Was die Farbe des Urins über die Gesundheit aussagt

Eine kleine Einführung ins Urin-Lesen

Farbe Urin: Toilettes-Schriftzug in pinker Neonschrift

Spoiler

  • Mit dem Urin scheidet der Körper Abfall- und Fremdstoffe aus.
  • Die Farbe von Urin ist normalerweise hellgelb bis dunkelgelb. Lebensmittel, Medikamente oder Erkrankungen können sich auf die Farbe des Harns auswirken.
  • Frischer Urin riecht praktisch nicht. Bakterien ausserhalb des Körpers zersetzen ihn und sorgen für den typischen Uringeruch. Riecht frischer Urin aber fischig oder süsslich, kommt eine Erkrankung als Ursache in Frage.

Bis zu siebenmal entleert eine gesunde Person ihre Blase pro Tag – das sind zwischen 1,5 und 2 Litern Urin, im Idealfall in der Farbe hellgelb. Die Menge variiert von Mensch zu Mensch und ist abhängig von Ess- und Trinkgewohnheiten, vom Stoffwechsel und von möglichen Erkrankungen.

Harndrang kann lästig sein, besonders wenn weit und breit keine Toilette in Sicht ist. Aber Urin erfüllt als «Abwasser des Körpers» wichtige Aufgaben. So werden mit ihm etwa Abfall- und Fremdstoffe ausgeschieden. Dieser Prozess erfolgt in zwei Schritten. Als erstes wird das Blut in den Nieren grob gefiltert. Grosse Bestandteile können den Filter nicht passieren und werden zurückgehalten. Kleinere Teilchen, darunter auch Abfallprodukte und Fremdstoffe, werden zusammen mit Flüssigkeit in den Nierenkanälchen gesammelt und als Primärharn bezeichnet. Pro Tag produzieren Frauen etwa 150 Liter und Männer zirka 180 Liter davon. Da der Primärharn auch Stoffe enthält, die der Körper noch verwenden kann, wird er in einem zweiten Schritt ein weiteres Mal gefiltert. Schlussendlich bleiben vom Primärharn zwischen einem und zwei Litern Sekundärharn – auch Endharn genannt – übrig, der durch die Harnwege ausgeschieden wird.

Bestandteile des Urins

Urin besteht zu 95 Prozent aus Wasser. Der Rest setzt sich aus Stoffen zusammen, die zuvor von den Nieren aus dem Blut gefiltert wurden. Dazu gehören unter anderem:

  • Stoffwechselprodukte wie Harnstoff, Harnsäure, Kreatinin oder Phosphat
  • Wasserlösliche Vitamine
  • Hormone
  • Fremdstoffe, etwa Rückstände von Medikamenten

Die Farben des Urins

Die Hauptursache für die gelbe Farbe des Urins ist der Gallenfarbstoff Urobilinogen. Dieser ist wiederum ein Abbauprodukt von Bilirubin. Bilirubin entsteht, wenn rote Blutkörperchen abgebaut werden. Verlässt dein Urin das Farbspektrum «dunkelgelb», ist das nicht zwingend ein Anzeichen für eine Krankheit, es könnten auch färbende Lebensmittel oder Medikamente die Auslöser sein. Hält die Verfärbung aber über mehrere Toilettengänge an, solltest du die Ursache sicherheitshalber bei deinem Hausarzt abklären lassen.

Durchsichtig

Durchsichtiger Urin deutet darauf hin, dass du viel getrunken hast. Die hohe Flüssigkeitszufuhr verdünnt die Pigmente im Urin, sodass die gelbe Färbung nachlässt. Es dürfte allerdings etwas weniger Flüssigkeit sein: Optimal sind zwischen 1,5 und 3 Litern pro Tag. Verspürst du ständig grossen Durst, solltest du mit einem Arzt sprechen. Ein starkes Durstgefühl kann ein Hinweis auf Diabetes sein.

Hellgelb bis gelb

Hier stimmt die Flüssigkeitsmenge.

Dunkelgelb bis bernsteinfarben

Dieses Farbspektrum deutet auf eine Dehydrierung hin. Versuche, mehr Wasser oder ungesüssten Tee zu trinken.

Orange

Orangefarbener Urin könnte ein Anzeichen für eine starke Dehydrierung sein. Trinke unbedingt mehr Wasser.

Mögliche Erkrankungen: Sind dein Stuhl zusätzlich auffallend hell und die Augen gelblich, kommt als Auslöser ein Leber- oder Gallenleiden in Frage.

Medikamente: Die orange Färbung könnte von einem Arzneimittel mit dem Wirkstoff Isoniazid stammen. Dieses wird zur Behandlung von Tuberkulose eingesetzt.

Pink bis rot

Lebensmittel: Rote Beete, Heidelbeeren, Rhabarber und andere Früchte- und Gemüsesorten mit einer intensiven Kolorierung führen häufig zu rosafarbenem bis pinkem Urin.

Mögliche Erkrankungen: Die Farbe könnte auch von Blut stammen. Blutiger Urin weist auf eine Blasenentzündung hin, kommt aber auch bei Nierenleiden, einem Tumor oder einer vergrösserten Prostata vor. Kannst du eine Vermischung mit Periodenblut ausschliessen, solltest du dich bei deinem Hausarzt melden.

