Spoiler
- Schwindel ist das häufigste Symptom in der Arztpraxis und gut therapierbar.
- Ursachen und Therapien sind sehr unterschiedlich.
- Schwindel sollte am besten vom Facharzt abgeklärt werden.
Es ist wie beim Blinde-Kuh-Spiel: Der die Augen verbunden hat, wird ein paarmal um die eigene Achse gedreht, damit er die Orientierung verliert. Der kleine Schwindel macht das Spiel erst lustig. Was aber, wenn die Welt auch ungewollt ins Taumeln gerät? Kein Spass!
Schwindel ist weit verbreitet
Allein in der Schweiz leiden rund 80’000 Menschen an Schwindel. «In der Hausarztpraxis», weiss die HNO-Ärztin Dr. med. Susanne Baumann aus Uster, «ist Schwindel das häufigste Symptom überhaupt.»
Offenbar ein Symptom mit vielen Gesichtern: «Da gibt es etwa den gerichteten Schwindel, meist ist das ein Drehschwindel», erklärt Dr. Baumann. «Er deutet auf ein gestörtes Gleichgewichtssystem hin. Anders die ungerichtete Form: Ganz typisch für sie sind Taumel, Benommenheit oder Schwarzwerden vor Augen.» Fest steht: Schwindelursachen sollten immer individuell abgeklärt werden.
Was macht uns schwindlig?
«Der Lagerungsschwindel tritt in allen Altersgruppen am häufigsten auf», berichtet Dr. Baumann. Grund dafür ist ein Durcheinander der Ohrsteinchen: Das sind mikroskopisch kleine Kristalle, die sich gelöst haben. Menschen über 65 leiden ausserdem häufig unter unklarem und multisensorischem Schwindel. Letzterer steht für ein ganzes Bündel an Ursachen, darunter Sehschwäche und Bluthochdruck.
Bei Menschen unter 65 sieht die Sache anders aus. Hier tritt am zweithäufigsten die einseitige Störung des Gleichgewichtsorgans auf, gefolgt von der vestibulären Migräne.
So wird Schwindel abgeklärt
Lässt sich die Ursache der Beschwerden selbstständig herausfinden? Lieber erst gar nicht versuchen! «Es sei denn», so Dr. Baumann, «man ist Arzt. Um die Ursache abzuklären, braucht es eine ausführliche Anamnese und, je nach Schwindel, eine genaue klinische Untersuchung.»
Denn: Sind die Ursachen Herz-Kreislauf-, Gefäss- oder sogar Hirnerkrankungen, kann es gefährlich werden. Gehen Sehstörungen, Sprachstörungen, Lähmungserscheinungen und starke Kopfschmerzen damit einher, ist die Devise: Sofort in die Notfallambulanz! Ansonsten: ab zum Haus- bzw. Facharzt – vor allem, wenn der Schwindel wiederholt auftritt.
Paris und andere Therapien
Sind gefährliche Krankheiten erst einmal ausgeschlossen, lässt sich Schwindel nämlich gut therapieren. Das Spektrum ist so vielfältig wie die Ursachen: Es reicht von Medikation über Brille oder Hörgerät bis hin zu individuellen Übungen. Auch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten kann nach Dr. Baumann helfen, zum Beispiel Gewichtsabnahme, Sport und Bewegung.
Bei chronischem, gutartigem Schwindel bringt auch die Konfrontationstherapie etwas: «Mach es wie Goethe», rät Dr. Baumann, «setz dich der Situation, die schwindlig macht, gezielt aus. Zum Beispiel mit einem Ausflug auf den Eiffelturm!» Gute Aussichten also für Schwindelpatienten – nicht nur in Paris.