Vasektomie beim Mann: Unterbindung zur Empfängnisverhütung

Was du über die Sterilisation wissen solltest

Vasektomie: Mann schliesst Gürtel an seiner Hose
Den Begriff Vasektomie für den Mann haben viele sicher schon einmal gehört. Doch was ist das eigentlich genau?

Dabei handelt es sich um eine Unterbindung für die Empfängnisverhütung. Beim Mann reifen in den Hoden Spermien, welche dann über die Nebenhoden und die Samenleiter in die Prostata transportiert und mit dem Ejakulat ergossen werden. Entscheidet sich ein Mann für die Sterilisation, werden bei einem kleinen Eingriff die beiden Samenleiter im Bereich vom Hodensack durchtrennt, sodass im Ejakulat später keine Spermien mehr vorhanden sind. Auch wenn es als Samenerguss bekannt ist, bemerkt man nach der Vasektomie beim Ejakulat kaum einen Unterschied, da es zu 85-95 Prozent aus Prostata- und Samenblasenflüssigkeit und nur zu etwa 5-15 Prozent aus Samenflüssigkeit besteht. 

Wie wird der Eingriff durchgeführt?

Da der Mann über zwei Samenleiter verfügt, müssen beide Samenleiter durchtrennt werden : Dies erfolgt in der Regel unter Lokalbetäubung, kann aber optional auch in Narkose durchgeführt werden. Es gibt verschiedene Operationsmethoden. Die Unterbindung kann entweder durch einen kleinen Schnitt in der Mitte des Hodensacks oder über zwei kleine Schnitte rechts und links am Hodensack erfolgen. Das hört sich invasiver an als es ist. In der Regel ist die durch eine spitze Klemme schonend verursachte Öffnung nur  gut einen Zentimeter lang und liegt in der Falte des Hodensacks, sodass sie später kaum zu sehen ist. Die Samenleiter werden jeweils freigelegt und dann und durchtrennt. Damit die beiden Enden nicht wieder zusammenwachsen können, auch wenn das sehr selten vorkommt, werden sie verödet, abgebunden oder in separate Gewebstaschen vernäht.

Die Vasektomie ist also kein grosser Eingriff. Muss sich der Mann speziell darauf vorbereiten?

Eigentlich nicht. Gerade bei einem ambulanten Eingriff muss man nicht einmal nüchtern bleiben und kann danach in der Regel direkt wieder nach Hause gehen. Es braucht vorher keine Rasur, denn wir wollen vermeiden, dass in diesem Bereich Hautinfektionen entstehen. Wir entfernen die Haare, falls nötig, direkt im OP. Grundsätzlich ist es gut, wenn eine Begleitperson dabei ist, die einen sicheren Heimweg gewährleistet, aber das ist kein Muss – der Patient kann auch selbst fahren. Nur mit dem Velo nach Hause zu fahren, ist keine gute Idee. Das hat erstmal Pause.

Gibt es Nebenwirkungen?

Die sogenannte No-Scalpel-Vasektomie, bei der die Haut aufgespreizt und nicht geschnitten wird, ist recht nebenwirkungsfrei. Es kann zu kleinen Blutungen mit Blutergüssen kommen, zu Nachblutungen, Infektionen oder Wundheilungsstörungen, wobei das wirklich selten ist. Man könnte meinen, dass sich in dieser Region gerne Bakterien ansiedeln, dennoch heilt alles in der Regel rasch und problemlos ab. Manche Patienten haben etwas Schmerzen, die aber gut mit Schmerzmitteln in den ersten ein bis zwei Tagen zu behandeln sind. 

Apropos frühe Belastung: Muss man(n) sich erstmal schonen?

Am Tag des Eingriffs darf man sich ruhig ein wenig Ruhe gönnen. Auf Sport sollte man für zirka eine Woche verzichten, vor allem auf Sportarten, die für diese Region belastend sind – eben Velofahren zum Beispiel. Ansonsten sollte man einfach auf den Körper hören und bei Schmerzen direkt aufhören. Gleiches gilt für Geschlechtsverkehr. Die Hautnähte lösen sich binnen einer bis zwei Wochen  von selbst auf und sobald keinerlei Schmerzen mehr zu spüren sind, darf man wieder alles machen.

Wie lange dauert es nach der Vasektomie, bis der Mann unfruchtbar ist und wie sicher ist diese Form der Verhütung?

