2363 Kilometer zu Fuss durch die Berge

Ich wollte aus dem Hamsterrad ausbrechen

«Vor der Via Alpina habe ich viel gearbeitet und mehrere Ausbildungen abgeschlossen. Damals fühlte ich, wie mein Leben regelrecht an mir vorbeizog und es gab keinen Pause-Knopf. Ich wollte ihn aber unbedingt finden und drückte dann kräftig drauf, um mir meinen grossen Traum zu erfüllen: eine Weitwanderung.»

Allein ist nicht gleich einsam

«Da es mein Traum war, plante ich diesen auch allein. Es gab zudem niemanden, der hätte mitkommen können. Immerhin braucht man genügend Geld, vier Monate Zeit, muss fit sein und noch über 100 Tage am Stück wandern wollen.»

Über meine Grenzen

«Mal war es Heimweh, mal waren es Schmerzen. Dann der Weg oder die Leute, denen man begegnete. Vieles brachte mich an meine Grenzen. Oft war es das Wetter. Ob man es glaubt oder nicht, aber die eigene Motivation steht und fällt mit der Laune des Wetters. Anfangs dachte ich, dass mein Körper sehr viel aushalten müsste. Ich lag so falsch. Für den Geist war es viel belastender. Der persönliche Support meiner Familie half aber in schwierigen Zeiten weiter, weil sie mich immer mit inspirierenden «Nicht-Aufgeben-Quotes» anfeuerten.»

Wenn du die Angst nicht los wirst, dann tu es mit ihr

«Ich hatte viele schwere Momente. Mein Buch ist voll davon. Stürze, Schneefelder, Mutterkühe, Schlangen, Wölfe, Bären, schwierige Menschen und stürmische Gewitter! Oft wurde ich gefragt: ‹Hast du denn gar keine Angst?!› Doch! Aber meine Ängste wollte ich nicht ignorieren, sondern ernst nehmen. In der dritten Woche meiner Wanderung stürzte ich auf einem Schneefeld bei einem hohen Pass. Es regnete und ich hatte keinen Empfang. An diesem Tag war kein Mensch in den Bergen. Der Sturz war glücklicherweise nicht so schlimm, ein paar Kratzer und Schürfwunden. Aber mein Vertrauen in mich und die Weitwanderung war kurzzeitig weg. Ich entschied mich, die darauf folgenden Pässe, die zu hoch waren, zu viel Schnee hatten und sehr steil waren, zu umgehen. Und das war auch gut so.»

In der Komfortzone passiert selten etwas Unvergessliches

«Ich wollte unbedingt allein auf 3000 Metern Höhe übernachten, obwohl ich die Nächte davor jedes Mal in meinem kleinen Zelt fror. Es war Herbst und trotzdem zog es mich auf den Gipfel. Ein letztes Mal noch. Ich ging vor Sonnenuntergang schlafen, um nicht auszukühlen und zog jedes Kleidungsstück an, das ich hatte. Mitten in der Nacht war mir im Zelt dann aber so heiss, dass ich die Kleidung wieder auszog, nur um zwei Stunden später wieder von der Kälte geweckt zu werden. Doch als ich am nächsten Morgen mit müden Augen langsam mein Zelt öffnete, erwartete mich der magischste Sonnenaufgang, den ich je gesehen hatte. Der Moment, als mich die Sonnenstrahlen trafen, liess mich die kalte Nacht sofort vergessen. Von dort oben konnte ich erkennen, dass es nur noch ein paar Bergketten bis zum Meer waren und dass ich bald mein Ziel erreichen würde – das war die Kälte wert!»

An alle Frauen da draussen

«Plant euer Abenteuer. Bereitet euch gut darauf vor, und dann macht einfach. Nicht naiv drauflosgehen – aber der letzte Ruck vor dem Start ist am schwierigsten: Springt einfach. Abbrechen kann man dann später immer noch.»

4 Tipps für Soul und Body

  1. Um eine Fernwanderweg gesund zu meistern, ist die Erfahrung und Planung in den Bergen das Wichtigste. Wie schätze ich Gefahren richtig ein? Welche Etappen meiner Route sind heikel und wo kann ich wieder einkaufen oder eine Hütte als Schutzmöglichkeit nutzen?
  2. Solo-Wanderinnen müssen emotional darauf gefasst sein, ganz allein in schwierigen Situationen die sichersten und richtigen Entscheidungen für sich zu treffen. Ohne Selbstzweifel und mit viel Vertrauen.
  3. Die richtige Ausrüstung macht es leichter. Ich habe eine genaue Liste angelegt und alle Gegenstände im Rucksack gewogen. Er war nie schwerer als 13 kg. Ein Luxus-Produkt hatte ich auch dabei: Mein E-Book Reader – auf den würde ich bei so einem Projekt nicht verzichten wollen.
  4. Seid bereit, Angst und Selbstzweifeln zu begegnen. Sie sind häufige Wegbegleiter. Deshalb muss man lernen, sich selbst zu motivieren und durchzubeissen. Ich habe mir meine Zweifel aufgeschrieben und so meine zehn «Via Alpina Life Lessons» gefunden.

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