Chancen und Risiken der Antihormontherapie

Wie der Einfluss von Hormonen auf Brustkrebs blockiert werden kann

Ältere Frau greift nach Hand.

Spoiler

  • Brustkrebs wird häufig in seiner Entwicklung von Sexualhormonen bestimmt. Eine Antihormontherapie mindert die Ausschüttung der Hormone oder blockiert sie.
  • Die Therapie zieht sich über mehrere Jahre und wird individuell eingestellt. Häufig wird sie von einer Chemotherapie begleitet.
  • Durch die Hormontherapie steigt das Risiko für Osteoporose, Gewichtszunahme und Veränderungen der Libido.

Hormone sind häufig an der Entstehung und am Wachstum von Brustkrebszellen beteiligt. Sie können den Verlauf der Krankheit beeinflussen: Die Tumorzellen tragen Rezeptoren für die Sexualhormone Östrogen und Gestagen. «Werden diese Hormone durch eine Antihormontherapie ausgeschaltet, kann die Ausbreitung der Krebszellen wirksam bekämpft, wenn auch nicht in allen Fällen verhindert werden», erklärt Prof. Dr. Beat Thürlimann, Chefarzt und Leiter des Brustzentrums am Kantonsspital St. Gallen.

Die Hormone sind allerdings meistens nicht die alleinige Ursache von Brustkrebs, sondern begünstigende Faktoren, so Prof. Thürlimann. Ob ein Tumor hormonabhängig ist, kann im Labor untersucht werden.

Antihormontherapie: Hormone blockieren

Für die Art der Antihormontherapie ausschlaggebend sind das Alter der Frau und der Status der Menopause: ob sie sich in der Prä-, Peri- oder Postmenopause befindet. Je nach Status kann die Hormonproduktion heruntergesetzt oder Hormonrezeptor-Blocker verabreicht werden. Diese senken die Wirkung der Hormone.

Bei jungen Frauen wird gelegentlich die Hormonproduktion im Eierstock unterbrochen, wodurch der Zyklus ausbleibt. Dazu werden sogenannte GnRH-Analoga eingesetzt, die die Hormonfreisetzung vermindern. Aromatase-Hemmer werden bei Frauen in der Postmenopause eingesetzt. Sie hemmen die Bildung von Östrogen.

Die Medikamente werden in Form von Tabletten oder Spritzen verabreicht – und zwar über fünf bis zehn Jahre, wie Prof. Thürlimann erklärt. Die jeweilige Länge der Antihormontherapie hängt von mehreren Faktoren ab und sollte mit einem Spezialisten besprochen werden.

Therapie individuell anpassen

Krebszellen können auch Resistenzen bilden. «Tumorzellen sind smart», sagt Prof. Thürlimann: «Sie können ihren Stoffwechsel umstellen, um der Hormonabhängigkeit zu entgehen. Deswegen wird manchmal zur Antihormontherapie auch eine Chemotherapie gesellt, um eventuell vorhandene Krebszellen doch noch abzutöten.»

Die Antihormontherapie ist eine zielgerichtete Therapie. Dagegen wirkt die Chemotherapie breiter. Aber: «Mehr ist nicht unbedingt besser», so der Experte. «Manchmal muss man mit dem Zweihänder eingreifen und ein anderes Mal mit dem Florett zustechen; manchmal braucht es beides.» Ziel sei, die Instrumente zur Brustkrebsbekämpfung zu optimieren, nicht zu maximieren.

Mit Bewegung gegen die Nebenwirkungen

Viele Frauen haben Bedenken gegen eine Antihormontherapie wegen der möglichen Nebenwirkungen: Immerhin erhöht die Behandlung das Risiko für Osteoporose, Gewichtszunahme und eine beeinträchtigte Libido. Deswegen sei es wichtig, die Antihormontherapie unter Kontrolle und Begleitung eines darin erfahrenen Facharztes durchzuführen, so Prof. Thürlimann. Eine psychoonkologische Unterstützung kann ebenfalls zur Erhaltung der Lebensqualität beitragen.

Körperliche Aktivität und eine bewusste Gewichtskontrolle werden während der Antihormontherapie empfohlen. Dadurch werden der Kreislauf und der Stoffwechsel angekurbelt, nebenbei steigert sich das Wohlbefinden – und das ist eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Therapie.

Facebook
Email
Twitter
LinkedIn