Nächtlicher Harndrang: Ursachen und Behandlung

An nächtlichem Harndrang ist nicht nur die Blase schuld

Wasser

Spoiler

  • Nächtlicher Harndrang liegt vor, wenn Betroffene mehr als zweimal pro Nacht auf die Toilette müssen.
  • Ursachen sind Veränderungen im Harntrakt oder Krankheiten wie Herzschwäche, Diabetes mellitus und Schlafapnoe.
  • Mit Blasentrainings, Medikamenten oder durch die Behandlung der zugrundeliegenden Krankheit lässt sich nächtlicher Harndrang gut therapieren.

Ob jung oder alt: Viele müssen nachts auf die Toilette, weil die Blase drückt. Sind es mehr als zwei Toilettengänge pro Nacht, wird von nächtlichem Harndrang (Nykturie) gesprochen. Wichtig: Dieser ist keine eigenständige Erkrankung, sondern das Symptom einer anderen.

Wodurch entsteht nächtlicher Harndrang?

Die Ursachen für nächtlichen Harndrang sind vielfältig. Bei Menschen in höherem Alter liegt der Grund meistens in natürlichen Veränderungen im Harntrakt: Die Blase muss häufiger entleert werden, weil ihre Kapazität vermindert ist oder nach dem Toilettengang noch etwas Resturin übrigbleibt. Dies geschieht auch, wenn Männer eine vergrösserte Prostata haben: Sie engt die Harnröhre so fest ein, dass es zu Schwierigkeiten beim Wasserlassen kommen und die Blase nicht vollständig entleert werden kann. Bei Frauen ist meist eine überaktive Blase der Grund, wieso sie auch nachts vermehrt auf die Toilette müssen.

In vielen Fällen von nächtlichem Harndrang müssen Betroffene nicht nur häufiger, sondern auch mehr urinieren. Dieses Phänomen wird Polyurie genannt. Sie liegt vor, wenn Betroffene mehr als ein Drittel der täglichen Urinmenge in der Nacht ausscheiden. Dies kann durch mehrere Faktoren bedingt sein, die von einer zu hohen Flüssigkeitsaufnahme am Abend, über harntreibende Medikamente bis hin zu bestimmten Krankheiten reichen:

  • Herzschwäche: Bei einer Herzinsuffizienz lagert der Körper Wasser in den Beinen. Dieses wird nachts im Liegen wieder ausgeschwemmt und Betroffene müssen auf die Toilette.
  • Diabetes mellitus: Auch Menschen mit Diabetes können unter nächtlichem Harndrang leiden, weil sie öfter Durst haben und der Körper vermehrt versucht, den Zucker im Blut über den Urin auszuscheiden.
  • Obstruktive Schlafapnoe: Der Körper eines Apnoikers ist in der Nacht oft unter Stress, weil das Gehirn nach jedem Atemaussetzer wieder eine Aufwachreaktion mittels Schnarcher startet. Auf die freigesetzten Stresshormone reagiert auch die Blase.

Kein erholsamer Schlaf ohne Behandlung

Da bei nächtlichem Harndrang immer wieder der Schlaf unterbrochen wird, kann er langfristig zu Tagesmüdigkeit, Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen und einer Verminderung der geistigen Leistung führen. Manchmal sind sogar Depressionen die Folge. Betroffene sollten sich daher in ärztliche Behandlung begeben. Ausserdem ist gerade bei älteren Betroffenen eine Therapie von Vorteil, da in der Nacht der Gang zur Toilette mit Sturzgefahren verbunden ist.

Bei nächtlichem Harndrang ist der Hausarzt die erste Ansprechperson. Er wird als erstes um ein Blasen- und Trinkprotokoll bitten: Daran kann er zum einen erkennen, ob der Betroffene am Abend zu viel Flüssigkeit zu sich nimmt. Zum andern gibt auch die ausgeschiedene Urinmenge Auskunft: Wenn in der Nacht zwar häufig, aber insgesamt nur wenig Wasser gelassen wird, sind das typische Anzeichen einer verminderten Blasenkapazität oder einer hyperaktiven Blase. Mit einem Blasentraining lässt sich dies aber in den Griff bekommen: Dabei werden zu Beginn des Trainings fixe Zeiten für einen Toilettenbesuch gesetzt. Allmählich können dann die Abstände vergrössert werden, um die Blase an eine grössere Füllmenge zu gewöhnen und das Wasserlassen zeitlich hinauszuzögern.

Wenn die Ursache in einer Erkrankung liegt, wird der Betroffene an einen Spezialisten überwiesen und mit einer Therapie begonnen, die auf Herzschwäche, Diabetes oder Schlafapnoe abgestimmt ist.

Wasser marsch – Begriffe kurz erklärt

Harndrang ist ein natürlicher Mechanismus. Bei ihm entsteht das Bedürfnis, die Blase zu entleeren.

Nächtlicher Harndrang liegt vor, wenn Betroffene mehr als zwei Mal in der Nacht aufwachen, weil sie auf die Toilette müssen.

Polyurie meint eine erhöhte Urinausscheidung innerhalb von 24 Stunden. Darunter sind mehr als drei Liter Urin zu verstehen.

Nächtliche Polyurie liegt vor, wenn mehr als ein Drittel der 24-Stunden-Harnmenge in der Nacht ausgeschieden wird.

Bettnässen beschreibt eine unwillkürliche Harnentleerung in der Nacht. Es ist eine der häufigsten Störungen im Kindesalter.

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