«Multiple Sklerose lässt sich inzwischen gut behandeln.»

Risikofaktoren und Therapie der Nervenkrankheit

Menschen auf Berg

Spoiler

  • Multiple Sklerose ist eine Autoimmunkrankheit, bei der es zu Entzündungen im Zentralen Nervensystems kommt.
  • Die Krankheit verläuft häufig in Schüben, die verschiedene Beschwerden hervorrufen.
  • Die aktuelle Basistherapie kann den Krankheitsverlauf einfrieren. Für Betroffene bedeutet das eine deutlich verbesserte Lebensqualität.

Die Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste Erkrankung des Zentralen Nervensystems. Eine von 900 Personen erkrankt im Laufe ihres Lebens an dieser Autoimmunerkrankung. Dabei handelt es sich um eine chronische, meist in Schüben verlaufende Entzündung des Nervensystems, die sich in verschiedenen Beschwerden äussert.

Risikofaktoren für Multiple Sklerose

MS tritt meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr erstmals auf. Frauen sind mehr als doppelt so oft betroffen wie Männer. «Das Risiko für Multiple Sklerose wird ganz entscheidend von Umweltfaktoren beeinflusst. Eine grosse Rolle spielt wahrscheinlich ein Mangel an Vitamin D», erklärt PD Dr. med. Christian Kamm, Neurologe am Luzerner Kantonsspital. «Daneben gibt es eine genetische Prädisposition. MS ist zwar nicht erblich, einige Menschen sind allerdings für die Erkrankung genetisch empfänglicher.»

Zuletzt beeinflusst auch der Lebensstil das Risiko, an dem Nervenleiden zu erkranken. «Rauchen begünstigt MS», so der Experte. «Andere Faktoren wie Fettleibigkeit, Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte erhöhen zwar nicht das Risiko für eine Erkrankung, aber jenes für einen schweren Verlauf.»

Multiple Sklerose: Symptome in Schüben

«Die Autoimmunkrankheit macht sich subakut bemerkbar», so Dr. Kamm. «Beschwerden treten innerhalb weniger Stunden oder Tage auf. Zuerst kribbelt es am Morgen vielleicht im Fuss, mittags ist schon das ganze Unterbein betroffen. Am nächsten Tag ist das Empfinden am gesamten Bein gestört.»

Zunächst zeigt sich ein recht einheitliches Krankheitsbild: Die Schädigung der Nerven äussert sich in Sensibilitätsstörungen, leichten Lähmungen und Sehfehlern. Im weiteren Verlauf können ganz verschiedene Beschwerden in unterschiedlicher Kombination auftreten – je nachdem, welche Areale des Nervensystems durch die Entzündung beeinträchtigt werden. Aus diesem Grund wird Multiple Sklerose auch als ‹Krankheit mit 1’000 Gesichtern› bezeichnet.

MS nimmt selten einen kontinuierlichen Verlauf, sondern vollzieht sich bei 85 Prozent der Betroffenen in Schüben. «Wie häufig diese akuten Krankheitsphasen eintreten, ist sehr unterschiedlich», weiss Dr. Kamm. «Nach dem ersten Schub gehen die Beschwerden meist vollständig zurück, nach späteren Schüben bleiben die Symptome oft mehr oder weniger abgemildert bestehen.»

Krankheit unter Kontrolle

Multiple Sklerose ist nach wie vor nicht heilbar, kann inzwischen jedoch sehr verlässlich behandelt werden. «Bei der Basistherapie kommen verschiedene Medikamente zum Einsatz, die antientzündlich wirken. Sie können Schübe verhindern», so Dr. Kamm. «Sollte es dennoch zu einem akuten Krankheitsfall kommen, ist nach wie vor Kortison das Mittel der Wahl.»

Die Behandlung von MS zielt nicht nur auf eine Unterdrückung von Schüben, sondern auch auf die Verhinderung von bleibender Behinderung. Damit diese möglichst gering sind, sollte mit der Therapie so früh wie möglich begonnen werden.

Oftmals grosse Behandlungserfolge

Insgesamt zeichnet sich eine positive Entwicklung ab. «Multiple Sklerose lässt sich inzwischen gut behandeln – wie gut, kann zu Beginn der Behandlung leider meist nicht vorhergesagt werden.», erklärt Dr. Kamm. «Die Vorstellung, dass MS die Mobilität einschränkt und zwangsläufig an den Rollstuhl fesselt, ist allerdings definitiv überholt.»

Nach seiner Erfahrung zeigen sich Betroffene immer wieder überrascht über die eigenen Therapieerfolge. «Die Krankheit trifft meist junge, ansonsten gesunde Menschen, die durch die Diagnose verständlicherweise zutiefst irritiert werden», erklärt der Neurologe. «Sie brauchen zwei bis drei Jahre, bis sie feststellen: ‹Es stimmt ja wirklich, dass die Therapien wirken›. Diese Sicherheit der Therapie gibt ihnen neues Selbstbewusstsein.» Zwar liegen zu den aktuell verwendeten Medikamenten noch keine Langzeitstudien von mehreren Jahrzehnten vor, dennoch zeigt sich Dr. Kamm zuversichtlich: «Heute können wir Patienten lange stabilisieren. Es sieht gut aus.»

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