Wir haben da einen Richtwert von drei Monaten oder 30 Ejakulationen, denn das System – also Samenleiter, Prostata und Co. – muss erst entleert werden, bevor das Ejakulat spermienfrei ist. Wer sexuell sehr aktiv ist, ist da natürlich schneller. Um auf Nummer sicher zu gehen, machen wir nach drei Monaten ein Kontroll-Spermiogramm und prüfen, ob das Ejakulat noch Spermien enthält. Bis dahin sollte unbedingt noch weiter verhütet werden. Danach ist diese Verhütungsmethode aber eigentlich zu 100 Prozent sicher, denn es sind keine Spermien mehr im Erguss und durch die Vernähung oder Verödung wachsen die Samenleiter auch nicht einfach wieder zusammen. 

Wirkt sich die Sterilisation irgendwie auf Libido und Sexualleben aus?

Die Hoden produzieren neben den Spermien auch das Testosteron, welches wichtig für die Libido ist. Dieses Hormon wird aber nicht über die Samenleiter abgegeben, sondern über die Blutbahn. Der Eingriff an den Samenleitern hat also keine Auswirkungen auf die Libido oder die Erektion. Es verändert sich häufig etwas zum Positiven, denn man muss nicht mehr anderweitig verhüten. Das ist vor allem eine grosse Veränderung für jene Partnerinnen, die von nun an nicht mehr hormonell verhüten müssen.

Mythos Prostatakrebs und Hodenkrebs durch Vasektomie

Es kursiert noch immer das Gerücht, dass sich durch die Unterbindung das Risiko für Hoden- und Prostatakrebs erhöhen würde. Dass das nicht der Fall ist, konnten mehrere Studien mittlerweile beweisen. 

Angenommen man entscheidet sich um: Kann die Vasektomie auf Wunsch des Mannes rückgängig gemacht werden?

Grundsätzlich möchte ich betonen, dass dieser Eingriff erst durchgeführt werden sollte, wenn der Mann sich sicher ist, keine Kinder mehr zeugen zu wollen. 

Aber ja, mit einem aufwändigen mikroskopischen Eingriff kann man diese beiden Enden des Samenleiters, der so dünn ist wie eine dickere Spaghetti, wieder zusammennähen. Man kann sich also vorstellen, wie fein bei einer hohlen Röhre dieser Grössenordnung gearbeitet werden muss. Und selbst dann hat man keine Garantie. Wie erfolgreich die sogenannte Vaso-Vasostomie ist, hängt von vielen Faktoren ab. Die Baby-take-home-Rate, also die Wahrscheinlichkeit ein Kind zu zeugen, ist höher, je kürzer die Vasektomie beim Mann her ist. Ist die Unterbindung schon länger her, reduzieren sich die Spermienproduktion und -qualität. Sollte es dann nicht klappen mit einem Baby, können bei einem ausgeprägten Kinderwunsch Spermien für eine künstliche Befruchtung auch direkt aus den Hoden entnommen werden – das bedeutet aber immer einen zusätzlichen Eingriff für Mann und  Frau.

Deshalb wird bei  jüngeren Männern ohne Kinderwunsch auch immer wieder kontrovers diskutiert, ob eine Vasektomie durchgeführt werden soll. Die Vasektomie ist eben nicht einfach nur eine Klemme, die man wieder löst. Da muss eine genaue Aufklärung stattfinden. Letztendlich entscheidet aber jeder Chirurg individuell, ob er bereit ist, den Eingriff an jüngeren Männern  durchzuführen.

«Gerade in Partnerschaften sollte kein Alleingang stattfinden und die Entscheidung zur Vasektomie immer gemeinsam mit der Partnerin getroffen werden.»

Was kostet eine Vasektomie? Beteiligt sich die Krankenversicherung?

Das ist sehr unterschiedlich, je nachdem, wo es gemacht wird. Auch wenn es andere Angebote gibt, sollte die Vasektomie immer von einem ausgebildeten Urologen durchgeführt werden. Die Kosten belaufen sich in der Regel auf 800 bis 1’500 Franken, die selbst bezahlt werden müssen, denn der Eingriff ist medizinisch meist nicht notwendig und wird daher nicht von der Krankenversicherung übernommen. 

Vielen Dank für das Gespräch.

Facebook
Email
Twitter
LinkedIn