Erste Hilfe beim Herzinfarkt leisten – wenn jede Minute zählt

Herzinfarkt erkennen und richtig handeln

Erste Hilfe Herzinfarkt: Ein älterer Mann greift sich im Sitzen an die Brust.

Spoiler

  • Symptome für Herzinfarkt: starke Schmerzen in der Brust, Engegefühl, Atemnot, Kaltschweissigkeit, Todesangst, Übelkeit und Erbrechen.
  • Erste Hilfe beim Herzinfarkt: Notruf wählen, ruhig bleiben, Patienten mit dem Oberkörper erhöht lagern, Atmung und Puls kontrollieren, wachhalten.
  • Bei Bewusstlosigkeit und Herzstillstand reanimieren: 30 x Herzdruckmassage, 2 x Beatmung im Wechsel.

Vorherige Anzeichen beachten

  • Gefühl der Beklemmung oder Enge im Brustkorb bei körperlicher Belastung
  • Atemnot bei Anstrengung
  • Druckgefühl oder stechender Schmerz in der Brust
  • Schmerzen im Oberbauch
  • Der Schmerz strahlt von der Brust in den Arm, Rücken, Unterkiefer oder das Schulterblatt aus.

Schon bei diesen Vorzeichen sollte man sich beim Hausarzt oder besser noch im Krankenhaus vorstellen, um mit einem EKG die Herzgesundheit zu überprüfen. Denn bei zirka der Hälfte aller Betroffenen treten bereits 12 bis 48 Stunden vor dem Infarkt Warnsymptome auf. 

Was passiert bei einem Herzinfarkt im Körper?

Bei einem Herzinfarkt kommt es zu einem teilweisen oder vollständigen Verschluss von einer oder mehreren Herzkranzarterien, die den Herzmuskel mit Blut versorgen. Je grösser das verschlossene Blutgefäss ist, desto mehr vom Herzmuskel ist betroffen. So kann bei einem kleinen Gefäss ein Herzinfarkt sogar unbemerkt bleiben, bei einer grossen Arterie aber auch sofort zum Herzstillstand führen. Je nach Schweregrad entsteht rasch eine Unterversorgung des betroffenen Teils und das nicht mehr durchblutete Gewebe stirbt ab. Je schneller der Gefässverschluss aufgelöst und das Herz wieder durchblutet wird, desto höher die Überlebens- und Heilungschancen.

Risikofaktoren, die solch einen Verschluss stark begünstigen sind: Bluthochdruck, Übergewicht, wenig körperliche Aktivität, hohe Blutfettwerte (Cholesterin), Diabetes, Stress, Rauchen und ein höheres Alter.

Alarmzeichen! Sofortiger Handlungsbedarf

  • Plötzliche und starke Schmerzen in der Brust oder hinter dem Brustbein, die länger als 5 Minuten andauern
  • Schmerzen, die in andere Körperteile (Arme, Oberbauch, Rücken, Schultern, Kiefer, Hals) ausstrahlen
  • Massive Enge in der Brust oder ein starkes Druckgefühl: als «würde einem ein Elefant auf der Brust sitzen»
  • Starkes Brennen in der Brust
  • Atemnot
  • Angst, mitunter Todesangst
  • Angstschweiss und kalte, fahle Haut
  • Schwindelgefühl, Übelkeit und Erbrechen

Achtung! Bei Frauen wird ein Herzinfarkt häufig aufgrund der unspezifischen Symptome als Magenverstimmung wahrgenommen. Häufig ist der Schmerz in der Brust weniger ausgeprägt und es kommt eher zu einem Enge- oder Druckgefühl, das sich weniger heftig bemerkbar macht. Bei folgenden Symptomen sollte man dennoch an einen Herzinfarkt denken und Erste Hilfe leisten:

  • Kurzatmigkeit oder Atemnot
  • Schwitzen
  • Rückenschmerzen
  • Bauchschmerzen im Oberbauch
  • Ziehen in den Armen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Unerklärliche Müdigkeit
  • Depression

Erste Hilfe beim Herzinfarkt

Durch sofortige Erste Hilfe lassen sich beim Herzinfarkt häufig schwerwiegende Konsequenzen verhindern. Daher gilt die Devise: je schneller Betroffene in medizinische Behandlung kommen, desto besser. Bei Verdacht also …

  • … nicht zögern und den Notruf wählen: 144.
    Schon am Telefon wird die Notrufzentrale anhand einiger Fragen abklären, ob es sich um einen Herzinfarkt handeln könnte und erklären, was du jetzt tun musst. Der Ansprechpartner kann am Telefon bleiben, bis die Rettungskräfte eintreffen
  • Es werden der Standort, Name und Alter der Patientin oder des Patienten benötigt.
  • Bei Nacht sollte die Beleuchtung an sein und im Idealfall bittest du eine weitere Person, gut sichtbar auf den Rettungswagen zu warten und sie zu euch zu führen.
  • Bleib selbst ruhig und versuch, auch auf Betroffene beruhigend einzuwirken.
  • Ist die Person ansprechbar, lagere sie bequem und mit erhöhtem Oberkörper, um das Herz zu entlasten.
  • Einschnürende und enge Kleidung öffnen, um das Atmen zu erleichtern, auf Wunsch Fenster öffnen.
  • Ohne Unterbrechung die Atmung und das Bewusstsein im Auge behalten. Es ist gut, wenn Patienten wach bleiben. Bleib also durchgehend im Kontakt. Trost spenden und beruhigen lassen sich sehr gut mit der Pulskontrolle am Handgelenk verbinden.
  • Wird dein Gegenüber bewusstlos, sofort auf den Boden legen und Atmung und Puls prüfen. Wenn es zum Herz-Kreislauf-Stillstand kommt, umgehend Wiederbelebungsmassnahmen ergreifen:
    → 30 x Herzdruckmassage (100 Schläge pro Minute mit beiden Händen auf dem Brustbein, Takt geben Songs wie «Staying alive», «Yellow Submarine» oder «Crazy in Love»)
    → 2 x bei leicht überstrecktem Kopf beatmen
    → Hol dir Unterstützung, damit ihr euch beim Reanimieren abwechseln könnt.

Der Mythos vom Husten

In Rundmails oder in Sozialen Netzwerken begegnet einem häufig die Empfehlung, dass Patienten tief atmen und immer wieder tief aus der Lunge husten sollen, bis die Rettung kommt. Das ist jedoch medizinisch nicht belegt. Vielmehr ist es eine Massnahme, damit auf die Atmung geachtet und bewusst weitergeatmet wird. Dies lässt sich genauso gut erreichen, indem man gemeinsam atmet, Betroffene wachhält, immer wieder daran erinnert und die Atmung durchgehend im Auge behält.

Empfehlung: Um schneller richtig handeln zu können, Erste Hilfe bei Herzinfarkt und anderen Notfällen zu leisten und um Reanimieren zu üben, solltest du regelmässig einen Kurs besuchen und dein Wissen auffrischen. Agierst du schnell und geistesgegenwärtig kann dein Handeln den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. 

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