Ernährung bei Histamin-Intoleranz

Beschwerden nach dem Essen

Ernährung Histamin:Käseplatte mit verschiedenen Sorten auf einem Holzbrett, frisches Brot im Korb und ein Glas Rotwein neben einer geöffneten Flasche auf einer blau-weiss karierten Tischdeck

Spoiler

  • Die Symptome einer Histamin-Intoleranz sind sehr unterschiedlich. Typisch sind jedoch plötzliche Hautrötungen und Juckreiz, die während oder nach dem Essen auftreten. Häufig kommt es auch zu Verdauungsbeschwerden, Herzrasen oder Kopfschmerzen.
  • Mit der richtigen Ernährung lässt sich eine Histamin-Intoleranz in den Griff kriegen. Eine völlig histaminarme Diät ist jedoch nicht angebracht, ja, sie kann sogar schädlich sein, da sie Mangelerscheinungen begünstigen könnte.
  • Die Einnahme des Enzyms Diaminoxidase vor einer Mahlzeit oder in schweren Fällen eines Antihistaminikums kann die Beschwerden verringern.

Eine Histamin-Intoleranz lässt sich leicht mit anderen Nahrungsmittelintoleranzen oder -allergien verwechseln, die Symptome äussern sich bei jedem Menschen unterschiedlich und sind sehr unspezifisch. «Die Beschwerden können während bis mehrere Stunden nach dem Essen auftreten. Das macht es umso schwieriger, den Grund für die Symptome zu erkennen», so Ramseier. Häufig kommt es zu plötzlichen Hautrötungen, der sogenannten Flush-Symptomatik. «Doch auch Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Bauchschmerzen sind möglich. Andere Betroffene leiden an roten Augen, geschwollenen Lippen, Blutdruckabfall mit Schwindel, an Herzrasen, Kopfschmerzen oder gar Migräne», führt die Expertin aus. Die Ernährung spielt bei der Histamin-Intoleranz eine wichtige Rolle, denn es gibt sowohl histaminreiche, als auch histaminfreisetzende Lebensmittel, auf die Betroffene achten sollten.

Intoleranz, Allergie oder Malabsorption?

Intoleranz: Der Körper kann Bestandteile der Nahrung nicht richtig verarbeiten oder verdauen, weil Enzyme fehlen. Dies ist zum Beispiel bei der Laktose-Intoleranz der Fall, wo es am Enzym Laktase fehlt. Bei einer Intoleranz liegt eine individuelle Toleranzgrenze vor.  Eine Intoleranz wird auch als Unverträglichkeit bezeichnet.

Allergie: Bei einer Allergie ist das Immunsystem beteiligt. Es reagiert auf eigentlich harmlose Substanzen. Besonders verbreitet sind Nahrungsmittelallergien auf Nüsse, Sellerie oder Kiwi.

Malabsorption: Können Nährstoffe oder Nahrungsbestandteile aus dem bereits vorverdauten Speisebrei nicht ausreichend aufgenommen werden, spricht man von einer Malabsorption.

Ursache unklar

Histamin ist ein körpereigener Botenstoff mit vielen unterschiedlichen Aufgaben. Es hat eine gefässerweiternde Wirkung und ist an Entzündungsreaktionen (beispielsweise der Bildung von Blasen oder Hautschwellungen) beteiligt. Daneben spielt es eine Rolle bei der Verdauung, der Produktion der Magensäure oder der Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus.

Weshalb es bei manchen Menschen zu einer Histamin-Intoleranz kommt, ist noch nicht ausreichend erforscht. Es besteht die Vermutung, dass bestimmte Enzyme, die Histamin abbauen sollten, nicht ausreichend aktiv sind. Die Folge ist ein Übermass an Histamin im Körper.

Andere Diagnosen zuerst ausschliessen

«Leider gibt es noch keine eindeutigen Testverfahren zur Diagnosestellung», sagt Ramseier. Von Bluttests oder Urintests zur Bestimmung von Diaminoxidase (einem Enzym, das Histamin abbaut) und Histamin im Blut, beziehungsweise im Urin, rät sie ab: «Diese Testverfahren haben sich als nicht aussagekräftig erwiesen.»

Um eine eindeutige Diagnose zu stellen, empfiehlt Ramseier als erstes Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen wie etwa eine Laktose-Intoleranz, Zöliakie oder eine Fruktose-Malabsorption auszuschliessen. Daneben kann auch ein Reizdarmsyndrom ähnliche Beschwerden verursachen. Wichtige Hinweise auf die Art der Unverträglichkeit liefert das Führen eines Ernährungs- und Symptomtagebuchs.

Ernährung umstellen bei Histamin-Intoleranz?

