Kekse, Kuchen, Schoggi? Lieber den Zucker reduzieren

Einfach mal nein sagen mit Tipps vom Experten

Zucker reduzieren: Schale mit Nüssen und Gemüse auf dunkler Fläche
Was löst plötzliches Verlangen nach Süssem aus?

Süsses bedeutet Kohlenhydrate, und die sind Energieträger. Die Lust auf Süsses ist also ein Hunger nach Energie. Und der startet einen Reflex: Weil der Genuss von Zucker im Gehirn Serotonin und Dopamin ausschüttet, haben wir gelernt, dass Süsses kurzfristig glücklich macht. Aber oft verwechseln wir da etwas. Hinter dem Hunger auf Zucker steckt oft schlicht Durst. Deshalb: Erst mal trinken und abwarten, ob der Appetit verschwindet. So lässt sich die Menge an Zucker bereits leicht reduzieren.

Kann ich Lust auf Zucker ganz verhindern?

Man beugt vor, indem man gar nicht erst aushungert. Denn dann sind wir wehrlos. Kommt Stress hinzu bringt einen das in den Fight-or-Flight-Modus – und zum Kämpfen und Fliehen brauchen wir schnell verfügbare Energie, also Kohlenhydrate. Die Hauptmahlzeiten sollten wirklich satt machen und immer Gemüse und Eiweisse enthalten. Dann hat man für zirka fünf Stunden keinen Hunger. Wer mittags einen kleinen Salat isst und keine Eiweisse, fällt zwei Stunden später über die Kekse her. Ich rate, jeder Mahlzeit gesunde Fette zuzufügen: Olivenöl, Saaten, eine Handvoll Nüsse.

Auch Menschen, die abnehmen wollen?

Gerade. Studien zeigen: Wer sich fettarm ernährt, ist im Schnitt dicker und hat ein erhöhtes Infarkt- und Krebsrisiko. Ein weiterer Tipp, um die Lust auf Zucker zu reduzieren, sind Bitterstoffe. Sie wirken direkt im Gehirn appetithemmend. Also – das Bittere am Gemüse bloss nicht wegschneiden, sondern mit rein ins Gericht.

Löst Zucker Entzündungsreaktionen im Körper aus?

Das wird vermutet. Sich entzündungsarm zu ernähren heisst: keinen oder wenig Zucker, viele pflanzliche Eiweisse und gesunde Fette. Vor zirka zehn Jahren ist deutlich geworden, wie gesund wir durch gesundes Essen bleiben. So ist die Ernährungsmedizin entstanden.

Den Zucker vollständig zu reduzieren, fällt vielen schwer.

Wir müssen Zucker auch nicht verteufeln, sondern gut mit ihm umgehen. Eine Menge von 25-50 Gramm pro Tag ist laut WHO in Ordnung. Ziel ist, darunter zu bleiben. Also muss ich mich fragen: Will ich den schnellen Riegel nebenbei wirklich, oder verkneife ich mir den und gönne mir stattdessen etwas anderes.

Oft ist von verstecktem Zucker die Rede. Kennen Sie ein Versteck, das man nicht vermutet?

Weisskrautsalat, Zuchtbananen, Tiefkühlpizza und generell Fertiggerichte. Zucker ist einfach ein preiswerter Geschmacksverstärker.

Viele Teenager lieben Softdrinks. Haben Sie ein K.-o.-Argument für Eltern?

Ja. Es wurde eine Zunahme von Dickdarmkrebs bei Jungen beobachtet. Der Softdrinkkonsum in der Jugend zusammen mit einem hohen Wachstumshormonspiegel wird als Ursache diskutiert.

Wieso machen Zuckerersatzstoffe dick, obwohl sie keine Kalorien enthalten?

Sie halten die Unempfindlichkeit gegen Zucker aufrecht. Wer Nutella nicht als zu süss empfindet, ist abgestumpft gegen Übersüsses.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

Zucker reduzieren: Dr. Riedls Tipps

  • Im Kopf mitzählen: Wieviel Zucker nimmst du zu dir? Dazu musst du lernen, wie viel wo drinsteckt. Du hast ein Zuckerkonto von 25-50 Gramm pro Tag und kannst überlegen, wofür du dieses Guthaben einsetzt. Wie mit einem Geldkonto. Es gibt Apps, die dir den Zuckergehalt in Lebensmitteln schnell und unkompliziert angeben.
  • Gewöhne dich Stück für Stück an kakaohaltigere und zuckerärmere Schokolade. Du musst ja nicht gleich auf 98-Prozentige umsteigen – besser langsam vortasten.
  • Ein Pakt mit dir selbst: Streiche gezuckerte Getränke und Fertiggerichte komplett. Damit kannst du den Zucker stark reduzieren, ohne gross verzichten zu müssen.
  • Beim Backen und Kochen: Wenn Zucker im Rezept vorkommt, nimm standardmässig nur die Hälfte.
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