Diabetes mellitus: Ursache, Behandlung und Vorsorge

Viele Betroffene wissen nicht von ihrer Erkrankung

Spoiler

  • Etwa jeder dritte Diabetes-Betroffene weiss nicht von seiner Erkrankung.
  • Diabetes kann zahlreiche Folgeerkrankungen von Herz, Kreislauf, Niere und Nerven nach sich ziehen.
  • Mit einem gesunden Lebensstil kann das Krankheitsrisiko gesenkt werden. Durch Vorsorge-Untersuchungen lässt sich Diabetes früh erkennen und das Risiko für Folgeschäden senken.

Wenn durch das körpereigene Stoffwechselhormon Insulin der Blutzucker nicht im normalen Bereich gehalten werden kann, liegt Diabetes mellitus vor. Die Ursachen dieser Funktionsstörung sind verschieden: Generell wird in zwei Krankheitsformen unterschieden.

Diabetes mellitus Typ 1: Fehler im Hormonhaushalt

Beim Typ 1 des Diabetes mellitus werden die Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse durch das körpereigene Abwehrsystem zerstört. Die Ausschüttung des Stoffwechselhormons nimmt somit stetig ab. Beim Typ 2 wird nicht nur zu wenig Insulin produziert, die Zellen sprechen auch weniger gut auf das Hormon an: Es kann also kaum seine volle Wirkung entfalten.

«Alle Körperzellen ausser das Hirn brauchen Insulin, um den Zucker in die Zellen zu transportieren», erklärt Prof. Dr. Roger Lehmann, Leiter Diabetologie am Universitätsspital Zürich. «Bleibt der Zucker aber im Blut, schädigt er diverse Organe.»

Diabetes mellitus Typ 2: geerbt oder erworben

Der Typ 2-Diabetes kommt besonders häufig vor. Er ist oft erblich bedingt, zudem hat die Lebensweise einen grossen Einfluss auf das individuelle Krankheitsrisiko. «Je übergewichtiger und inaktiver ein Mensch mit einer genetischen Veranlagung ist, desto höher ist das Risiko, an einem Typ 2-Diabetes zu erkranken», so Prof. Lehmann.

Der Facharzt setzt bei der Behandlung von Diabetes mellitus im Anfangsstadium dementsprechend auch auf eine Umstellung der Lebensweise: Bewegung, Ernährung, Gewichtsreduktion. «Danach setzen wir Tabletten und/oder Insulin ein», meint Prof. Lehmann.

Erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen

Menschen mit Typ 2-Diabetes haben häufig Bluthochdruck und veränderte Blutfettwerte. Auch erkranken sie öfter an Herz-Kreislauf-Krankheiten. Wird der Diabetes mellitus nicht oder ungenügend behandelt, kommt es durch die zu hohen Blutzuckerwerte oft zu Nerven-, Nieren- und Sehstörungen.

«Heute sterben Menschen mit Diabetes weniger häufig, aber immer noch zwei- bis fünfmal öfter an einem Herzinfarkt als Menschen ohne Diabetes», weiss Prof. Lehmann. «Weil viele Betroffene jahrelang nicht wissen, dass sie an Diabetes leiden, hat bereits die Hälfte der Patienten bei der Diagnose Folgeerkrankungen.»

Symptome des Diabetes mellitus früh erkennen

Einige Anzeichen, die auf Diabetes mellitus hinweisen könnten, lassen sich in der Selbstbeobachtung erkennen: Wer häufig Durst hat, viel trinkt und entsprechend häufig wasserlassen muss, könnte Diabetes haben. Auch anhaltende Müdigkeit und schnell eintretende Abgeschlagenheit können ein Hinweis auf Diabetes sein.

Übergewichtige und Raucher sollten beim Hausarzt regelmässig ihren Blutzuckerwert ermitteln lassen. Doch auch ein auffälliger, nicht bewusst herbeigeführter Gewichtsverlust kann auf Diabetes hinweisen.

Vorsorge und umfassende Therapie

Durch einen gesunden Lebensstil mit viel Bewegung, ausgewogener, möglichst mediterraner Kost und dem Verzicht auf Nikotin kann das Risiko, an Diabetes mellitus zu erkranken, gesenkt werden. Parallel dazu empfiehlt Prof. Lehmann Vorsorgeuntersuchungen ab dem 45. Lebensjahr. Dabei sollt der Hausarzt auch über Krankheitsfälle in der Verwandtschaft informiert werden.

Eine frühe Diagnose beeinflusst die Therapie positiv. «Fachstudien zufolge nimmt das hohe Risiko an kardiovaskulären Folgekrankheiten bei früher und guter Behandlung deutlich ab», so Prof. Lehmann.

Diabetes-Betroffene werden in der Regel mit Medikamenten behandelt, die den Blutzuckerspiegel, aber auch den Blutdruck und den Cholesterinspiegel senken. «Wichtig ist, Medikamente einzusetzen, die keine Unterzuckerung verursachen oder zu Gewichtsabnahme führen und einen guten Einfluss auf kardiovaskuläre Krankheiten haben», rät Prof. Lehmann.

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