Metabolisches Syndrom führt zu tödlichen Folgeerkrankungen

Gefährliche Kombination aus vier Risikofaktoren

Metabolisches Syndrom Folgeerkrankungen: Zuckerreiche Cupcakes mit weißem Zuckerguss und bunten Streuseln, die als Beispiel für süße Lebensmittel dienen können, deren Konsum bei der Prävention von metabolischem Syndrom und dessen Folgeerkrankungen moderiert werden sollte.

Spoiler

  • Die Kombination von Übergewicht, Bluthochdruck, hohen Blutfett- und Blutzuckerwerten wird als metabolisches Syndrom bezeichnet. Die einzelnen Faktoren sind bereits für sich genommen gesundheitsschädlich. Als metabolisches Syndrom führen sie jedoch zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen.
  • Häufige Ursache des Syndroms ist Übergewicht, insbesondere Bauchfett. Starkes Übergewicht (Adipositas) hat oft genetische Ursachen. Eine kalorien- und zuckerreiche Ernährung sowie Bewegungsmangel verschärfen die Situation.
  • Eine Ernährungsumstellung, mehr Bewegung sowie eine Verhaltenstherapie gelten als Basistherapie beim metabolischen Syndrom.
  • Oft reicht eine Anpassung des Lebensstils nicht aus, um genügend an Gewicht zu verlieren. Dann kommen Medikamente oder eine Operation in Frage.

Übergewicht, speziell Bauchfett, spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung des metabolischen Syndroms. Die Fettpolster beeinflussen den Stoffwechsel, können Entzündungsprozesse fördern und eine Insulinresistenz – eine Vorstufe von Diabetes Typ 2 – begünstigen. Kommen dazu noch Bluthochdruck oder erhöhte Blutfettwerte, sprechen Mediziner von einem metabolischen Syndrom. Die einzelnen Faktoren sind bereits eine Gefahr für die Gesundheit, doch in Kombination kann das metabolische Syndrom zu Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall aber auch Krebs führen. «Um die Diagnose metabolisches Syndrom stellen zu können, reicht es laut der International Diabetes Foundation (IDF) aus, wenn neben Übergewicht und Insulinresistenz zusätzlich entweder Bluthochdruck oder erhöhte Blutfettwerte auftreten», erklärt Dr. Sykora.

Übergewicht: Gene und Lebensstil

Schuld an starkem Übergewicht, auch Adipositas genannt, sind häufig die Gene: «Wir gehen davon aus, dass starkes Übergewicht in 70 bis 80 Prozent der Fälle genetisch bedingt ist», so Dr. Sykora. Falsche Ernährungsgewohnheiten wie etwa der Konsum von kalorienreichen Fertigprodukten mit viel Zucker, sowie Bewegungsmangel sind weitere Faktoren, die zu Übergewicht und somit zur Entstehung eines metabolischen Syndroms führen können. Adipositas ist mittlerweile als Krankheit anerkannt. Genauer handelt es sich dabei um eine hormonelle Störung.

Leider sind Betroffene von Adipositas immer noch starken Vorurteilen ausgesetzt. Sie gelten als willensschwach und faul, verfügen aufgrund der hormonellen Störung jedoch über kein Sättigungsgefühl. Sie merken also nicht, wenn sie zu viel essen. Dr. Sykora ist es ein grosses Anliegen, auf diese Stigmatisierung aufmerksam zu machen und Betroffene zu unterstützen.

Die Werte im Überblick

Das gefährliche Quartett, wie das metabolische Syndrom auch genannt wird, besteht aus vier verschiedenen Risikofaktoren, wobei für die Diagnosestellung nur drei nachgewiesen sein müssen.

Übergewicht: Die überschüssigen Kilos konzentrieren sich vor allem auf den Bauch. Gemäss der IDF weisen betroffene Männer einen Taillenumfang von 94 Zentimetern oder mehr auf. Bei Frauen sind es 80 Zentimeter oder mehr.

