Spoiler
- Halsschmerzen sind keine eigene Indikation, sondern ein Symptom eines Infekts.
- Die Schmerzen rühren von einer Entzündung des Rachengewebes, das zur Abwehr auf Viren und Bakterien reagiert.
- Leichte Beschwerden können gut zuhause mit Sprays, Lutschtabletten und Hausmitteln behandelt werden. Bei stärkerem Verlauf immer von einem Arzt abklären lassen.
«Leichte Halsschmerzen sind nicht schlimm, im Gegenteil, sie sind ein Zeichen dafür, dass unsere Abwehr funktioniert», erklärt Dr. med. Susanne Baumann, Fachärztin für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde. Die Schmerzen entstehen durch eine Reaktion des Abwehrgewebes im Hals: Das schwillt an, weil es beim Eintreten von Bakterien und Viren eine abwehrende Entzündung auslöst. So kommt es zu Schluckbeschwerden oder einem Engegefühl.
Halsschmerzen sind kein Krankheitsbild
Halsschmerzen sind also ein Symptom und kein spezifisches Krankheitsbild. «So können sie auch als Begleiterscheinung eines trockenen Rachens entstehen», weiss die Expertin. Das passiert häufig bei einer Erkältung, wenn vermehrt durch den Mund geatmet wird, weil die Nase verstopft ist, in trockenem Klima oder während der Wintermonate. Auch nach einer Entnahme der Gaumenmandeln können vermehrt Schmerzen auftreten, weil mit den Mandeln auch befeuchtendes Gewebe entnommen wird.
Doch anders als oft angenommen, sind es nicht die Gaumenmandeln allein, die für Befeuchtung und Abwehr von Keimen im Hals sorgen: Der sogenannte Waldeyersche Rachenring oder auch lymphatischer Rachenring besteht aus Rachen-, Gaumen- und Zungengrundmandel sowie vielen Lymphfollikeln, die alle dafür zuständig sind, Erreger vom Eindringen in die unteren Atemwege abhalten. «Die weissen Blutkörperchen des Rachengewebes erkennen und bekämpfen die Erreger. Sie entwickeln sogar ein Gedächtnis, sodass sie bekannte Keime direkt im Rachen zerstören können», erklärt die HNO-Ärztin. Weil sich dieses Abwehrsystem im Hals erst noch ausbilden muss, reagiert es bei Kindern häufiger mit schmerzhaften Entzündungen. «Auch im Alter kommen Halsschmerzen vermehrt vor, da die Schleimhäute trockener werden», führt Dr. Baumann aus.
Richtig diagnostiziert und behandelt
«Halsschmerzen sind eher harmlos. Nehmen Intensität oder Dauer zu, könnte es sich jedoch – vor allem bei Rauchern – auch um Krebs handeln», so die Fachärztin. Bei diesem Verdacht und auch wenn Fieber, Schluckunfähigkeit oder Atemnot eintreten, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Meist können die Schmerzen jedoch zu Hause behandelt werden: «Rachensprays mit Pelargonium, Propolis oder Echinacea lindern den Schmerz und unterstützen das Immunsystem. Probiotische Mittel stärken ausserdem das Mikrobiom, also die gesunden Bakterien, im Mund», meint die Expertin. Dazu: Viel trinken, Lutschtabletten, warme Wickel und Inhalationen mit Meersalzwasser, Pfefferminze oder Latschenkiefer.
Bei starken Beschwerden werden Schmerzmittel und Antibiotika verschrieben. «Verschleimende Lebensmittel wie Milch sollten gemieden werden, genauso scharfe und heisse Speisen. Kaltes, weiches Essen beruhigt den Hals, eine Extra-Portion Eiscreme ist also erlaubt», so Dr. Baumann.
Tipps bei Halsschmerzen
Nicht räuspern
Instinktiv versuchst du die Schwellung im Hals weg zu räuspern. «Das macht aber nur zusätzlich Probleme, etwa auf den Stimmlippen», weiss Dr. Baumann. Lieber Schlucken – am besten Tee.
Nase frei
Damit dein Hals beim Atmen durch den Mund nicht zusätzlich austrocknet: Die Dämpfe einer gehackten Zwiebel auf dem Nachttisch befreien deine Nase bei Erkältungen.
Hörbuchtipp
In ihrem Hörbuch «Lumi und das Coronavirus» vermittelt Dr. Baumann spielerisch viele Informationen um das Virus. Bunt illustriert und schön vertont – hier reinhören: www.ustermed-hno.ch/lumi