Vorfreude, Frust und fruchtbare Tage

Wie die Medizin bei unerfülltem Kinderwunsch hilft

Mann und Frau an Bett

Spoiler

  • Die Eizelle ist nur für eine kurze Zeit betfurchtbar. Umso wichtiger ist es, den eigenen Zyklus genau zu kennen.
  • Die medizinische Unterstützung bei unerfülltem Kinderwunsch reicht von künstlicher Befruchtung bis zum Einfrieren von Eizellen.
  • Der Experte rät allen Paaren zu Geduld und eine stressfreie Herangehensweise an das Thema.

Für viele Frauen mit Kinderwunsch bricht Monat für Monat eine kleine Welt zusammen: Wenn Bauchkrämpfe die nächste Blutung ankündigen, steht fest – es hat wieder nicht geklappt. Prof. Dr. Michael von Wolff, Reproduktionsmediziner der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Bern, rät Paaren, nicht zu lange damit zu warten, der Ursache auf den Grund zu gehen: «Wenn eine Frau mit einem regelmässigen Zyklus bei regelmässigen Geschlechtsverkehr nach einem Jahr nicht schwanger geworden ist, sollten sich beide Partner untersuchen lassen.»

Kinderwunsch reell an fruchtbaren Tagen

Es klingt banal, ist aber entscheidend: Für eine Schwangerschaft ist Sex während der fruchtbaren Tage nötig. Doch vielen Frauen ist ihr Zyklus ein Rätsel. Das muss nicht sein: Man weiss, dass eine Ernährung mit ausreichend Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren sowie ein normales Körpergewicht und Sport die Fruchtbarkeit unterstützen.

«Rauchen hingegen schadet», so Prof. von Wolff: «Nikotin ist ein Giftstoff, der Einfluss auf die Eizellen hat.» Und Kaffee? «Bis zu vier Tassen pro Tag sind unbedenklich», erklärt der Gynäkologe.

Bleibt trotz aller Versuche der zweite Streifen auf dem Schwangerschaftstest aus, beginnt für viele Frauen eine emotionale Achterbahnfahrt. Prof. von Wolffs «Geheimtipp» für Paare auf dem Kinderwunsch-Weg: «Früh starten – Geduld haben – sich keinen Druck machen.»

Ein regelmässiger Zyklus

Eine häufige Ursache ist ein unregelmässiger Zyklus oder das Ausbleiben des Eisprungs. «Eine Hormonbehandlung kann das beheben», so Prof. von Wolff. Liegt die Kinderlosigkeit an einem undurchlässigen Eileiter oder an einer schlechten Samenqualität, kann eine IVF (In-vitro-Fertilisation) – die künstliche Befruchtung – helfen: Zunächst werden Hormone gespritzt, damit möglichst viele Eizellen heranreifen. Sie werden entnommen, eine gesunde Zelle wird mit dem Sperma des Mannes injiziert und zieht fertig befruchtet in die Gebärmutter ein. Die Chance auf ein Baby: etwa 25 Prozent. Je jünger die Frau, desto höher.

Hindernis Spermienqualität

Typische Probleme beim Mann sind Spermien, die wenig, langsam oder schlecht geformt sind. Meist bleibt die Ursache dafür unbekannt. Die Therapie ist eine sogenannte «Intrauterine Insemination»: Dabei wird das Sperma direkt zum Zielort gebracht – in die Gebärmutter. Der verkürzte Weg vereinfacht die Befruchtung der dort wartenden Eizelle.

Diese noch junge Methode kommt ohne das belastende Spritzen von Hormonen aus. Sie ist weniger invasiv und günstiger. Eine Studie belegt, dass sie die Frauen psychisch nicht so sehr belastet. «Diese sogenannte IVF-Naturelle ist besonders bei Frauen unter 35 Jahren erfolgreich, die noch ganz gesunde Eizellen produzieren», erklärt Prof. von Wolff.

Kinderwunsch aufgeschoben, aber nicht aufgehoben?

Viele Frauen entscheiden sich erst spät im Leben für ein Baby – oder für einen Partner. Deshalb wird immer häufiger ein «Social Freezing» durchgeführt – das Einfrieren von Eizellen für später.

Hormongaben sorgen dafür, dass die Frau möglichst viele Eizellen bildet. Diese werden entnommen und eingefroren. Kosten: etwa 5000 CHF. Hinzu kommt der Preis für die Lagerung, die spätere Befruchtung und das Einpflanzen der Eizelle. «Das Social Freezing bietet gute Chancen für Frauen unter 35 Jahren, wird jedoch meist von älteren Frauen genutzt. Hauptgrund ist ein fehlender Partner», berichtet Prof. von Wolff.

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