Blutzucker: Wenn die Zellen weniger empfindlich auf das Hormon Insulin reagieren, nehmen sie immer weniger Zucker (Glukose) aus dem Blut auf. Die Folge ist ein erhöhter Blutzuckerspiegel. Auf Dauer kann dies zu Diabetes führen. Bei einem voll ausgeprägten Syndrom liegt bereits ein Diabetes mellitus Typ 2 vor.

Blutdruck: Der Blutdruck ist anfangs leicht erhöht, steigt aber im Verlauf stärker an. Langfristig wirkt sich Bluthochdruck negativ auf verschiedene Organe wie das Herz oder die Nieren aus.

Blutfettwerte: Cholesterin und Triglyzeride sind Blutfettwerte, die über längere Zeit erhöht sein können, ohne jedoch spürbare Beschwerden zu verursachen. LDL-Cholesterin lagert sich in den Arterien ab und behindert den Blutstrom, was zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann.

«Die Kombination dieser Werte führt zu einer massiven Verkürzung der Lebenserwartung durch vorzeitigen Tod an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs», warnt Dr. Sykora.

Metabolisches Syndrom: schwerwiegende Folgeerkrankungen 

Unbehandelt führt das metabolische Syndrom zu zahlreichen Folgeerkrankungen. «Dazu gehören Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall, Schäden an der Leber und an den Nieren sowie Erektionsstörungen und Unfruchtbarkeit. Nicht zu vergessen sind Vorurteile und Stigmatisierungen, denen Menschen mit Übergewicht im Alltag häufig ausgesetzt sind. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit», so der Leiter des Adipositaszentrums.

Ernährung und Bewegung als Basistherapie

Bluthochdruck und erhöhte Blutfett- und Blutzuckerwerte können medikamentös behandelt werden. Ausserdem haben eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung einen positiven Einfluss auf die Werte. Gesündere Mahlzeiten und körperliche Aktivität führen auch zu einer Gewichtsreduktion. «Diese ist jedoch oft nicht nachhaltig und führt in sehr vielen Fällen zu einem Jojo-Effekt», erklärt Dr. Sykora. Es ist wichtig, den Betroffenen von Adipositas verständlich zu machen, dass sie an einer Krankheit leiden und nun eine wirksame Therapie erhalten, welche hilft, die Essgewohnheiten dauerhaft zu ändern», meint der Experte. Statt sinnloses Hungern stehen bei starkem Übergewicht oder bei Übergewicht, das mit Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck einhergeht, wie es beim metabolischen Syndrom der Fall ist, Medikamente zur Verfügung. Diese als «Abnehmspritzen» bekannte Präparate sorgen für das Eintreten eines Sättigungsgefühls, das bei Betroffenen von Adipositas fehlt.

Wenn die Ernährungsumstellung nichts bringt

Mit Medikamenten lassen sich Hormone im Magen-Darm-Trakt beeinflussen, die für Hunger- und Sättigungsgefühl verantwortlich sind. «Bis zu einem Body-Mass-Index (BMI) von 35 sind die Abnehmspritzen die beste Wahl, spätestens ab einem BMI von 40 sind sie jedoch meist nicht mehr ausreichend», so der Medizinier. In diesem Fall sollten Betroffene über eine Operation nachdenken. Durch einen Magenbypass oder einen Magenschlauch wird der Magen verändert, wodurch die hormonelle Störung korrigiert wird und sich schneller ein Sättigungsgefühl einstellt. Studien haben gezeigt, dass eine solche Operation zudem die Blutwerte und die Funktion einzelner Organe wie Leber und Nieren deutlich verbessert. «Zudem steigen die Lebensqualität und die Lebenserwartung», so Dr. Sykora.

Mit kombinierten Therapien gegen Adipositas

«Adipositas ist eine komplexe Erkrankung. Aus diesem Grund braucht es Spezialistinnen und Spezialisten, die das Wissen aus verschiedenen Disziplinen vereinen. In einem Adipositaszentrum kommen Expertinnen und Experten aus der inneren Medizin und der Endokrinologie (Hormonlehre), sowie aus der Chirurgie, der Ernährungsmedizin und -beratung, der Psychologie und der Physiotherapie zusammen, um gezielt auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten eingehen zu können.

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