Eine Niere spenden? Das solltest du darüber wissen

Wie du Lebensqualität schenken kannst und welche Risiken du damit eingehst

Niere spenden: helfende Hand in Berglandschaft im Gegenlicht

Spoiler

  • Einer Person mit schwer eingeschränkter Nierenfunktion eine Niere zu spenden bedeutet für diese eine höhere Lebenserwartung, bessere Lebensqualität und Dialysefreiheit.
  • Nicht nur die körperliche Eignung des Spenders ist wichtig, sondern auch die Bereitschaft und ein psychisch stabiler Zustand.
  • Die Spende kann mit Risiken für die eigene Gesundheit einhergehen, über die man sich genau informieren sollte.

Um eine Niere zu spenden, müssen viele Bedingungen erfüllt sein

Ist für Betroffene einer schwer eingeschränkten Nierenfunktion, beispielsweise aufgrund einer chronischen Nierenerkrankung, eine Transplantation die beste Behandlungsmöglichkeit, stellt sich schnell die Frage: Gibt es im Umfeld Personen, die bereit wären, eine ihrer Nieren zu spenden. Dies sind in den meisten Fällen Familienmitglieder, Partner oder andere nahestehende Personen. Der erste Schritt ist die Spenderabklärung. «Unser allererstes Kriterium ist, ob der Spender das wirklich möchte. Danach sehen wir uns an, ob er sich eignet, indem viele medizinische und psychologische Abklärungen gemacht werden», erklärt Dr. Binet. Hat ein potenzieller Spender selbst bereits Erkrankungen, welche die Nieren belasten, wie Bluthochdruck, Diabetes oder Nierensteine, kann das ein Ausschlusskriterium sein – gerade bei jüngeren Personen besteht sonst die Gefahr, dass die verbleibende Niere irgendwann ebenfalls zum Problem wird oder dass sich Vorerkrankungen verschlimmern, während noch so viele Lebensjahre bevorstehen. Es geht darum zu beurteilen, wie die Zukunft des Spenders aussieht, wenn er nur noch mit einer Niere lebt. Seine langfristige Gesundheit ist genauso wichtig wie die des Empfängers. Daher ist es empfehlenswert, vor einer Spende z. B. Übergewicht zu reduzieren, um das Diabetes- und Bluthochdruckrisiko zu reduzieren.

«Ist ein Spender ‘gesund’, beginnen wir mit den immunologischen Untersuchungen. Stimmen Blutgruppe und Gewebegruppe überein? Zeigt der potentielle Empfänger Antikörper gegen Gewebemerkmale des Spenders, die das Abstossungsrisiko erhöhen?», erläutert die Expertin den Prozess. Manchmal stimmen nicht alle Parameter überein, ein Spender ist aber kompatibel mit einem anderen Empfänger. Dann kann es zu einer sogenannten Kreuztransplantation oder «indirekten Spende» kommen, bei der die Niere an den anderen Empfänger geht, während der eigene Empfänger die Niere des anderen Spenders erhält.

Welche Risiken und Komplikationen sind mit einer Nierenspende verbunden?

«Kurzfristig gibt es natürlich Risiken, die mit jedem operativen Eingriff mit Narkose einhergehen», sagt Dr. Binet. «Langfristig ist das Risiko für Bluthochdruck etwas erhöht und selbst eine ungenügende Nierenfunktion zu entwickeln. Es kann sogar dazu kommen, ist jedoch extrem selten, dass eine Dialyse viele Jahre nach der Spende benötigt wird.» Es geht also auch darum, die verbleibende Niere gut zu schützen, indem nierenschädigende Medikamente wie bestimmte Schmerzmittel gemieden, eine nierengesunde Ernährung und ein achtsamer, rauchfreier Lebensstil angestrebt werden. «Personen, die eine Niere in der Schweiz spenden, erhalten eine sehr regelmässige lebenslange Vorsorge, die durch die Krankenkasse des Empfängers abgedeckt wird.» Dies trägt wesentlich dazu bei, eine Verschlechterung der Spendernierenfunktion, einen Bluthochdruck oder einen Diabetes früh zu erkennen und zu behandeln.

Der grosse Tag: eine Niere spenden und ein Leben verändern

Am sorgfältig vorausgeplanten Tag der Operation kommt man als Lebendspender zuerst in den Operationssaal. Hier wird in der Regel durch einen kleinen Schnitt am Unterbauch, unter dem Bauchnabel oder an der Seite per Roboter oder Laparoskop wie durch ein Schlüsselloch eine Niere entnommen. So verbleibt später nur eine kleine Narbe. Der Eingriff dauert zwei bis drei Stunden, danach kommen Spender üblicherweise direkt auf die Normalstation, wo sie etwa vier Tage bleiben. Wie lange die Rehabilitation dauert, ist stark vom Fitnesslevel abhängig, meistens kann man aber binnen eines Monats wieder arbeiten, nur schwer heben darf man nicht. «Manchmal ist ausserdem noch eine psychologische Begleitung empfehlenswert, denn nach der OP fällt die ganze Anspannung erst einmal ab und kann kurzfristig ein Gefühl der Leere hinterlassen. Häufig ist das Empfinden auch daran geknüpft, wie es dem Empfänger geht. Wenn sich jemand nicht gut fühlt, bieten wir immer die Möglichkeit einer professionellen Begleitung, denn man geht diesen Weg gemeinsam. Da entstehen Beziehungen mit den Experten, die nicht einfach enden, sobald die Spende erfolgt ist.»

Nach dem Tod seine Nieren spenden

Der Expertin ist es sehr wichtig, dass man sich mit dem Thema Organspende auseinandersetzt: «Man sollte noch zu Lebzeiten festlegen, ob und welche Organe man spenden möchte, und diese Entscheidung seinen Angehörigen mitteilen. Als verstorbener Spender kann man beide Nieren spenden und das Leben von zwei nierenerkrankten Menschen verändern, genau wie von zahlreichen Empfängern der anderen Organe. Egal ob für oder gegen Organspende, sollte man einen ausgefüllten Organspendeausweis immer im Geldbeutel bei sich haben. Trifft man diese Entscheidung selbst vorab und hält sie schriftlich fest, bedeutet das Entlastung für die Angehörigen in dieser Ausnahmesituation. Der Wille der Patienten steht im Zentrum.»

Weitere Informationen, Zahlen und Fakten zum Thema Organspende findest du bei Swisstransplant: https://www.swisstransplant.org/de/

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