Spoiler
- Erste Symptome des Eierstockkrebs können Blähungen, Unwohlsein und unspezifische Bauchschmerzen sein.
- Im fortgeschrittenen Stadium breitet sich der Tumor aus, wodurch es zu einem grösseren Bauchumfang und Blutungen kommen kann.
- Verschiedene Diagnoseverfahren bieten sich an, um den Verdachtsfall zu untersuchen.
In den letzten Jahren gab es deutliche medizinische Fortschritte hinsichtlich der Symptome des Ovarialkarzinoms. «Lange Zeit hielt man den Eierstockkrebs für einen ‹silent killer› ohne frühe Symptome. Heute wissen wir: So still ist er gar nicht – es gibt sie, die frühen Symptome!», erklärt Prof. Dr. Viola Heinzelmann. «Zu den wichtigsten Symptomen in der Frühphase gehören für mich unerklärbare häufige und zunehmende Blähungen, unspezifische Bauchschmerzen oder ein dauerhaft verändertes Stuhlverhalten.»
Doch es muss diese Symptome nicht unbedingt geben. Und selbst wenn es sie gibt, muss dahinter nicht unbedingt Eierstockkrebs stecken. Aber es können Alarmzeichen sein.
Eierstockkrebs und Darmprobleme
«Die meisten Patientinnen gehen in solchen Fällen zu einem Gastroenterologen, denn sie denken verständlicherweise, es gebe Probleme mit dem Darm», erläutert Prof. Heinzelmann. Ist keine eindeutige Ursache zu erkennen, sollte eine Abklärung mit gynäkologischer Untersuchung und Ultraschall bei einem Gynäkologen stattfinden.
Es ist wichtig, dem Gynäkologen alle auffälligen Symptome zu nennen, auch wenn sie banal wirken mögen. Denn: Eine Frau jeden Alters kann an Eierstockkrebs erkranken, auch wenn das Durchschnittsalter hierfür bei 69 Jahren liegt. Zu den ersten Symptomen können ausserdem Appetitverlust, Unwohlsein, eine allgemeine Verschlechterung des Allgemeinzustands oder häufiger Harndrang gehören. Es kann auch zu Blutungen ausserhalb der Menstruation oder nach den Wechseljahren kommen.
Symptome bei fortgeschrittenem Eierstockkrebs
Deutlichere Symptome gibt es meist erst, wenn das Ovarialkarzinom schon gewachsen ist. Das liegt auch daran, dass der Tumor für dieses Wachstum aus anatomischen Gründen viel Platz hat. «In einem fortgeschrittenen Stadium ist der Eierstockkrebs einfacher zu erkennen», erklärt Prof. Heinzelmann. «Der Bauch kann dann stark an Umfang zunehmen oder sogar durch freie Flüssigkeit extrem aufgetrieben sein. Letzteres nennen wir Aszites.»
Erste Untersuchungen
Wenn Symptome häufiger und verstärkt auftreten, ist unbedingt ein Gynäkologe aufzusuchen. «Doch nur bei einem Verdacht sollten gezielte Untersuchungen gemacht werden», rät Prof. Heinzelmann. Ein Verdacht kann auch begründet sein, wenn eine familiäre Vorbelastung gegeben ist. Dies wird in einem Gespräch mit dem Arzt geklärt.
Die inneren Organe werden gründlich abgetastet und es wird ein sogenannter transvaginaler Ultraschall (Sonografie) gemacht. Dieser unterscheidet sich nicht von dem Ultraschall, der bei den ganz normalen jährlichen, routinemässigen gynäkologischen Untersuchungen gemacht wird. «Man schaut sich mit dem Ultraschall über die Scheide dann erst einmal die Eierstöcke an», so Prof. Heinzelmann. Wenn es Anzeichen gibt, dass ein Tumor sich bereits ausgebreitet hat, kann eine Computertomografie (CT) folgen.
Tumormarker bei Eierstockkrebs
«Nur wenn ein Befund vorliegt, sollte man anschliessend Tumormarker bestimmen. Dabei wird der Tumormarker CA 125 bestimmt.», erläutert Prof. Heinzelmann. Liegt ein Eierstockkrebs vor, kann der Wert des Proteins CA125 deutlich erhöht sein. Ein erhöhter Wert kann aber auch andere Ursachen haben.
Obwohl dieser Wert ein wichtiger Faktor der Diagnose ist, reicht er allein nicht aus. «Wenn weitere Auffälligkeiten wie etwa eine Zyste an den Eierstöcken hinzukommen, dann machen wir eine ‹Risk of Malignancy›-Kalkulation», sagt Prof. Heinzelmann. Damit kann abgeschätzt werden, wie hoch das Risiko für ein Ovarialkarzinom bei der Patientin ist. Ist das Risiko erhöht, wird über die weitere Behandlung und eventuelle Zuweisung in ein Tumorzentrum entschieden.
Kein Nachweis ohne Operation
Hat sich im Rahmen der Untersuchungen der Verdacht auf ein Ovarialkarzinom erhärtet, ist dies immer noch kein eindeutiger Nachweis. «Eine hundertprozentige Diagnose kann schliesslich nur über eine Biopsie beziehungsweise Operation erfolgen», weiss Prof. Heinzelmann. «Die Operation, die letztlich auch ein Teil der Diagnose ist, sollte unbedingt von einem Gynäko-Onkologen durchgeführt werden, also einem speziell für gynäkologische Krebsoperationen ausgebildeten Gynäkologen, weil hiervon die Prognose der Patientin abhängt.»