Du hast 1993 das Ruder übernommen und frischen Wind in das Unternehmen gebracht. Was war dein Antrieb?
Ich wurde als Kind dafür gehänselt, dass meine Familie vegetarische Restaurants betreibt. Damals war das natürlich nicht im Trend, hatte einen gewissen Ruf. Ich hab schon früh das Potenzial gesehen und wollte den Leuten zeigen, wie toll und modern man vegetarische Gerichte zubereiten kann. Gerade Männer haben häufig Vorurteile, die ich unbedingt ausräumen will. Ich kann hier, in unserem kleinen Kosmos, über die Ernährung hinaus eine bessere Welt leben und zeigen.
Woher nimmst du deine Inspiration?
Ich bin gerne in der Natur und schau mir an, was da draussen passiert. Fast alle Erfindungen sind eine Kopie von etwas, das in der Natur bereits existiert. Ausserdem befasse ich mich mit coolen Restaurant-Konzepten rund um die Welt und überlege, wie diese sich vegetarisch umsetzen lassen.
In Hinblick auf Artenschutz und Klimawandel besteht ja nochmals eine ganz andere Dringlichkeit, etwas zu verändern …
Absolut. Wir haben die Verantwortung für Mensch, Tier und Umwelt, der wir Sorge tragen müssen. Die Motivation für vegane Ernährung ist eine völlig andere als vor 125 Jahren noch. Gemüse ist eben nicht nur Beilage wie man es aus der Fleischwerbung von früher kennt. Und die Dringlichkeit merkt man der Jugend heute an, auch das inspiriert mich. Die jungen Leute haben das Gefühl, dass sie die von meiner Generation verursachten Probleme ausbügeln müssen.
Siehst du dich da in der Verantwortung?
Das sehe ich schon so, schliesslich bin ich in einer gewissen Position und kann mit unseren Brands etwas bewegen. Einfach ist es nicht, denn die Fleischindustrie ist ein Milliardenmarkt – sehr viele Menschen verdienen sehr viel Geld basierend auf Tierleid.
Was sollte sich deiner Meinung nach ändern?
Ich fände es gut, zu renaturieren und der Natur die Möglichkeit zu geben, sich zu erholen. Wir sind schon lange industriell unterwegs, und das ist auch gut so, aber wir dürfen das nicht länger auf Kosten der Natur machen. Wir sollten einfach cleverer sein für die Zukunft der nächsten Generation: Die sind schliesslich in 50 Jahren noch hier und müssen damit leben, im Gegensatz zu mir.
Was bedeutet das für den Konsum?
Eigentlich müsste jeder, der Fleisch isst, in der Lage sein, es auch selbst zu töten. Die meisten wollen gar nicht wissen, wie das Steak auf den Teller kommt, ist ja auch nicht besonders appetitlich. Ich denke, man muss kein radikaler Veganer werden, ich bin selbst Flexitarier. Aber man kann sich da von der Vergangenheit etwas abschauen, denn vor 500 Jahren gab es keine Tierzucht für den Konsum. Da sollten wir wieder hin.
Was würdest du den Menschen und anderen Unternehmern gern mit auf den Weg geben?
Wir sollten den jungen Menschen wirklich genau zuhören. Es braucht Platz für neue Gedanken einer neuen Generation. Selbst wenn wir diese teilweise für übermütig halten, muss die nächste Generation miteinbezogen werden. Deren Ideen können wir dann mit unserer Lebenserfahrung und unseren Fähigkeiten umsetzen. Es braucht die Zusammenarbeit beider Generationen und diese braucht Zeit.
Vielen Dank für das Gespräch.