Bei Verdacht auf eine Histamin-Intoleranz wird versuchsweise eine histaminarme Ernährung ausprobiert. Diese Umstellung sollte durch eine spezialisierte Ernährungsfachperson begleitet werden. Verbessern sich die Symptome, erhärtet sich der Verdacht. Tritt keine Besserung ein, kann eine Histamin-Intoleranz meistens ausgeschlossen werden.

Als Nächstes wird die individuelle Verträglichkeit von histaminhaltigen Lebensmitteln ermittelt, indem die Zufuhr von Histamin schrittweise erhöht wird.

«Eine strikt histaminarme Ernährung ist nicht nötig. Sie birgt sogar die Gefahr einer Mangelernährung», warnt die Expertin. Dazu kommt, dass sich Intoleranzen im Laufe des Lebens verändern können.

Manchen Betroffenen hilft die Einnahme des Enzyms Diaminoxidase kurz vor der Mahlzeit. Andere profitieren von Antihistaminika. Die Verwendung dieser Medikamente sollte jedoch vorab mit einer Ärztin oder einem Arzt besprochen und individuell bewertet werden.

Histaminreich und histaminfreisetzend

Zu den histaminreichen Lebensmitteln zählen all jene, die einen Gärungs-, Reifungs- oder Fermentationsprozess durchgemacht haben. Dies beinhaltet:

  • Alkohol (Wein, Bier)
  • Essig
  • Hefe
  • Bakterien (Käse, Sauerkraut)

Dazu gehören auch Konserven, Fertigprodukte, Halbfertigprodukte, warmgehaltene oder wieder aufgewärmte Speisen und lang gelagerte Produkte wie geräucherter Fisch oder Wurstwaren. Bis auf wenige Ausnahmen (Tomaten, Auberginen, Spinat, Avocados) enthalten frische, unverarbeitete Lebensmittel geringe Mengen an Histamin und sind somit gut verträglich.

Die Expertin gibt allerdings zu bedenken, dass es nur wenige verlässliche wissenschaftliche Messdaten zum Histamingehalt in Nahrungsmitteln gibt: «Der Gehalt an Histamin in Lebensmitteln kann aufgrund diverser Einflüsse erheblich schwanken. Zudem ist die konsumierte Menge histaminreicher Nahrung sowie die persönliche Verträglichkeitsgrenze ausschlaggebend für das Auftreten von Beschwerden.» Listen mit histaminhaltigen Lebensmitteln wie sie im Internet zu finden sind, sind folglich nur bedingt hilfreich.

Neben Nahrung mit hohem Histamingehalt, gibt es Lebensmittel, die körpereigenes Histamin freisetzen oder das Histamin-abbauende Enzym hemmen, was wiederum zu Symptomen führt. Dies sind beispielsweise Zitrusfrüchte, Schokolade oder Produkte mit Koffein oder Teein. Darüber hinaus können auch Medikamente oder Allergien die körpereigene Histaminfreisetzung verstärken und Beschwerden verursachen.

Beschwerden lindern

Akute Beschwerden wie Übelkeit, Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen können mit geeigneten Medikamenten, zum Beispiel Schmerzmitteln, oder mit Hausmitteln temporär gelindert werden. 

«Wir von aha! Allergiezentrum Schweiz empfehlen, den Verdacht auf eine Intoleranz stets von einer Ärztin oder einem Arzt abklären zu lassen und die angemessene Behandlungsmethode zu besprechen», so Ramseier.

Tipps zur Ernährung bei Histamin-Intoleranz

  • Ernährung bei Histamin-Intoleranz kann im Alltag sehr herausfordernd sein. Eine spezialisierte Ernährungsfachperson informiert, berät und unterstützt Betroffene dabei, trotz nötiger Einschränkungen eine bedarfsdeckende Ernährung zu erreichen. 
  • Sich nicht entmutigen lassen. Eine Liste führen mit Lebensmitteln, die man gut verträgt und versuchen diese Liste schrittweise zu erweitern, allenfalls in Kombination mit der Einnahme von Diaminoxidase oder Antihistaminika.
  • Manchen Betroffenen hilft die Möglichkeit, sich mit anderen in Selbsthilfegruppen über die Erfahrung und Bewältigungsstrategien im Umgang mit der Histamin-Intoleranz auszutauschen. Es bringt vielen Entlastung, wenn sie erleben, dass sie mit der Situation nicht allein sind. 

Betroffene im Raum Zürich, die sich einer Selbsthilfegruppe anschliessen möchten oder Fragen haben, könnten sich bei Selbsthilfe Zürich melden. 

Interessierte finden unter diesem Link mehr Informationen: https://www.aha.ch/aktuelles?id=1288&Selbsthilfegruppe-fur-Menschen-mit-Histaminintoleranz-und-Mastezellaktivierungssyndrom

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