K.o.-Tropfen: Schutz und Massnahmen, wenn ihr betroffen seid

Was zu tun ist bei Verdacht auf K.o.-Tropfen und wie man sich schützen kann

K.o.-Tropfen Schutz: Mit einer Pipette werden Drogen in ein Trinkglas mit Strohhalm und Eiswürfeln gegeben. Im Hintergrund bunte Lichter.

Wenn du selbst betroffen bist …

Hast du nur ein oder zwei Gläser Alkohol getrunken, bist aber davon vollkommen betrunken, obwohl du normalerweise mehr verträgst? Oder bist du nach einer Party aufgewacht und hast ein Blackout von mehreren Stunden? «Die Drogen werden häufig in alkoholische Getränke gemischt, um deren Geschmack zu verschleiern. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass sie auch in alkoholfreie Drinks gemischt werden. Daher bietet der Verzicht auf Alkohol keinen sicheren K.o.-Tropfen-Schutz und man sollte das im Hinterkopf haben, wenn jemand Symptome zeigt», weiss Anja Meier. 

Anzeichen für K.o.-Tropfen sind:

  • Ein vernebeltes Gefühl, als wärst du in Watte gepackt oder völlig betrunken
    → Das «wattige» Gefühl kann auch noch die Tage danach zu spüren sein.
  • Plötzliche Übelkeit und Schwindel
  • Ein Gefühl der Müdigkeit oder Willenlosigkeit
  • Du kannst dich nicht mehr richtig oder gar nicht mehr bewegen
  • Erinnerungsstörungen oder Erinnerungsverlust über mehrere Stunden
    -> Anders als bei einem Alkohol-Filmriss, bei dem man sich oft noch an einzelne Fetzen erinnert, ist nach K.o.-Tropfen meistens alles weg und du hast gar keine Ahnung, was passiert ist. 
  • Zweifel, dass dieser Zustand gerade nur vom Alkohol kommt
  • Danach eventuell Verletzungen oder blaue Flecken, die du dir nicht erklären kannst

Auch wenn es dir vielleicht unangenehm ist, wende dich direkt an deine Freunde oder an deine Eltern. Sag ihnen, wie du dich fühlst und dass du Sorge hast, dass dir K.o.-Tropfen verabreicht wurden. Natürlich kannst du auch den Notruf wählen (144), damit jemand kommt, um zu helfen. Selbst wenn sie dir anbieten, dich zu fahren, solltest du niemals mit Fremden mitgehen. Es könnte sein, dass es sich dabei um die Person handelt, welche dir die Droge verabreicht hat. Möglicherweise möchtest du an die frische Luft, um ein klareren Kopf zu bekommen – das ist okay, nur geh nicht allein nach draussen, sondern nur mit Leuten, die du kennst und denen du vertraust.

Da diese Substanzen nicht lange nachweisbar sind, solltest du so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen oder ins Krankenhaus gehen. Ein Bluttest weist K.o.-Tropfen sechs Stunden lang nach, im Urin sieht man sie etwa zwölf Stunden nach der Aufnahme. Falls du es nicht schaffst, dich direkt untersuchen zu lassen, kannst du erstmal in ein sauberes Glas pinkeln, es im Kühlschrank aufbewahren und später mit zur Untersuchung bringen, damit es im Labor getestet wird.

Was sind K.o.-Tropfen überhaupt?

Darunter fallen verschiedene Substanzen, welche unbemerkt verabreicht werden und Personen willen- oder wehrlos machen, häufig mit dem Ziel, sie zu missbrauchen oder auszurauben. «K.o.» steht für den englischen Begriff «Knock-out», also «ausser Gefecht setzen». Am häufigsten kommen dabei Partydrogen wie Liquid Ecstasy zum Einsatz. Die Wirkstoffe GHB (Gamma-Hydroxybuttersäure) und GBL (Gamma-Butyrolacton) haben je nach Dosierung eine anfänglich enthemmende und entspannende Wirkung, machen eine Zeit lang euphorisch und stimulieren sexuell oder können in hohen Dosen zu Schläfrigkeit, Benommenheit, Tiefschlaf, Koma, Atemlähmung und schlimmstenfalls zu Lebensgefahr führen.

Du siehst, das ist wirklich hartes Zeug, mit dem nicht zu spassen ist. 

K.o.-Tropfen: Schutz durch fürsorgliche Freunde

Wenn ihr in einer Gruppe unterwegs seid, passt gegenseitig auf euch auf. Wirkt eines der Mädels sehr betrunken, nachdem sie sich mit Fremden unterhalten hat? Ist einer der Jungs teilnahmslos? Das solltet ihr tun:

  • Ist die Person bewusstlos, ruf direkt einen Notarzt: 144. Wenn das Mittel überdosiert wurde, besteht vielleicht Lebensgefahr.
  • Habt ihr den Verdacht, dass ihr Gewalt angetan wurde? Ruft die Polizei (117), damit die Beweise gesichert werden können. Beide Nummern könnt ihr auch ohne Guthaben auf dem Handy jederzeit kostenfrei anrufen.
  • Gerade im Club hat es häufig geschultes Sicherheitspersonal oder sonstige Mitarbeitende, die ihr ansprechen könnt. Eventuell gibt es sogar einen sicheren Rückzugsort, um auf weitere Einsatzkräfte zu warten und der Menschenmenge zu entfliehen.
  • Sind Betroffene noch ansprechbar, begleitet sie ins Krankenhaus. Alternativ bringt ihr sie nach Hause zu den Eltern und gebt dort Bescheid. Jemand, der unter dem Einfluss von K.o.-Tropfen steht, ist sehr schutzbedürftig und sollte keinesfalls allein bleiben.
  • Macht euch keine Sorgen, dass jemand Ärger bekommt: Eltern sind froh, wenn ihr aufeinander Acht gebt und wenn sie wissen, dass ihr Kind nicht allein ist. Die Sicherheit sollte immer höchste Priorität haben, also geht gemeinsam nach Hause.

«Man hat oftmals das Gefühl, dass vorrangig Mädchen und Frauen betroffen sind. Vielleicht mit einem anderen Ziel, beispielsweise Gewalt oder Raub, bekommen aber Jungs und Männer die Droge ebenfalls immer wieder ab. Und manchmal treffen die K.o.-Tropfen auch einfach nicht die Person, die sie eigentlich hätten treffen sollen.»

Übrigens …

Nur schon das Verabreichen von K.o.-Tropfen ist eine Straftat, unabhängig davon, ob es zu weiteren Gewaltverbrechen kommt oder nicht. Freunde und Bekannte, die eine Verschlechterung des Zustands wahrgenommen haben oder sogar jemanden, der sich am Glas zu schaffen gemacht hat, sind wichtige Zeugen. Sie sollten also der Polizei dabei helfen, Täter aus dem Verkehr zu ziehen.

Eltern, darüber solltet ihr mit euren Kids sprechen

Natürlich macht ihr euch Sorgen, wenn Jugendliche plötzlich Freiräume einfordern und auf Partys gehen. «Wir verstehen, dass man seine Kinder schützen möchte. Dennoch ist es sehr wichtig, dass man ihnen diesen Freiraum gibt, um selbstständiger zu werden und mit Gleichaltrigen Zeit zu verbringen. Im Fokus sollte daher eine offene Kommunikation über solche Themen sowie Risiken, Vorsichtsmassnahmen und das richtige Handeln im Ernstfall stehen», rät Expertin Anja Meier. Sprecht mit euren Kindern über eure Ängste und Sorgen, das fördert das gegenseitige Vertrauen. Ausserdem solltet ihr sie über das wichtige Thema K.o.-Tropfen und den Schutz davor aufklären, damit sie vorbeugen und im Verdachtsfall wissen, was zu tun ist. Je besser Jugendliche über das Thema informiert sind, desto aufmerksamer sind sie bei sich selbst und ihren Freunden. Wichtig ist, dass deine Tochter oder dein Sohn weiss, dass sie in Notsituationen jederzeit anrufen können, auch wenn das mitten in der Nacht ist. Das gleiche gilt natürlich für die Freunde: Sie dürfen sich ebenfalls jederzeit melden, wenn ein Notfall vorliegt. Auf diese Weise reduzierst du die Hemmschwelle für Jugendliche, Erwachsene um Hilfe zu bitten. Sie sollten in Notfallsituationen niemals zu viel Angst haben, Ärger zu bekommen und sich deshalb nicht an euch wenden.

K.o.-Tropfen vorbeugen – Schutzmassnahmen

Damit es gar nicht erst so weit kommt, gibt es einige Massnahmen, die vor K.o.-Tropfen einen gewissen Schutz bieten:

  • Lass dein Glas oder deine Flasche auf einer Party nie unbeobachtet stehen, auch nicht, wenn du auf die Toilette gehst. 
  • Schmeckt dein Drink seifig oder seltsam? Trink lieber nicht aus. 
  • Besprich dich mit deinen Freunden, damit ihr gegenseitig auf eure Getränke achtet. 
  • Nimm keine offenen Getränke von anderen an. Wenn dich jemand einladen möchte, geh mit an die Bar und lass dir dein Getränk direkt von den Barkeepern geben, sodass du die Zubereitung sehen kannst.
  • Fühlst du dich auf einer Party oder im Club nicht sicher, ist es total okay, einfach woandershin oder nach Hause zu gehen.
  • Siehst du jemanden, der sich auffällig verhält oder sich an Getränken anderer zu schaffen macht, solltest du direkt den Mitarbeitenden dort Bescheid geben.
  • Wenn ihr zusammen auf einer Party seid, geht immer gemeinsam nach Hause und lasst niemanden allein weiterfeiern.

Hier findet ihr Hilfe

Rettungsdienst/Notarzt: 144

Polizei: 117

Toxinfo: 145 / https://www.toxinfo.ch/ 

Pro-Juventute-Beratung für Kinder und Jugendliche: https://www.147.ch 

Pro Juventute-Beratung für Eltern: https://www.projuventute.ch/de/elternberatung 

Beratungsstelle der Opferhilfe finden: https://www.opferhilfe-schweiz.ch/de/wo-finde-ich-hilfe/ 

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