Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa: Rebellion im Darm

Wenn der Darm chronisch entzündet ist

Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa: Mann sitzt mit Schmerzen auf der Bettkante

Spoiler

  • Typische Beschwerden von Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa sind Bauchschmerzen, Durchfall, Gewichtsverlust und Erschöpfung.
  • Ein Rauchstopp bewirkt bei Morbus Crohn so viel wie ein Medikament.
  • Beim Reizdarmsyndrom, das ähnliche Beschwerden verursacht, aber häufiger auftritt, findet man keine Entzündungen im Darm.

Bis zu sieben Meter ist unser Darm lang, durch unzählige Falten, Windungen und Zotten kommt er auf eine enorme Oberfläche. Genau auf dieser Oberfläche, der Darmschleimhaut, können sich chronische Entzündungen entwickeln. «Bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind Bauchschmerzen typisch, Durchfälle, die blutig sein können, sowie Gewichtsverlust», so Prof. Dr. med. Benjamin Misselwitz, leitender Arzt für Gastroenterologie am Inselspital Bern. Ausserdem kann es zu Symptomen an der Haut, den Augen oder Gelenken kommen. Die genaue Ursache für die Erkrankung, die von Ärzten meist «Inflammatory bowel disease» – «IBD» genannt wird, ist noch unbekannt. Die Chancen, durch eine medikamentöse Behandlung die Beschwerden in den Griff zu kriegen, sind jedoch gut.

Reizdarm oder IBD?

«Wer ähnliche Beschwerden bei sich beobachtet, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Reizdarmsyndrom, das viel häufiger vorkommt», verdeutlicht der Gastroenterologe. Für Klarheit sorgt ein Termin beim Spezialisten. «Beim Reizdarm findet man keine Entzündung im Darm. Bei den chronisch-entzündlichen Erkrankungen schon. Ihre Diagnostik ist ein Mosaik aus den Beschwerden, einer Darmspiegelung, einer Stuhl- und einer Blutprobe.» Colitis ulcerosa und Morbus Crohn brechen meist zwischen 15 und 35 Jahren aus, seltener bei Kindern oder älteren Menschen. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto grösser sind die Chancen, die Symptome zu lindern und ein Fortschreiten aufzuhalten.

Ernährung als Ursache von Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gab es die chronisch-entzündliche Darmerkrankung nicht. «Deshalb wird unsere westliche Lebensweise mit viel Fastfood und fettreichem, aber faserarmem Essen als Ursache diskutiert», weiss Prof. Misselwitz. «In vielen Regionen Afrikas beginnen die Erkrankungen gerade erst aufzutauchen.» Kann eine gesunde Ernährung vorbeugen oder die Entzündung lindern? Vielleicht. «Für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen scheint es sinnvoll zu sein, stark prozessierte Nahrungsmittel, künstliche Süssstoffe und Transfette zu vermeiden. Wir verstehen den Einfluss anderer Nahrungsmittel noch nicht gut genug, als dass wir detaillierten Rat geben könnten. Ich halte eine frische, pflanzenbasierte Ernährung für am sinnvollsten», sagt Prof. Misselwitz. «Ausserdem kann es helfen, sich um die seelische Gesundheit zu kümmern.» Denn den Schüben gehen oft Lebensereignisse oder Zeiten mit vermehrtem Stress voraus. Viele Betroffene leiden zusätzlich an einer Depression oder Angststörung. Ein Zusammenhang liegt daher nah, nur was zuerst da war, Darmentzündung oder seelische Veränderung, ist schwer zu sagen.

Wege zur Beschwerdefreiheit

Je nach Fall hilft eine gezielte medikamentöse Therapie, um die Symptome und die Darmentzündung zu lindern und Schüben vorzubeugen. «Erster und wichtigster Schritt bei Morbus Crohn ist es, mit dem Rauchen aufzuhören», betont Prof. Misselwitz. «Der Rauchstopp wirkt vergleichbar effizient wie ein Medikament.» Gute Erfolge erzielt bei Morbus Crohn auch die sogenannte Elementardiät, bei der man sich für eine gewisse Zeit ganz oder teilweise mit einem speziellen Pulver ernährt. Bei Colitis ulcerosa wird manchmal der Dickdarm operativ entfernt, Patienten haben danach meist keine Schübe mehr.

Leben mit Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa

Sport: wirkt entzündungshemmend. Dreimal pro Woche für 45 Minuten so in Bewegung kommen, dass der Puls hoch geht und man etwas ins Schwitzen kommt. Je nach Beschwerden kann das zu intensiv sein. Dann gilt: Jede Bewegungssteigerung kann helfen.

Stressabbau: Meditation, Mindfulness-Training, Entspannungsübungen oder Yoga können die ärztliche Therapie sinnvoll begleiten.

Rauchen: Nikotinstopp ist bei Morbus Crohn entscheidend.

Der Verband Crohn Colitis Schweiz empfiehlt eine pflanzliche Unterstützung der Therapie mit Flohsamen oder Kurkuma.

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