Spoiler
- Herzgesund ist eine mediterrane Ernährung mit Öl, Fisch und Geflügel.
- Rohes Fleisch belastet, pflanzliche Produkte mit hohem Fasergehalt unterstützen die Herzgesundheit.
- Alkohol in geringen Mengen wirkt sich positiv aus.
Der Volksmund hat es schon immer gewusst: Liebe geht durch den Magen. Und das Auge isst mit. Dass aber auch das Herz und Ernährung zusammenhängen, wird erst in jüngerer Zeit immer klarer.
Inzwischen füllen verschiedene, unterschiedlich dringlich vorgetragene Tipps und Tricks ungezählte Ernährungsratgeber und Internetforen. Im Kern kreisen all die mehr oder weniger wissenschaftlich fundierten Anleitungen um Blutdruck und Blutfettspiegel. Doch die Auswahl der zu bevorzugenden Lebensmittel ist nur ein Teil der gesunden Ernährung: Auch die Menge der zugeführten Nahrung ist entscheidend.
Herz und Ernährung: auf aktuelle Bedürfnisse anpasst
«Grundsätzlich empfiehlt sich eine Ernährung, die nicht zu einer Überversorgung mit Kalorien führt», erklärt Dr. David Fäh, Dozent für Ernährung an der Berner Fachhochschule. Was einfach erscheint, lässt sich nicht immer leicht umsetzen.
Denn im Laufe des Lebens verändert sich der Bedarf: Mit fortschreitendem Alter sinkt die Muskelmasse, zugleich bewegt sich die Mehrheit weniger, sodass weniger Kalorien benötigt werden. Die Ernährung muss also immer wieder den aktuellen Bedürfnissen des Körpers angepasst werden.
Weniger Kalorien ist nicht gleich weniger Essen
Weniger Bedarf an Kalorien bedeutet aber nicht automatisch, dass weniger gegessen werden muss. «Entscheidend ist nicht die Menge der zugeführten Lebensmittel, sondern die Menge der Kalorien», meint Dr. Fäh. Der Experte und Fachbuchautor rät deshalb, auf den Fett- und Zuckergehalt von Produkten zu achten. Schlussendlich kommt es auf die Kaloriendichte an, meistens gilt: Je höher der Verarbeitungsgrad von Lebensmitteln, umso dichter und nutzbarer sind die Kalorien. Im Alltag wird das dem Verbraucher häufig gar nicht bewusst. «Ein Liter Apfelsaft ist schnell getrunken», führt Dr. Fäh exemplarisch aus. «Dieselbe Kalorienmenge in Form von Äpfeln zu sich zu nehmen, ist kaum zu schaffen.»
Der Zusammenhang zwischen übermässiger Kalorienzufuhr, Übergewicht und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist nachgewiesen. Wenn es aber gilt, konkrete Lebensmittelgruppen zu benennen, die sich positiv oder negativ auf die Herzgesundheit auswirken, bewegt sich die aktuelle Forschung schnell auf dünnem Eis. Denn verlässliche Untersuchungen liegen hierzu nicht vor. «Wir arbeiten aktuell mit Annahmen, die sich aus Beobachtungsstudien ergeben», räumt Dr. Fäh offen ein.
Herz und Ernährung: besser mediterrane Kost
Im Allgemeinbewusstsein hat sich die Lebensmittelpyramide als Ernährungsratgeber etabliert. Und tatsächlich scheint es ratsam – auch mit Blick auf den Cholesterinspiegel – rotes und verarbeitetes Fleisch eher in Massen zu konsumieren. Im Gegensatz dazu geht von Müsli und Produkten mit hohem Fasergehalt wie Hafer, Dinkel, Hülsenfrüchten und Buchweizen anscheinend eine positive Wirkung für die Herzgesundheit aus. «Es empfiehlt sich auch eine mediterrane Ernährung», weiss Dr. Fäh. «Diese ist eher pflanzenbasiert und umfasst Olivenöl als Hauptfettquelle sowie Fisch und Geflügel statt rotem Fleisch.» Auch ein Gläschen Wein zum Essen kann durchaus zuträglich sein, doch Dr. Fäh mahnt: «Da mit dem Konsum von Alkohol auch Risiken verbunden sind, sollte sich kein Abstinenzler zum Burgunder zwingen. Schliesslich enthält Alkoholisches auch viele leere Kalorien.»
Wichtig ist es jedoch, auf den Verarbeitungsgrad von Rohstoffen zu achten. So sind etwa Kartoffeln, Nüsse und Getreide durchaus nützliche Nahrungsmittel, doch frittiert, raffiniert, gesalzen und geröstet überwiegen bald ihre negativen Eigenschaften. «Auch Weissbrot, weisser Reis und Weissmehlgebäck belasten eher den Kreislauf», weiss Dr. Fäh.
Ernährung im Alter: ein steter Veränderungsprozess
Besonders im Alter sollte die eigene Ernährung immer wieder hinterfragt werden, weil sich der Körper verändert: Die Verdauungskapazität nimmt ab und der Darm wird träger, wodurch das Risiko für Verstopfung steigt. Hier empfehlen sich faserreiche Pflanzenprodukte, um den Stuhl zu lockern und die Darmflora zu unterstützen.
Auch die Unverträglichkeiten nehmen im Alter zu. «Wenn plötzlich Intoleranzen auf Laktose oder Fructose auftreten, muss das abgeklärt und die Ernährung angepasst werden», so Dr. Fäh. Weitaus problematischer sind sich unbemerkt verändernde Verhaltensmuster: So neigen manche ältere Menschen zu einem höheren Alkoholkonsum, wodurch sie verstärkt leere Kalorien zu sich nehmen. Die Folge: Wichtige Nährstoffe können fehlen, das Sturzrisiko nimmt zu.
Daneben verändert sich im Alter auch der Geschmackssinn. «Der Einsatz von Gewürzen und Kräutern ist unkritisch», erklärt Dr. Fäh. «Problematisch wird es erst, wenn zu viel Salz in den Topf kommt, denn dadurch kann der Blutdruck steigen und damit auch das Risiko, herzkrank zu werden oder einen Hirnschlag zu erleiden.»