Krebs

Sicher durch die Schwangerschaft trotz Brustkrebs

Werdende Mütter können meist ohne zusätzliches Risiko behandelt werden

Schwangere Frau

Spoiler

  • Circa 15 von 100'000 Frauen erkranken während der Schwangerschaft an Brustkrebs.
  • Die Behandlungsmöglichkeiten unterscheiden sich in wenigen Punkten von denen nicht-schwangerer Betroffener und auch Stillen ist nach der Therapie meist kein Problem.
  • Die beste Prävention von Brustkrebs in der Schwangerschaft ist eine frühe Risikoabklärung und regelmässige Untersuchungen beim Facharzt.

Brustkrebs in der Schwangerschaft kommt sehr selten vor, nur etwa 15 von 100’000 Frauen sind betroffen. «Es ist schon ein grosser Zufall, wenn eine Schwangerschaft und Brustkrebs zusammenfallen – unwahrscheinlich, aber natürlich möglich», weiss Brustkrebsspezialist PD Dr. Konstantin Dedes. Doch wenn es dazu kommen sollte, wirft das bei werdenden Müttern viele Fragen auf: Kann ich eine Therapie beginnen? Was bedeutet das für mein Ungeborenes? Kann ich trotzdem stillen?

Den Brustkrebs in der Schwangerschaft identifizieren

Zunächst steht die Herausforderung, den Tumor überhaupt als solchen zu erkennen: «Das geht in den ersten Schwangerschaftswochen etwas einfacher. Sobald die Brust jedoch anfängt ihre Milchdrüsen zu stimulieren, können Schwellungen und Spannungsgefühle das Ertasten eines Knotens erschweren», so Dr. Dedes. Prophylaktische Abtastungen bei der Gynäkologin sind bei der ersten Schwangerschaftskontrolle ratsam. Nach dem dritten Monat erkennt ein Ultraschall einen Tumor am ehesten, Mammographie und Magnetresonanztherapie (MRT) zeigen durch die Anschwellung der Drüsen keine zuverlässigen Bilder mehr.

Geben die Untersuchungen Grund zum Verdacht auf einen Tumor, sollte mit einer Biopsie Art und Auswuchs festgestellt werden. «Der Eingriff ist absolut ungefährlich für die werdende Mutter und ihr Baby, deshalb wird sie vom richtigen Spezialisten damit auch niemals auf nach der Schwangerschaft vertröstet», meint der Experte.

Chemotherapie: ja, Antihormonbehandlung: nein

Auch die Behandlungsmöglichkeiten sind für schwangere Brustkrebspatientinnen, mit wenigen Einschränkungen, die gleichen wie für andere Betroffene. Dabei wird weder eine Frühgeburt provoziert noch die Gesundheit von Mutter oder Kind gefährdet.

Die operative Entfernung des befallenen Gewebes und auch die vollständige Brustabnahme sind zu jedem Zeitpunkt in der Schwangerschaft möglich. Mit einer angepassten Narkose besteht für das Kind kein Risiko.

Eine Chemotherapie ist ebenfalls ohne Risiko möglich – allerdings erst ab der 16. Schwangerschaftswoche. Dann ist das Kind so weit entwickelt, dass Missbildungen durch die Therapie ausgeschlossen sind. Falls notwendig, kann eine Chemotherapie eine gewisse Zeit hinausgezögert werden. «Die Mutter muss und sollte ihre Gesundheit jedoch nicht hinter die ihres Kindes stellen. Die empfohlenen Diagnose- und Therapieverfahren sind fast zu jeder Zeit und ohne erhöhtes Risiko durchführbar», meint Dr. Dedes. Ausserdem filtert die Plazenta fast alle potentiell gefährdenden Medikamente und Wirkstoffe, sodass diese nicht zum Fötus gelangen könnten.

Einzig die endokrine Therapie, auch Antihormontherapie genannt, darf bei Brustkrebs in der Schwangerschaft und beim Stillen danach nicht durchgeführt werden, da sie das für eine gesunde Schwangerschaft nötige Östrogen blockieren würde und auf das Neugeborene mit der Muttermilch übertragen werden könnte.

Brustkrebs in der Schwangerschaft? Risiko testen

Frauen, in deren Familie Brustkrebs bereits vorkam, können in einem Brustkrebszentrum oder bei einem anderen Facharzt abklären lassen, ob sie gefährdet sind und wie hoch ihr Risiko für Brustkrebs in der Schwangerschaft ist. Das ist besonders dann ratsam, wenn es konkret auf die Familienplanung zugeht.

«Erkrankten Verwandte in ähnlichem Alter, in dem die Frau gerade ihre Schwangerschaft plant, sollte ihr Risiko früh genug abgeschätzt werden und die Untersuchungen vor der Schwangerschaft intensiviert werden», rät der Experte. Radikale Massnahmen wie die vorsorgliche Abnahme der Brüste sind selten und nur in stark gefährdeten Fällen ratsam.

Kein erhöhtes Risiko durch Schwangerschaft

Die Brust ist nach einer laufenden Chemotherapie voll funktionsfähig. Stillen ist nur dann nicht erlaubt, wenn eine Antihormontherapie direkt nach der Geburt einsetzt oder noch eine Chemotherapie ansteht. «Musste eine Brust entfernt oder bestrahlt werden, fehlen natürlich die nötigen Milchdrüsen zum Stillen oder sind durch die Bestrahlung nicht mehr fähig, genügend Milch zu produzieren. Die verbleibende gesunde Brust kann jedoch ohne Einschränkungen Milch produzieren und das Kind versorgen», so Dr. Dedes.

Anders als oft befürchtet, hat die gesteigerte Hormonproduktion während der Schwangerschaft keinen Einfluss auf die Entstehung und Entwicklung des Krebses. Auch sind Frauen, die in einer Schwangerschaft Brustkrebs bekamen, nicht gefährdeter, in einer Folgeschwangerschaft erneut zu erkranken. «Die Forschung hat sich im letzten Jahrzehnt stark weiterentwickelt. Mit neuen Erkenntnissen können wir die Behandlung laufend optimieren und individuell anpassen», sagt Dr. Dedes.

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