Medikamente: Arzneimittel auf Basis der Senna-Pflanze sind für ihre färbenden Eigenschaften bekannt. Wegen ihrer abführenden Wirkung werden die Früchte und Blätter von Senna gerne zur Behandlung von Verstopfung eingesetzt. Die Vermarktung von Lebensmitteln mit Senna – zum Beispiel in Form von Tees oder Kapseln – ist in der Schweiz [Stand 2023] nicht zulässig.

Andere färbende Wirkstoffe sind in Medikamenten zur Behandlung von Thrombosen, Parkinson oder Eisenvergiftungen enthalten. Das Antibiotikum Rifampicin färbt nicht nur Körperflüssigkeiten, sondern sogar die Haut.

Grün bis blau

Lebensmittel: Grün-blauer Urin wird in seltenen Fällen durch Lebensmittelfarben in Süssigkeiten oder Medikamenten ausgelöst.

Mögliche Erkrankungen: Hinter der Verfärbung könnte auch eine Bakterieninfektion oder eine sehr seltene genetische Erkrankung stecken.

Medikamente: Gewisse Wirkstoffe in Arzneimitteln können ebenfalls grün-blauen Urin hervorrufen. Bekannt sind etwa ein Mittel zur Dämpfung der Magensaftproduktion mit dem Inhaltsstoff Cimetidin oder ein Medikament zur Behandlung von rasch fortscheitender Multipler Sklerose, das Mitoxantron enthält. Blau-grüner Urin könnte auch die Folge der Einnahme von Multivitamin-Präparaten sein.

Braun bis schwarz

Sport: Ein intensives Training, besonders Joggen, kann zu dunkelbraunem Urin führen. Dieser sollte aber nach ein paar Stunden der Erholung wieder seine normale, gelbe Farbe zurückerlangen.

Mögliche Erkrankungen: Krankheiten, die roten Blutkörperchen schaden sowie eine bestimmte Form von Hautkrebs im fortgeschrittenen Stadium können ebenso die Ursache von braunem Urin sein.

Medikamente: Eisenpräparate und der Blutdrucksenker Methyldopa können den Urin ebenfalls bräunlich einfärben.

Trüber bis schaumiger Urin

Reinigungsmittel: Rückstände von Toilettenreinigern führen häufig zu einer Trübung des Urins und zu Bläschen.

Sport: Nach grossem Stress oder einer anstrengenden Sporteinheit findet sich in einigen Fällen vermehrt Eiweiss im Urin, wodurch sich Schaum bildet.

Mögliche Erkrankungen: Ein erhöhtes Eiweissaufkommen im Urin könnte allerdings auch ein Zeichen für eine Nierenerkrankung sein. Bemerkst du, dass dein Urin über einen längeren Zeitraum schaumig oder von weissen Schlieren durchzogen ist, solltest du dich sicherheitshalber bei deinem Arzt melden.

Nicht nur die Farbe des Urins ist entscheidend

Neben der Farbe kann auch der Geruch des Urins wichtige Hinweise auf deinen Gesundheitszustand liefern. Frischer Urin sollte nach fast gar nichts riechen. Für den typischen Uringeruch sorgen Bakterien, die den Harn ausserhalb des Körpers zersetzen. Befinden sich jedoch mehr Abbauprodukte oder andere Fremdstoffe als üblich im Urin, können sich diese durch einen fischigen bis süsslichen Geruch bemerkbar machen.

Der Urin riecht nach Schwefel

Oft wird auffällig riechender Urin durch bestimmte Lebensmittel ausgelöst. Der Klassiker ist der Verzehr von Spargel. Bei vielen Menschen entstehen durch das Zersetzen der in Spargel enthaltenen Asparagusinsäure schwefelhaltige Abbauprodukte, die beim Wasserlassen für den typischen Geruch sorgen. Auch der Konsum von Knoblauch, Zwiebeln und Kohl kann zu einem ähnlichen Phänomen führen. Der schwefelige Geruch verschwindet normalerweise schnell wieder.

Beissend

Riecht es nach dem Toilettengang stark nach Ammoniak, hast du wahrscheinlich zu wenig getrunken. Bei einer Dehydrierung sinkt der Wasseranteil im Urin und geruchsgebende Inhaltstoffe finden sich in höherer Konzentration.

Süsslich

Fruchtig-süsser Geruch kann auf Diabetes mellitus hindeuten. Die Krankheit sorgt für einen erhöhten Blutzuckerspiegel. Der überschüssige Zucker wird mit dem Urin ausgeschieden. Besonders häufig tritt süsslich riechender Urin in der Schwangerschaft auf. Dies kann an der veränderten Zusammensetzung des Urins aufgrund der Hormonumstellung liegen. Süsslicher Urin bei Schwangeren ist jedoch auch ein Hinweis auf Schwangerschafts-Diabetes und sollte deshalb durch eine medizinische Fachperson abgeklärt werden.

Fischig

Fischiger Uringeruch ist besonders bei Frauen ein Zeichen für eine Infektion im Genitalbereich. Als Ursache kommt eine Blasenentzündung, eine Harnwegsinfektion oder eine Geschlechtskrankheit in Frage.

Faulig

Nach faulen Eiern riechender Urin kann auf einen Tumor in den Nieren, der Blase oder dem Harntrakt hinweisen.

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