Achtsamkeit bei Angststörung – so wirksam wie ein Antidepressivum

Achtsamkeit Angststörung: Frau sitzt im Gegenlicht, meditierend.

Die 208 Teilnehmer, welche die Studie abschlossen, wurden randomisiert in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt über einen Zeitraum von acht Wochen ein Antidepressivum. Die andere Gruppe erhielt ein achtwöchiges Training in Achtsamkeit gegen ihre Angststörung, das wöchentliche Gruppensitzungen, einen eintägigen Retreat und tägliche Übungen in Eigenverantwortung zu Hause umfasste. Das MBSR-Programm (Mindfulness-Based Stress Reduction) umfasst Trainings zu bewusster Körperwahrnehmung, bewusster Bewegung und bewusstem Atmen im Rahmen der Achtsamkeitsmeditation.

Wie Achtsamkeit die Angststörung und deren Symptome reduzieren konnte

Angststörungen werden mit der CGI-Skala (Clinical Global Impression of Severity) erfasst, welche die Schwere der Symptome zwischen 1 und 7 angibt. Die teilnehmenden Patienten mit generalisierter Angststörung, sozialer Angststörung, Agoraphobie oder Panikstörung wiesen zu Beginn der Studie im Schnitt einen CGI-Wert von 4,51 in der Antidepressivum-Gruppe und 4,44 in der Achtsamkeits-Gruppe auf. Der Wert sank nach acht Wochen um 1,43 beziehungsweise 1,35. Der Unterschied von 0,07 zwischen beiden Gruppenergebnissen wurde als nicht signifikant eingestuft. Da die Nichtunterlegenheitsschwelle nicht unterschritten wurde, konnte bewiesen werden, dass das Achtsamkeitstraining als Behandlung der Angststörung der Einnahme von Antidepressiva nicht unterlegen ist, wenn es um die Verbesserung der Symptome geht.

Der grosse Vorteil von Achtsamkeit

Von den insgesamt 276 Patienten, die ursprünglich an der Studie teilnahmen, brachen 68 (8 Prozent) ab – alle in der Antidepressivum-Gruppe. Die Ursache: Nebenwirkungen. In der Achtsamkeits-Gruppe blieben alle Studienteilnehmer bis zum Ende. Unter den verbliebenen 208 Patienten klagten unter denjenigen, die das Antidepressivum einnahmen, 78,6 Prozent über dadurch ausgelöste Nebenwirkungen. Bei Achtsamkeitspatienten lag die Quote therapiebedingter Nebenwirkungen bei 15,4 Prozent.

Die Autoren der Studie und von JAMA Psychiatry kamen daher zu dem Schluss, dass die auf Achtsamkeit basierende Therapie bei Angststörungen eine vergleichbare Wirksamkeit erzielt, während sie sehr gut verträglich ist im Vergleich zur medikamentösen Therapie mit Antidepressiva.

 

Was ist eine Angststörung?

Angst zu haben ist völlig normal und gehört zu unserem natürlichen Überlebensinstinkt. Übersteigt diese Empfindung aber das normale Mass, also ist sie objektiv gesehen nicht proportional zur tatsächlichen Gefahr, kann eine Angststörung vorliegen.

Wie zeigt sich eine Angststörung?

Meistens zeigen Betroffene eine Vermeidungstaktik: Sie setzen sich den furchterregenden Situationen nicht mehr aus. Das führt zum Beispiel bei einer sozialen Angststörung zur Isolation. Geäussert werden zumeist nicht die Ängste selbst, sondern die daraus resultierenden Folgeerscheinungen wie Schlafstörungen und Schmerzen.

Symptome

Bei Patienten mit Angststörung dominiert die Furcht die Gedankenwelt, sodass sich meist nur noch mit den Problemen beschäftigt wird. Da die Angst häufig durch bestimmte Situationen ausgelöst wird, werden diese gemieden und es findet keine Desensibilisierung dafür statt. Die Folge: Die Angst wächst. Auch wenn Betroffene wissen, dass die Furcht unangemessen stark ist, können sie sie nicht einfach ablegen.

Die Zustände der Angst zeigen sich auch in körperlichen Symptomen wie

… Herzrasen,

… Engegefühl in der Brust,

… Atemnot,

… Zittern,

… Schweissausbrüchen,

… Harndrang,

… Erröten,

… Schwindel,

    und/oder

… Verspannungen.

Kommen mehrere dieser Symptome bei einer Panikattacke zusammen, haben Patienten häufig das Gefühl, einen Herzinfarkt zu erleiden und landen nicht selten in der Notaufnahme.

Unterstützung finden

Betroffene finden Hilfe bei der Angst- und Panikhilfe Schweiz: www.aphs.ch.
Oder bei der Schweizerischen Gesellschaft für Angst und Depression: www.sgad.ch.

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