jedoch bei der Studie herausstellte, war, dass das Verzögern von Langeweile zu längeren Episoden von Tagträumen und Gedankenwanderungen führt. Wer sich also durch langweilige Arbeitsaufgaben zwingt oder versucht, seine Langeweile zu unterdrücken, intensiviert die Dauer seiner Langeweile nur noch mehr, was sich negativ auf die Aufmerksamkeit und Produktivität auswirkt.

Was kann man gegen Langeweile bei der Arbeit tun?

Die Lösung liegt darin, die Arbeitsaufgaben des Tages strategisch so zu organisieren, dass es zum Beispiel mehrere Auf und Abs gibt. Zuerst macht man eine Aufgabe, die einem etwas mehr Freude bereitet oder die man als interessanter empfindet, danach kommt eine Aufgabe, von der man weiss, dass sie langweilig ist. Nur schon zu wissen, dass nach einer langweiligen Aufgabe wieder eine interessante kommt, kann helfen, nicht in das Tief der Langeweile zu fallen. Sobald man aber die Langeweile bei der Arbeit intensiv verspürt, sollte man aktiv – sofern man kann – zu einer anderen sinnvolleren Aufgabe wechseln, um verlorene Energie wiederherzustellen. Laut Belinda hilft diese spielerische Art zu arbeiten, langfristig die kumulativen Auswirkungen von Langeweile im Laufe des Tages zu reduzieren.

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