Wie stellen sich werdende Eltern auf die neue Beziehungsdynamik ein?
Man kann sich so viel man will auf die Veränderung vorbereiten: Kurse absolvieren, Bücher lesen, Podcasts hören und, und, und … Doch wie so oft sind Theorie und Praxis zwei verschiedene Dinge. Bei einem kann man sich sicher sein: Es kommt sowieso alles ganz anders, als man denkt. Daher ist eine gesunde Grundlage der Beziehung enorm wichtig für zukünftige Eltern, die nicht nur Eltern sein, sondern auch ein Paar bleiben wollen.
Und die wäre?
Kommunikation. Sie ist das Fundament jeder gesunden Beziehung. Wer früh lernt, sich ehrlich mit dem Partner über alles auszutauschen, was einen beschäftigt, wird sich gegenseitig besser unterstützen können. Besonders wenn ein neues Lebewesen dazukommt, das anfangs nur mit Weinen oder Schreien auf sich aufmerksam machen kann.
Unter Dauermüdigkeit und -einsatz ist es aber schwierig, kleine Inseln für sich als Paar zu schaffen.
Der Stress lässt Paare oft viel weniger aufmerksam miteinander umgehen. Dabei ist Aufmerksamkeit gerade jetzt essenziell. Das Baby ist kurz ruhig? Nutzt diesen wertvollen Moment. Setzt euch zusammen, schaut euch in die Augen und redet miteinander. Wichtig: Es braucht kein schickes Abendessen im teuren Restaurant. Ein zehnminütiges Gespräch auf dem Sofa oder ein kleiner Spaziergang tut es auch.
Kann Romantik zwischen Dreckwäsche, vollen Geschirrspülern und Hausaufgaben überhaupt überleben?
Ja, und zwar indem man sich Freiraum schafft und dem Partner seinen lässt. Das mag zuerst seltsam klingen, Romantik bedeutet doch Zweisamkeit!? Was man schnell vergisst, ist, dass man auch als Paar- und Elternteil immer noch eine eigene Person ist. Und die darf man nicht vernachlässigen. Daher ist es wichtig, genügend Raum für sich selbst zu finden, um seine Batterien wieder aufzuladen. Dank dieses kurzzeitigen Für-sich-seins kann dann die Leidenschaft auch wieder neu entfacht werden.
Vielen Dank für das Gespräch.
Eltern werden und Paar bleiben – Tipps im Überblick
DIE GRÖSSTE CHALLENGE FÜR IHN: Viele Männer fühlen sich in ihrer neuen Rolle als Vater überfordert. Sie wissen nicht, wie sie kommunizieren sollen, dass die neue Verantwortlichkeit als Elternteil ihnen Schwierigkeiten bereitet.
DIE GRÖSSTE CHALLENGE FÜR SIE: Heute sind Frauen genauso karriereorientiert wie Männer. Doch Familie und Karriere gesund auszubalancieren, fällt schwer, weil es Führungspositionen selten in Teilzeit gibt. Da müssen Arbeitsmodelle künftig flexibler werden.
ZUSAMMEN ODER GETRENNT? Eine aktuelle deutsche Umfrage hat gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Paare sich nach dem ersten Kind trennen, um 20 Prozent gestiegen ist.
TRENNUNGSGRUND: Häufig entscheiden sich frische Eltern aufgrund finanzieller Unsicherheiten, emotionaler Unstimmigkeiten und wegen nicht nachlassendem Stress oder anhaltender Erschöpfung, getrennte Wege zu gehen.
FRAGEN STELLEN: Eine grosse Schwierigkeit in langfristigen Beziehungen ist, neugierig zu bleiben. Anfangs ist man fasziniert voneinander und stellt viele Fragen. Mit der Zeit lässt das nach. Wer sich aktiv Zeit nimmt und Fragen stellt, kann Unzufriedenheiten und Störer im Paaralltag gemeinsam ermitteln, aus der Welt schaffen und sich wieder näher fühlen.
ZWIEGESPRÄCHE: Diese besondere Paargespräch fördert die Nähe zueinander und hilft, Verständnis für die eigenen Sehnsüchte und Ängste und für die des Partners aufzubringen. Dabei nimmt man sich mindestens eine Stunde Zeit. Im Wechsel hat nun jeder Partner 15 Minuten Redezeit. Der andere hört nur zu und darf nicht unterbrechen – bis er dran ist.
AB IN DIE PAARTHERAPIE: Streit, laute Auseinandersetzungen oder gehässige Gespräche nehmen überhand? Sobald es dem Paar nicht mehr gelingt, friedlich miteinander zu kommunizieren und Lösungen zu finden, die wirklich für beide stimmen, wird es Zeit, sich Hilfe zu holen.
