Das Altern stoppen – Forschung für ein längeres Leben

Lässt sich der Alterungsprozess aufhalten oder verbessern?

Altern stoppen: vor dem Kleid gefaltete Hände einer sehr alten Frau.

Spoiler

  • Menschen werden in den letzten Jahrzehnten immer älter, dennoch hat sich das Maximalalter kaum geändert.
  • Altern ist ein Prozess, der hauptsächlich in den Zellen stattfindet. Daher versucht die Forschung das Altern auf zellulärer Ebene zu stoppen oder zu verlangsamen.
  • Getestet werden unter anderem Medikamente, welche es bereits für andere Indikationen auf dem Markt gibt, die einen Einfluss auf den Alterungsprozess haben könnten. Die Ansätze unterscheiden sich dabei aber vom Eliminieren schädlicher Zellen über die Wachstumshemmung und Reinigung von Zellen bis hin zur Verjüngung des Immunsystems.

Was bedeutet überhaupt Altern?

Altern wird von Forschenden als ein (bisher) nicht umkehrbarer und voranschreitender Prozess definiert, bei dem die Schäden im Körper, insbesondere in den Zellen zunehmen und letztendlich zum Tod führen. Der Verfall beginnt bereits, bevor wir überhaupt geboren werden, wenn nicht benötigte Körperzellen sich selbst zerstören. Schon mit 20 Jahren bilden sich erste Falten und der Höhepunkt der körperlichen Leistungsfähigkeit ist überschritten. Wie schnell und kontinuierlich der Prozess abläuft, hängt von mehreren Faktoren ab: den Genen, dem Lebensstil und den äusseren Einflüssen.

Die meisten Zellen im Körper sind nur begrenzt teilungsfähig: Die Telomere, das sind die Schutzkappen am Ende der Chromosomen, verkürzen sich mit jeder Teilung. Sind sie so kurz, dass die geschützten Gene beschädigt werden könnten, stellen die Zellen die Teilung ein und gehen in den Ruhestand. Sie sind nicht tot, tragen aber auch nicht mehr zur Regeneration bei. Sie können sogar Entzündungen auslösen und das umliegende Gewebe schädigen, sodass das Altern beschleunigt und Krankheiten ausgelöst werden. Die sogenannten Zombiezellen, fachsprachlich seneszente Zellen, sind der Grund dafür, dass Menschen im letzten Abschnitt ihres Lebens anfälliger für Schmerzen und Krankheiten werden. Erbgutschäden häufen sich und können nicht mehr von den Zellen selbst repariert werden, wodurch es zu einer Steigerung des Krebsrisikos kommt. So werden ältere Menschen zunehmend verletzlich.

Medikamente gegen seneszente Zellen, um das Altern zu stoppen oder bremsen

Forschende befassen sich mit Senolytika: Diese vielversprechenden Medikamente sind in der Lage, seneszente Zellen im Körper zu zerstören, während gesunde Zellen unangetastet bleiben. Normalerweise werden die alten Zellen durch Immunzellen eliminiert. Da im Alter die Leistung des Immunsystems abnimmt, passiert das nicht immer und dann entstehen die Zombiezellen. Diese seneszenten Zellen schädigen die umliegenden gesunden Zellen, wodurch wir altern. Können aber mithilfe der Senolytika die Zombiezellen eliminiert werden, kann das zur Langlebigkeit der umliegenden Gewebe, Organe und des ganzen Organismus beitragen und das Altern teilweise stoppen. Bei Tieren wurden Senolytika bereits wirksam zur Verjüngung eingesetzt, an Menschen sind die Medikamente aber noch nicht ausreichend getestet und befinden sich noch in der klinischen Phase eins und zwei. 

