Juckreiz: ein Leiden, das unter die Haut geht

Die unterschiedlichen Facetten von Juckreiz

Kakteen vor Himmel - Juckreiz

Spoiler

  • Juckreiz kann verschiedene Ursachen haben, denen eine Mischung aus äusseren und inneren Faktoren zugrunde liegt.
  • Hautkrankheiten wie Neurodermitis, Psoriasis und Urtikaria treten mit verschiedenen Formen des Juckreizes auf.
  • Um Juckreiz gezielt behandelt zum können, muss die konkrete Ursache bekannt sein. Bei der Diagnose hilft der Facharzt.

«Juckreiz ist ein archaisches Alarmsignal, das auf ein Hautproblem, aber auch sonstige innere Krankheiten hinweisen kann», erläutert Dr. med. Simon Müller, Oberarzt Dermatologie am Universitätsspital Basel.

Juckreiz fühlt sich unterschiedlich an

Juckreiz entsteht aus einem komplexen Zusammenspiel von äusseren Einflüssen und Vorgängen, die in der Haut passieren. Neben dermatologischen Ursachen können auch Diabetes, Nieren- oder Leberkrankheiten, Mangelzustände oder auch hormonelle oder psychische Störungen dahinterstecken.

Zu den äusseren Einflüssen gehören Stress, Temperaturwechsel, Sonneneinstrahlung, Schlafmangel und hautirritierende Faktoren. An der Entstehung von Juckreiz sind Hautzellen, Entzündungszellen und ihre Mediatoren sowie das periphere und das zentrale Nervensystem beteiligt.

Es gibt ihn nicht, den einen Reiz: «In den letzten Jahren entdeckte man zunehmend, dass sich Juckreiz in seiner Intensität und Qualität oft individuell, aber auch zwischen verschiedenen Hautkrankheiten deutlich unterscheidet», so der Experte. «Bei Psoriasis fühlt er sich offenbar anders an als jener bei Neurodermitis oder Urtikaria

Das hängt damit zusammen, dass bei verschiedenen Hautkrankheiten unterschiedliche Hautschichten und Entzündungszellen betroffen sind. Daneben ist zu beobachten, dass Patienten je nach Hautkrankheit unterschiedlich mit der Beschwerde umgehen. «Diese Variabilität sehen wir auch an den unterschiedlichen Kratzmustern, die sich auf der Haut der Patienten wie auf einer Leinwand präsentieren», erklärt der Facharzt.

Juckreiz und Kratzen gehören zusammen

Juckreiz löst Kratzen aus. «Kratzen erfüllt mehrere Zwecke: Erstens wird etwas Störendes auf der Haut weggewischt, beispielsweise Parasiten, zweitens werden dabei die Nervenleitungen gehemmt, die den Juckreiz leiten», führt Dr. Müller aus. «Drittens werden im Gehirn Areale des Belohnungssystems aktiviert, sodass kurzfristig eine Linderung des Juckreizes wahrgenommen wird.»

Diese Linderung ist allerdings nur von kurzer Dauer: Die durch das Kratzen hervorgerufene mechanische Reizung verstärkt die Entzündung der Haut und man kratzt sich noch mehr: Es entsteht ein Kratz-Juckreiz-Kreislauf. In Einzelfällen kann sich dieser Teufelskreis auch verselbständigen und fortbestehen, obwohl die Krankheit schon abgeheilt sein könnte.

Juckreiz kann für Betroffene eine grosse Belastung darstellen. Verschiedene Studien belegen, dass der Leidensdruck bei chronischem Juckreiz vergleichbar stark ist wie bei chronischen Schmerzen: «So können beide zu Schlafstörungen und damit Erschöpfung, aber auch Verzweiflung, Ängsten oder Depressionen führen», hält Dr. Müller fest.

Symptom von Hautkrankheiten

Bei Neurodermitis und Urtikaria gehört das Jucken der Haut zu den Hauptsymptomen. Psoriasis ist demgegenüber bis vor ein paar Jahrzehnten als eher nicht-juckende Hautkrankheit eingestuft worden. Dies sei heute widerlegt, weiss der Dermatologe: «Epidemiologische Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass sechzig bis achtzig Prozent aller Psoriasis-Betroffenen unter Juckreiz leiden.»

Fachärztliche Beurteilung gefragt

Es gibt zahlreiche, auch nicht-dermatologische Krankheiten, die zu einer juckenden Haut führen können. Das Finden und Behandeln der tatsächlichen Ursache ist deshalb entscheidend. Auch Juckreiz im Rahmen einer Hautkrankheit kann nur erfolgreich behandelt werden, wenn die Ursache bekannt ist. Eine Vorstellung bei einer Hautärztin oder einem Hautarzt ist deswegen sinnvoll.

Nebst einer allfälligen «Kausaltherapie» können zur Symptombekämpfung lokal rückfettende oder kortisonhaltige Cremes, Antihistaminika oder eine Lichttherapie zur Anwendung kommen. Bei starkem Leidensdruck helfen zudem Entspannungsmethoden oder die Teilnahme in Selbsthilfegruppen.

Über die Schweizerische Psoriasis- und Vitiligo-Gesellschaft (SPVG)

Die Schweizerische Psoriasis- und Vitiligo-Gesellschaft (SPVG) ist eine gemeinnützige Patientenorganisation, die sich für Menschen mit Psoriasis und Vitiligo auf vielfältige Weise einsetzt.

Mehr Informationen über die SPVG findest du hier!

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