Fortschritte in der Behandlung von Lungenkrebs

Immuntherapie eröffnet neue Möglichkeiten

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Spoiler

  • In den letzten Jahren wurden enorme Fortschritte in der Behandlung von Lungenkrebs erzielt.
  • Immun-, Strahlen- und Chemotherapie sowie eine Operation kommen in der Behandlung zum Einsatz. Diese Therapien können einzeln oder kombiniert angewendet werden.
  • Rauchen ist für 80 bis 90 Prozent der Lungenkrebs-Fälle verantwortlich.

In der Behandlung von Lungenkrebs – in der Fachsprache Bronchialkarzinom genannt – konnten in den letzten Jahren enorme Fortschritte erzielt werden. «Noch vor 20 Jahren sind 50 Prozent der Patienten mit metastasiertem Lungenkrebs innerhalb von acht Monaten verstorben. Inzwischen hat sich die Lebenserwartung verdoppelt», weiss PD Dr. Alessandra Curioni, Oberärztin an der Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie am Universitätsspital Zürich.

Die Erfolge liegen zum einen an der Entdeckung von genetischen Veränderungen in Krebszellen, was die Entwicklung von gezielten Therapien erlaubt hat. Zum anderen haben Wissenschaftler herausgefunden, dass bestimmte Proteine auf Tumorzellen das Immunsystem ausbremsen und es so von der Bekämpfung vom Krebs abhalten. Wird diese Bremse gelöst, greifen die Immunzellen die Krebszellen an. Für diese revolutionäre Erkenntnis wurden 2018 der US-Amerikaner James P. Allison und der Japaner Tasuku Honjo mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.

Behandlung von Lungenkrebs

Die auf Basis dieser Entdeckung entwickelte Immuntherapie wird bereits heute erfolgreich bei der Behandlung von Lungenkrebs eingesetzt. Operation, Chemo- und Strahlentherapie sowie eine Kombination aller Behandlungsmöglichkeiten bleiben jedoch weiterhin Bestandteil im Kampf gegen den Krebs. «Die Wahl der Therapie richtet sich immer nach Art und Stadium eines Tumors», so die Expertin für Immunonkologie.

So lassen sich Bronchialkarzinome in zwei Hauptgruppen unterscheiden: den nicht-kleinzelligen und den kleinzelligen. Daneben gibt es weitere Untergruppen. «Ebenso wird in die Überlegung miteinbezogen, ob der Tumor lokal begrenzt ist oder bereits Ableger, sogenannte Metastasen, gebildet hat», sagt PD Dr. Curioni.

Die Behandlung von Lungenkrebs ist mit den Jahren immer komplexer geworden. «Es ist ein riesiges Feld und es braucht anerkannte Experten auf diesem Gebiet. Umso wichtiger ist es, dass sich Betroffene an erfahrene Onkologen wenden und gegebenenfalls ein spezialisiertes Zentrum für Lungenkrebs aufsuchen», rät die Expertin.

Unterschiedliche Nebenwirkungen

Je nach Art der Therapie können verschiedene Nebenwirkungen auftreten. Während eine gezielte, direkt auf den Tumor gerichtete Behandlung deutlich weniger Nebenwirkungen auslöst, kann eine Chemotherapie beispielsweise eine Verschlechterung der Nierenfunktion bewirken oder das Risiko von Infekten erhöhen. «Eine Immuntherapie wird meist besser vertragen als eine Chemotherapie. Dennoch kann auch sie zu Nebenwirkungen führen. Wenn das Immunsystem zu stark arbeitet, kann es eine Autoimmunreaktion auslösen. Dies äussert sich etwa in Durchfall oder Entzündungen des Darms, der Schilddrüse oder der Haut», so PD Dr. Curioni. Die Nebenwirkungen der Therapien sind jedoch mittlerweile behandelbar. Ist eine Operation notwendig, ist es möglich, dass die Lungenfunktion des Patienten für einige Zeit reduziert ist. Wie gut sich die Lungen nach einer Operation erholt, hängt von verschiedenen Faktoren ab wie zum Beispiel der Lungenfunktion vor der OP oder der Art der Operation (Entfernung eines ganzen Lungenflügels oder nur von Lappenteilen).

Behandlung von Lungenkrebs im aggressiven Stadium

Trotz der neuen Therapiemöglichkeiten ist die Überlebensrate bei Lungenkrebs immer noch geringer im Vergleich zu anderen Krebsarten. «Lungenkrebs ist besonders aggressiv. Es handelt sich um eine äusserst heterogene Krebsart. Das heisst, dass die Tumore die Fähigkeit besitzen, sehr schnell zu wachsen und sich zu verändern. Dies bedeutet wiederum, dass der Krebs für eine gewisse Zeit sehr gut auf eine Therapie anspricht, sich dies im Laufe der Behandlung aber wieder ändern kann», weiss PD Dr. Curioni.

Zudem treten bei Lungenkrebs häufig Metastasen auf. Streut der Krebs ins Gehirn, bestehen nur wenige Therapiemöglichkeiten. «Dazu kommt, dass Lungenkrebs-Patienten vor allem Raucher und durchschnittlich 60 bis 65 Jahre alt sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese bereits Probleme mit der Lunge oder dem Herzen haben, ist höher, weshalb zusätzlich zum Lungenkrebs eine Begleiterkrankung, die sogenannte Komorbidität, auftritt», erklärt die Expertin.

Häufigste Ursache

Rauchen ist die weitaus häufigste Ursache von Lungenkrebs. 80 bis 90 Prozent der Bronchialkarzinome werden auf Rauchen zurückgeführt. «Der weltweite Konsum von Zigaretten ist extrem hoch. Jeder Fünfte raucht. Das ist viel zu viel», meint PD Dr. Curioni. «Mein Wunsch wäre, dass die Rate auf null zurückgeht.»

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