Erfolgreiche Transplantation einer Schweineniere in Menschen

Schweineniere Mensch:Chirurgische Ärzte in blauer Schutzkleidung führen eine Operation durch, unter einem großen OP-Licht in einem Operationssaal."

Ärzten ist es gelungen, eine genetisch veränderte Schweineniere in einen Menschen zu verpflanzen. An der Transplantation von Tierorganen, der sogenannten Xenotransplantation, wird bereits seit Jahrzehnten geforscht, doch bislang wurde die Operation nur an hirntoten Personen vorgenommen.

Erster lebender Mensch mit Schweineniere

Der Eingriff fand am 16. März 2024 am Massachusetts General Hospital in Boston statt und dauerte rund vier Stunden.

Der 62-jährige Patient litt an einer fortgeschrittenen Nierenkrankheit und war auf eine Dialyse, das heisst auf eine Blutwäsche, angewiesen. Zwar bekam er bereits 2018 eine Spenderniere, diese begann jedoch letztes Jahr zu versagen. Daraufhin hätten ihn seine Ärztinnen über die Transplantation einer genetisch veränderten Schweineniere informiert.

Der Mann habe dem experimentellen Verfahren nicht nur zugestimmt, «um sich selbst zu helfen, sondern auch, um anderen Betroffenen Hoffnung zu geben, die für ihr Überleben auf eine Transplantation angewiesen sind» so der Patient in einer Pressemitteilung des Spitals. Er erhole sich gut von der OP und könne das Krankenhaus bald verlassen.

Der wahre Held für den Direktor des Transplantationszentrums, Joren C. Madsen, seien nicht die Ärzte, sondern der Patient, «denn der Erfolg dieser bahnbrechenden Operation, die einst als unvorstellbar galt, wäre ohne seinen Mut und seine Bereitschaft, sich auf eine Reise in medizinisches Neuland zu begeben, nicht möglich gewesen.»

Genetisch modifizierte Schweine

Eine Schweineniere kann nicht einfach so in einen Menschen transplantiert werden. Vorab müssen Spezialisten das Organ genetisch verändern, damit das menschliche Immunsystem es nicht abstösst. Dafür werden spezielle Schweinestämme gezüchtet, an denen Modifikationen am Erbgut vorgenommen wurden. Wissenschaftlerinnen schleusten beispielsweise menschliche Gene ein, damit der Körper das Fremdorgan besser akzeptiert. Ausserdem machten sie spezielle Viren unschädlich, die nur bei Schweinen vorkommen, die für den Menschen jedoch potenziell schädlich sein können.

Schweine eignen sich besonders gut als Spender, da ihr Stoffwechsel demjenigen des Menschen ähnelt.

Ob die Schweineniere langfristig im Körper eines Menschen funktionieren kann, wird sich erst zeigen.

Behandlung von Nierenkrankheiten

Ist die Nierenfunktion durch Krankheiten oder Fehlbildungen eingeschränkt, hat dies fatale Auswirkungen auf die Gesundheit. Das Blut kann in der Folge nicht mehr ausreichend von Gift- und Abfallstoffen gereinigt werden. Die Blutwäsche muss nun über eine Maschine ausserhalb des Körpers (Hämodialyse) oder mit Hilfe des eigenen Bauchfells (Peritonealdialyse) erfolgen. Eine Hämodialyse erfordert dreimal wöchentlich eine zirka vierstündige Sitzung in einem Dialysezentrum. Die Peritonealdialyse kann zu Hause durchgeführt werden. Weniger einschränkend ist hingegen eine Transplantation.

Gefragte Niere

Im Jahr 2022 warteten in der Schweiz laut Swisstransplant rund 1435 Personen auf ein neues Organ. Die meisten von ihnen benötigen eine neue Niere. In der Schweiz entwickelt jeder Zehnte eine Nierenkrankheit. Zu den grössten Risikofaktoren gehören Diabetes und Bluthochdruck. Sie können das Organ unbemerkt schädigen. Auch der Patient, der nun mit einer Schweineniere lebt, litt jahrelang an Diabetes mellitus Typ 2 und an Bluthochdruck

Nierenbeschwerden führen häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium zu Beschwerden. Deshalb wissen auch neun von zehn Betroffenen nicht, dass ein Problem mit ihren Nieren besteht. Umso wichtiger ist es, bei Vorliegen von Risikofaktoren die Nierenfunktion regelmässig überprüfen zu lassen. Dazu eignen sich einfache Urin- und Bluttests.

Facebook
Email
Twitter
LinkedIn