Windpocken, eine echt nervige Sache

Die typische Kinderkrankheit kann auch schwerwiegende Spätfolgen haben

Frauenhand trägt Kind Creme auf

Spoiler

  • Windpocken äussern sich mit juckenden Pusteln und Fieber. Komplikationen und Begleiterkrankungen sind möglich.
  • Behandelt werden nur die Symptome, nicht die Krankheit selbst.
  • Das verbleibende Virus erhöht das Risiko für Gürtelrose.

Es gibt sie wirklich, sogenannte Windpocken-Partys. Gemeint sind Treffen, bei denen gesunde Kinder bewusst mit einem an Windpocken leidenden Spielkameraden zusammengeführt werden – allein mit dem Ziel, dass sie sich anstecken und die Krankheit ad acta legen können. Denn wer die Windpocken einmal durchgemacht hat, ist den Rest des Lebens immun gegen sie.

Windpocken: Risiko für Gürtelrose

Doch so einfach, wie sich das viele Eltern denken, ist die Sache nicht, denn das verantwortliche Varizellen-Zoster-Virus verbleibt dauerhaft in den menschlichen Nervenbahnen. Im späteren Leben kann dies zu einer Gürtelrose führen.

«Zudem können Windpocken Komplikationen mit sich bringen», weiss Prof. Dr. med. Christoph Aebi, Vorstandsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie. «Dazu gehören bakterielle Superinfektionen, die zu Hautabszessen oder Blutvergiftungen führen. Die Erkrankung kann auch eine Entzündung des Gehirns zur Folge haben.»

Windpocken: Bei Erwachsenen oft komplizierter

Während bei Kindern in den USA und in vielen Ländern der EU die Vierfachimpfung MMRV bereits seit mehreren Jahrzehnten Standard ist, werden in der Schweiz Kleinkinder im Zuge der Dreifachimpfung MMR zwar gegen Masern, Mumps und Röteln geimpft, nicht aber gegen den Varizellen-Zoster-Virus. «Bei uns erhalten nur Kinder, die bis zum 11. Lebensjahr nicht erkrankt sind, zwischen dem 11. und 15. Lebensjahr nachträglich noch eine Windpocken-Impfung», so der Experte. «Im Erwachsenenalter ist das Risiko um ein Vielfaches erhöht, dass es zu den angesprochenen Komplikationen kommt.»

Zudem ist der juckende Ausschlag, der sich zunächst im Kopfbereich in Form von roten Flecken zeigt und sich dann über den ganzen Körper ausbreitet, auch für einen Erwachsenen sehr unangenehm. Wie beim Kind verwandeln sich die Flecken schnell in fiese Pusteln, die aufplatzen und verschorfen. Dazu tritt ein lästiger Juckreiz auf und es kommt zu hohem Fieber.

Beschwerden lassen sich gut behandeln

«Windpocken können mit einem Medikament gegen das Virus behandelt werden, doch es hat sich gezeigt, dass dies mit Blick auf die Dauer und Heilung keinen nennenswerten Vorteil hat», erklärt Prof. Aebi. «Daher werden in der Regel nur schmerz- und fiebersenkende Medikamente sowie zinkhaltigen Pasten oder Lösungen verschrieben, die auf die Pusteln aufgetragen werden.»

Derart behandelt, ist das Kind bereits nach rund fünf Tagen genesen und kann wieder in die Kita oder Schule gehen. Ob dies auch während der akuten Krankheitsphase erlaubt ist, variiert von Kanton zu Kanton. «Hier in Bern raten wir, das Kind solange zu Hause zu behalten, bis alles abgeheilt ist», weiss Prof. Aebi. «In anderen Kantonen dürfen Kinder auch dann ihrem normalen Alltag nachgehen, wenn sie erkrankt sind.» Die Eltern von erkrankten Kindern müssen also bei der jeweiligen Betreuungseinrichtung nachfragen, ab wann das Kind wieder aufgenommen wird.

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