Spoiler
- Zu einer guten Vorsorge gehört es, dass Frauen ihren Körper mitsamt den Geschlechtsorganen anschauen und normale Veränderungen wie Alterungsprozesse von krankhaften unterscheiden lernen.
- HPV-Infekte erhöhen das Risiko für Schamlippenkrebs, Genitalwarzen und Gebärmutterhalsveränderungen. Gegen dieses Virus kann geimpft werden.
- Hinter Juckreiz und vermeintlichen Pilzinfektionen steckt manchmal die chronische Hautkrankheit Lichen sklerosus. Wird diese behandelt, können Folgekrankheiten vermieden werden.
Drei Dinge können Frauen tun, um eigenständig gynäkologische Vorsorge durchzuführen und so gynäkologischen Erkrankungen vorzubeugen:
- die Vorsorgeuntersuchungen mit Krebsabstrich und Brustuntersuchung regelmässig wahrnehmen,
- sich mit sicheren Sexualpraktiken vor sexuell übertragebaren Krankheiten schützen und
- Vulva und Vagina hin und wieder selbst untersuchen.
«Es ist wichtig, seinen ganzen Körper zu kennen, richtig zu pflegen und Veränderungen zu bemerken», so Dr. Meili. «Zum Beispiel wachsen die kleinen Schamlippen in der Pubertät, können sich verfärben und häufig grösser werden als die äusseren Schamlippen. Das ist ganz normal. Warzen hingegen oder offene Stellen sollten mit der Gynäkologin besprochen werden.»
Jucken und brennen? Verdacht auf Lichen sklerosus
Diese chronische Hauterkrankung betrifft viele Frauen, bleibt aber häufig lange unentdeckt. Denn Symptomen wie Jucken, Brennen und häufigen Blasenentzündungen wird oft nicht vollständig auf den Grund gegangen. Doch auch diesen Beschwerden nachzugehen, gehört zur gynäkologischen Vorsorge. «Nicht jeder Juckreiz ist eine banale Pilzinfektion. Manchmal versteckt sich eine Hauterkrankung wie Lichen sklerosus dahinter, die eine gute Pflege braucht», erklärt Dr. Meili.
Durch eine kortisonhaltige Salbe und eine Pflege mit Fettcremes können Symptome gelindert und ein Fortschreiten verhindert werden. Unbehandelt kann Lichen sklerosus zu Vernarbungen an den Schamlippen führen und den Scheideneingang verengen, sodass Sex schmerzhaft bis unmöglich wird. Auch die Entstehung von Schamlippenkrebs wird mit Lichen sklerosus in Verbindung gebracht. Dr. Meili wünscht sich eine bessere Aufklärung von Frauen, denn frühzeitig behandelt, können ernste Folgen vermieden werden.
Gynäkologische Vorsorge: auch wegen Chlamydien
«Vor 50 Jahren war es für Frauen noch üblich, lebenslang einen Sexualpartner zu haben. Es galt als anrüchig, wenn man sich anders verhielt. Heute machen die meisten Frauen mehr sexuelle Erfahrungen», so Dr. Meili. Die Anzahl der Chlamydien-Infektionen ist mit dieser sexuellen Freiheit gestiegen. Umso wichtiger ist eine regelmässige gynäkologische Vorsorge.
Chlamydien sind heimtückisch, weil sie lange keinerlei Beschwerden machen, aber zu Folgen wie Unfruchtbarkeit führen können. Nicht einmal ein Kondom schützt immer zuverlässig vor Chlamydien. Wer ungeschützten Verkehr hatte oder in Zukunft haben möchte und unsicher ist, kann einen Test auf Chlamydien durchführen lassen. Frauen lassen sich meist bei ihrem Gynäkologen, Männer beim Hausarzt oder Urologen testen. Mit Antibiotikum behandelt, heilt die Infektion gut aus.
HPV-Impfung: Sinnvoll für Jungen und Mädchen
Gynäkologische Vorsorge kann auch bei Humanen Papillomaviren (HPV) betrieben werden. Sie sind die häufigsten sexuell übertragenen Infektionen. Eine Impfung wird für Jungen und Mädchen empfohlen, bevor sie sexuell aktiv werden – also zu Beginn der Pubertät. «Die Impfung wird von den Kantonen übernommen. Sie wird meist gut vertragen und hilft, Krankheiten wie Gebärmutterhalskrebs, Schamlippenkrebs und Warzen im Intimbereich stark zu reduzieren», so Dr. Meili. «So können Operationen und aufwendige Therapien vermieden werden.»
Besonders in Industrienationen steigt die Zahl der Vulva-Karzinome (Schamlippenkrebs) kontinuierlich. Auffällig ist, dass immer mehr junge Frauen erkranken. Der HP-Virus gilt hier als grösster Risikofaktor.