Die Ursache von Zahnfleischrückgang

Diagnose, Behandlung und Vorbeugung

ursache zahnfleischrückgang: Modell eines Gebisses

Spoiler

  • Wenn sich das Zahnfleisch zurückzieht, liegen die Zahnwurzeln frei. Sie reagieren empfindlich auf Kälte und sind besonders anfällig für Karies.
  • Eine fortgeschrittene Parodontitis ist eine der Hauptursachen für Zahnfleischrückgang.
  • Ursachen eines Zahnfleischrückgangs bei Menschen ohne Parodontitis sind die falsche Zahnputztechnik, Rauchen, der Konsum von Oraltabak (Snus), Lippenpiercings, aber auch die Gene.
  • Ein Zahnfleischrückgang bei Menschen ohne Parodontitis kann mit einem chirurgischen Eingriff rückgängig gemacht werden. Dies gelingt allerdings nur, wenn die Rezession noch nicht stark fortgeschritten ist.

Bei einem Zahnfleischrückgang zieht sich das Zahnfleisch immer stärker zurück, sodass die Zahnwurzeln frei liegen. Dadurch werden die Zähne empfindlich gegenüber Kälte und anderen äusseren Einflüssen. «Mit der Zeit gewöhnt man sich an die empfindliche Stelle und vergisst sie. Wenn das Zahnfleisch in einem neuen Schub weiter zurückgeht, kommen neue sensitive Stellen dazu», so Prof. Ramseier.

Viele unterschiedliche Ursachen können zu einem Zahnfleischrückgang führen. Rund 50 Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen. Prof. Ramseier merkt an, dass die Zahl in den letzten Jahren zugenommen hat, was bei Menschen ohne Parodontitis unter anderem auf eine falsche Zahnputztechnik, Zahnspangen, Piercings und den Konsum des Oraltabaks Snus zurückzuführen ist.

Ursachen von Zahnfleischrückgang

«Zahnfleischrückgang wird bei Betroffenen ohne Parodontitis meist durch die falsche Zahnputztechnik verursacht. Anstatt sanft zu reinigen, wird mit starkem Druck geschrubbt. Dies führt zu Verletzungen des Zahnfleisches. Im Zuge der Heilung zieht sich das Zahnfleisch zusammen und schrumpft», erklärt der Zahnmediziner. Er führt aus, dass auch die Dicke des Zahnfleischs eine Rolle spiele:  «Dünnes Zahnfleisch kann angeboren sein. Es ist allerdings auch eine Folge von Zahnspangen, welche die Zähne nach aussen drücken und dadurch das Zahnfleisch ausdünnen. Nicht alle Kinder oder Jugendliche mit Zahnspange entwickeln jedoch einen Zahnfleischschwund. Problematisch ist vielmehr die Kombination aus Schrubben und kieferorthopädischen Behandlungen.»

Rauchen und der Gebrauch von Snus, einer Art Oraltabak, sind weitere Ursachen für Zahnfleischrückgang. Rauchen beeinträchtigt die Durchblutung des Zahnfleisches, weshalb Raucher trotz guter Mundhygiene ein höheres Risiko für Zahnfleischschwund und Parodontitis, einer Erkrankung des Zahnhalteapparates, haben.

Snus, der in kleinen Tabakbeutelchen unter die Lippe gelegt wird, beeinflusst ebenfalls die Durchblutung des Zahnfleisches. «Die Inhaltsstoffe sind zudem schlecht für die Mundgesundheit», erklärt Prof. Ramseier. «Wenn nach Gebrauch auch noch kräftig geschrubbt wird, entstehen kleine Risse im Zahnfleisch. Wenn diese heilen, kommt es zum Schrumpfen des Zahnfleischs.”