Anti Aging mit Rapamycin

Rapamycin ist eigentlich ein Immunsuppressivum, das die Immunabwehr hemmt. Es wird beispielsweise nach einer Transplantation eingesetzt, damit das Immunsystem das fremde Organ nicht abstösst. Daneben blockiert es das Protein mTOR, welches in der Zelle das Wachstum und Recyclingprozesse beeinflusst. So lassen sich die Vermehrung und das Wachstum von Zellen bremsen. Daher kommt es schon jetzt im Kampf gegen Krebs zum Einsatz. Der Zelle wird ausserdem eine Art Nahrungsknappheit vorgetäuscht und darauf folgt ein Selbstreinigungsprogramm (Autophagie), bei der die Zelle sich von Abfallstoffen befreit, die sie auf Dauer schädigen würden. Fasten hat einen ähnlichen Effekt. Bei Mäusen, welche fasteten oder mit Rapamycin behandelt wurden, konnte das Leben um bis zu einem Drittel verlängert werden. Dies lässt sich aktuell noch nicht auf den Menschen übertragen, wird aber erforscht. Man geht davon aus, dass Rapamycin nicht das Altern an sich stoppen kann, dass sich aber aufgrund des Medikaments weniger Tumoren entwickeln. 

Mit einem Diabetesmedikament das Altern stoppen? Metformin im Fokus

Eines der bekanntesten Medikamente, welches gerade untersucht wird, ist das Diabetesmedikament Metformin, das in den USA bereits Studien mit Nicht-Diabetikern durchläuft. Bei Mäusen, Fliegen und Fadenwürmern hatte sich die lebensverlängernde Wirkung gezeigt. Bei einem Versuch in den USA mit neun Männern kam Metformin mit Hormonpräparaten zum Einsatz: Das epigenetische Alter der Teilnehmer verjüngte sich um 18 Monate und trug dazu bei, ihren Thymus zu regenerieren. Dieses Organ ist ein wichtiger Bestandteil der Immunabwehr und trainiert die Abwehrzellen. Es wird im Alter kleiner. Kann der Thymus verjüngt werden, verjüngt sich auch das Immunsystem. In einer umfassenderen Studie mit 3’000 Teilnehmenden und einer Vergleichsgruppe wird nun analysiert, ob Metformin altersassoziierte Erkrankungen verzögern kann. Die Ergebnisse dieser Forschung werden vermutlich frühestens in zehn Jahren vorliegen. Die Einnahme ist nicht ganz ungefährlich, da es einen Zusammenhang mit dem Alter gibt: Junge Fadenwürmer profitierten von einer längeren Lebensspanne, während es bei älteren Tieren toxisch wirkte.

So könnt ihr das Altern nicht stoppen, aber etwas für ein längeres Leben tun

Ein Medikament ist natürlich eine verlockende Lösung, um möglichst alt zu werden und auch mit wenig Gebrechen zu altern. Da das aber weitestgehend noch Zukunftsmusik ist, geben wir Tipps, wie ihr trotzdem die Chancen auf ein längeres und gesünderes Leben erhöhen könnt.

  • Nikotin und Alkohol solltest du vermeiden, am besten ist der völlige Verzicht.
  • Ausreichend Bewegung baut Stress ab, wirkt Übergewicht entgegen, stärkt den Bewegungsapparat und ist gut fürs Immunsystem. Ausserdem können körperliche und geistige Alterserscheinungen verzögert werden. 
  • Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig, hier empfiehlt sich häufig die Mediterrane Ernährung. Darüber hinaus können ein dauerhaft niedriges Kalorienniveau oder regelmässiges Fasten zu einem längeren Leben führen. 
  • Das Altern der Haut lässt sich ebenfalls nicht stoppen, aber sichtbar verzögern durch den täglichen und konsequenten UV-Schutz im Sommer und im Winter. 
  • Studien haben gezeigt, dass sich eine positive Lebenseinstellung bewährt: Optimisten haben deutlich bessere Chancen, sehr alt zu werden. 
  • Soziale Kontakte sind ebenfalls wichtig, denn Einsamkeit ist nachweislich schlecht für die Gesundheit. 
  • Auch wenn dir das unveränderbar in die Wiege gelegt wurde: Sind unter deine Verwandten viele sehr alt (geworden), stehen die Chancen gut, dass du ebenfalls ein langes Leben führen wirst. 
  • Wusstest du, dass darüber hinaus das Geschlecht, Bildungsniveau und Einkommen einen Einfluss darauf haben, wie alt du wirst?
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