Die Reha-Therapie als Alternative zu einer Rücken-Operation

Die Chancen einer Reha bei Rückenschmerzen

Spoiler

  • Ein Grossteil der Operationen am Rücken ist nicht notwendig. Konservative (nicht-operative) Behandlungen führen ebenfalls zur Heilung.
  • Die häufigste Ursache von Rückenleiden: Schmerzen. Hier hilft eine gezielte Schmerztherapie.
  • Bei der Reha werden die Mobilität und der Muskelaufbau gefördert. Bei chronischen Leiden werden Psychologen hinzugezogen.

Ein starker Bandscheibenvorfall wird meist operativ behandelt, obwohl 80 Prozent aller Rückenoperationen nicht notwendig sind. Ein Grund für die grosse Anzahl von Eingriffen liegt in der operativen Ausrichtung vieler Spitäler: «Für Wirbelsäulen-OPs steht den Spitälern ein viel höheres Budget zur Verfügung als für nicht-operative Behandlungen», so Dr. Chaimowicz, Arzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie. Betroffene Patienten sollten deshalb verordnete Operationen hinterfragen. Möglicherweise führt auch eine Reha-Therapie zum Ziel.

Operation am Rücken

Erfolgt eine Operation am Rücken, handelt es sich meist um eine Bandscheiben-OP, die am häufigsten im Lendenwirbelbereich vorgenommen wird. Dabei ist der Faserring, der die Bandscheibe einfasst, rissig geworden. Die Folge: Der Gallertkern kann heraustreten. Wird dadurch der Nerv bedrängt, kann es zu starken, ausstrahlenden Schmerzen kommen.

«Auch eine knöcherne Einengung im Wirbelaustrittsloch kann massive Rückenschmerzen verursachen. Diese Fälle kommen in der Häufigkeit gleich nach den Bandscheibenvorfällen», erklärt Dr. Chaimowicz. Das Wirbelaustrittsloch muss erweitert werden, indem der Operateur etwas Knochen entfernt. Dadurch können die Wirbel instabil werden, was eine Versteifung in diesem Wirbelsäulenabschnitt erfordert.

Auch eine Spinalkanalstenose kann eine OP und eine Reha-Therapie nötig machen. Dabei ist der Spinalkanal, durch den die Nervenbahnen verlaufen, verengt. Dies wird auch als «Schaufensterkrankheit» (Claudicatio spinalis) bezeichnet. «Der Kanal wird operativ erweitert und gegebenenfalls auch versteift», führt Dr. Chaimowicz aus.

Reha-Therapie: Ja oder nein?

Im Anschluss an eine solche OP kann eine Reha-Therapie folgen – dies hängt vom einzelnen Operateur ab. Manche sind dagegen. «Sie befürchten zu Recht eine zu hohe Gewichtsbelastung und zu viele Bewegungen im operierten Segment», so Dr. Chaimowicz. Doch wird die Therapie in der Nachbehandlung zwischen Operateur, Rehaorthopäden und Physiotherapeuten abgestimmt, kann dies den Patienten sehr helfen. Diese sollten daher nachhaken, wenn eine Reha-Therapie vom Operateur abgelehnt wird.

Eine Reha ist häufig hilfreich, weil Wirbelsäulen- und Bandscheibenpatienten grosse Muskeldefizite aufweisen. Schliesslich hatten sie oft lange Zeit Schmerzen und nahmen Haltungen ein, die zwar die betroffenen Bereiche schonten, gleichzeitig aber zu Muskelschwund führten. «Die Muskeln verkürzen sich, die Muskulatur degeneriert. Eine Reha-Therapie kann dies ausgleichen», sagt Dr. Chaimowicz.

Was leistet eine Reha-Therapie?

Zur Behandlung steht in der Reha-Therapie eine ganze Palette von Massnahmen verschiedener Fachrichtungen zur Verfügung. «Genauso wie der Orthopäde nimmt der Physiotherapeut eine ausführliche Eingangsuntersuchung vor, um das Beschwerdebild zu erfassen. Dazu gehören Schwächen in der Muskulatur, Bewegungseinschränkungen und schmerzende Wirbelgelenke», so Dr. Chaimowicz.

Auch ein Psychotherapeut kann zum Einsatz kommen, möglicherweise auch ein Psychiater. «Bei Patienten mit chronischen Schmerzen muss man die Psyche mitbehandeln», rät der Experte.

Schmerztherapie statt OP

Häufigster Grund für eine Operation am Rücken sind starke Schmerzen. In vielen Fällen kann eine komplexe Schmerztherapie eine solche OP jedoch überflüssig machen. Zwingende Gründe für die OP, etwa ausgeprägte Lähmungserscheinungen oder ein Kontrollverlust über Blase oder Darm, sind selten.«Jeder Patient, der aufgrund eines Bandscheibenvorfalls heftige Schmerzen hat, sollte vor seiner OP in einer Rehaklinik behandelt werden», empfiehlt Dr. Chaimowicz. «Je länger der Schmerz besteht, je mehr Facetten des Patienten betroffen sind, desto wichtiger ist eine multimodale Reha-Therapie, also die Einbeziehung verschiedener Fachrichtungen und Methoden.»

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