Einen ähnlichen Effekt haben Unterlippenpiercings mit einer Kugel. Die Kugel führt immer wieder zu kleinen Verletzungen des Zahnfleischs, welche letztendlich einen Zahnfleischrückgang verursachen. Schliesslich kann auch die Behandlung einer Parodontitis einen Zahnfleischschwund nach sich ziehen. Dieser Rückgang ist allerdings erwünscht, da er ein Zeichen dafür ist, dass die Stelle nicht länger entzündet und die Verletzungen abgeheilt sind.

ursache zahnfleischrückgang, Die Ursache von Zahnfleischrückgang

(Bild mit freundlicher Genehmigung: Zahnfleischrezession.ch)

Auf dem ersten Bild ist ein Zahnfleischrückgang ohne Parodontitis abgebildet.
Das zweite Bild zeigt eine unbehandelte Parodontitis mit Entzündungen und mit braunem Zahnstein bedeckten Zahnwurzeln.
Das dritte Bild veranschaulicht die entzündungsfreie Situation nach der erfolgreichen Behandlung einer Parodontitis.

Kariesrisiko steigt

Mit dem Zahnfleischrückgang steigt das Risiko für andere Krankheiten. Weil die freiliegenden Zahnwurzeln empfindlicher sind, wird die Stelle nicht mehr ausreichend gereinigt. Dazu kommt, dass die Zahnwurzeln anfälliger sind auf Karies. Die Folge ist die sogenannte Wurzelkaries. «Wurzelkaries kann ein Grund für Zahnverlust sein, denn Karies auf den Zahnwurzeln schreiten schneller voran und wird oft zu spät entdeckt», betont Prof. Ramseier.

Schweregrade und Behandlung

Der Zahnfleischrückgang wird in vier Kategorien eingeteilt.

ursache zahnfleischrückgang, Die Ursache von Zahnfleischrückgang

(Bild mit freundlicher Genehmigung: Zahnfleischrezession.ch)

Grad I: Die Wurzelentblössung reicht nur bis in den hellrosa Bereich, das feste Zahnfleisch.
Grad II: Der Rückgang reicht bis in den dunkelrosa Bereich, die bewegliche Wangenschleimhaut.
Grad III: Der Knochen zwischen den Zähnen wird abgebaut. Dadurch zieht sich auch das Zahnfleisch in den Zahnzwischenräumen zurück.
Grad IV: Der Rückgang ist noch stärker ausgeprägt.

«Betroffene sollten unbedingt vermeiden, dass der Rückgang die bewegliche Wangenschleimhaut erreicht, da das Zähneputzen ab dieser Stelle immer schwieriger wird», so Prof. Ramseier. Ein Zahnfleischrückgang lässt sich nicht komplett umkehren. Ein chirurgischer Eingriff zur Korrektur ist nur noch bei Grad I und Grad II möglich. Dabei wird Zahnfleisch vom Gaumen an die betroffenen Stellen transplantiert. Bei den Schweregraden III und IV kann der Zahnfleischrückgang nicht mehr vollständig korrigiert werden. «Durch regelmässige Zahnarztbesuche kann das Problem schnell erkannt und gemeinsam mit den Betroffenen nach den Ursachen des Zahnfleischrückgangs gesucht werden», so der Experte.

Vorbeugung von Zahnfleischrückgang

«Um den Zahnfleischrückgang langfristig zu stoppen, ist es ratsam, seine Zahnputzgewohnheiten anzupassen. Am besten gelingt dies in Zusammenarbeit mit der Dentalhygienikerin, dem Dentalhygieniker, der Zahnärztin oder dem Zahnarzt. Dabei wird nach der Methode gesucht, die am besten zur Anatomie und den Bedürfnissen der oder des Betroffenen passt. Dabei sollte auch das Reinigen der Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürsten besprochen werden. In einer Nachkontrolle wird dann geprüft, ob sich die Zahnfleischgesundheit durch die angepasste Putzroutine verbessert hat», erklärt der Dentalmediziner. Er rät ausserdem, auf harte Zahnbürsten zu verzichten und darauf zu achten, dass die Zahnpasta Fluorid enthält, ein Inhaltsstoff, der effektiv gegen Karies wirkt. Auf https://www.mundhygiene-instruktion.ch/de/ wird die korrekte Zahnputztechnik anhand verschiedener Utensilien erklärt.

Ob elektrische Zahnbürsten vorteilhafter sind, lässt sich nicht verallgemeinernd sagen. Viel wichtiger ist es, die Zähne regelmässig zu reinigen und auf das Schrubben zu verzichten.
Von Vorteil sind auch regelmässige Kontrollen auf Parodontitis und der Verzicht auf häufige Ursachen für Zahnfleischrückgang wie Rauchen, Snus oder Unterlippenpiercings.

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