Trotz Suchtgefahr: Jede Zehnte greift zu Beruhigungsmitteln

Tabletten

Etwa jede zehnte Frau greift zu Schlaf- und Beruhigungsmitteln. Das geht aus einer Befragung von Suchtmonitoring Schweiz hervor. Die Krankenkasse Helsana legt noch alarmierendere Zahlen vor: Sie geht laut einer eigenen Hochrechnung von etwa 800’000 Konsumenten pro Jahr aus. Demnach nutzt jeder zehnte Schweizer mindestens vorübergehend Psychopharmaka. Unter den einschlägigen Präparaten sind Benzodiazepine besonders verbreitet: Jährlich werden etwa sieben Millionen Packungen verkauft.

Um Stress, Ängste, innere Unruhe oder Schlafstörungen zu bewältigen, greifen vor allem Frauen zu «Mother’s little Helper», wie die Rolling Stones das Mittel schon 1966 besangen. Der Konsum nimmt auch mit dem Alter zu: Etwa jeder vierte über 80-Jährige nutzt Benzodiazepine.

Suchtmonitoring Schweiz sieht hierin eine Gefahr, denn bei längerer Einnahme könnte das Schlafmittel süchtig machen. Problematisch ist auch, dass Benzodiazepine von jungen Erwachsenen als «Happy Pills» zur Beruhigung in Prüfungsphasen und als «Downer» am Partywochenende entdeckt werden. Hierauf macht der jüngste Bericht der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht aufmerksam und warnt vor illegal erworbenen Pillen mit nicht nachvollziehbarer Zusammensetzung.

Die Nebenwirkungen auch legal vertriebener Benzodiazepine reichen von Atemnot und Verwirrtheit bis zu Schwindel. Dadurch wird nicht nur die Verkehrstüchtigkeit eingeschränkt. Gerade bei Senioren kann sich durch die Präparate die Gangsicherheit verschlechtern und das Risiko für Stürze erhöhen.

Etwa 200‘000 Schweizer nehmen Benzodiazepine seit mehr als einem Jahr regelmässig ein; das Suchtmonitoring Schweiz spricht von einer «problematischen Einnahme» und mahnt deshalb zu mehr Zurückhaltung bei der Langzeitverschreibung durch Haus- und Fachärzte.

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