Blinddarmentzündung – Symptome kennen und schnell handeln

Wenn der Wurmfortsatz Probleme macht

Blinddarmentzündung Symptome: Blaues Tau, das an einen Steg geknotet ist.

Spoiler

  • Typische Symptome einer Blinddarmentzündung sind: Bauchschmerzen im rechten Unterbauch, Fieber, Übelkeit und Erbrechen. Je nach Person können die Beschwerden jedoch unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
  • Nicht der Blinddarm ist entzündet, sondern ein kleines Anhängsel: der Wurmfortsatz oder Appendix.
  • Die gängigste Behandlungsmethode ist die Operation. Sie dauert nicht lange und gehört zu den am häufigsten durchgeführten Eingriffen überhaupt.
  • Wird der entzündete Wurmfortsatz nicht behandelt, kann er reissen. Kot, Eiter und Wundflüssigkeit treten in den Bauchraum und können zu einer lebensgefährlichen Infektion führen.

Der Ausdruck «Blinddarmentzündung» ist eigentlich falsch, denn nicht dieser Teil des Darms ist betroffen, sondern ein kleines Anhängsel, der sogenannte Wurmfortsatz. Entsprechend seines lateinischen Namens lautet der medizinische Fachbegriff für die Entzündung deshalb «Appendizitis». Weshalb es im Wurmfortsatz zu Entzündungen kommen kann, ist noch nicht abschliessend geklärt. Man geht davon aus, dass harter Kot, Essensreste oder Fremdkörper zu einer Blockierung führen können, wodurch sich der Bereich entzündet. Ohne Behandlung kann sich diese Entzündung zu einer lebensbedrohlichen Infektion entwickeln. Bei einer Blinddarmentzündung ist es deshalb wichtig, die Symptome zu kennen und bei Verdacht sofort bei einer Ärztin oder einem Arzt vorstellig zu werden.

Warum gibt es den Wurmfortsatz überhaupt?

Der Wurmfortsatz, auch Appendix genannt, ist ein etwa sieben Zentimeter langer Schlauch, der mit dem Blinddarm verbunden ist. Der Blinddarm ist wiederum ein Teil des Dickdarms. Der Wurmfortsatz spielt bei der Verdauung keine Rolle. Jedoch erfüllt er, vor allem in der Kindheit, wichtige Aufgaben bei der Abwehr von Krankheitserregern. Er gehört somit zu den sogenannten lymphatischen Organen. Ausserdem besteht die Vermutung, dass er als eine Art Mikrobiom-Reservoir dient. Kommt es beispielsweise aufgrund einer Durchfallerkrankung zu einer Unterbesiedlung von Bakterien im Darm, ermöglicht der Wurmfortsatz einen raschen Wiederaufbau der Bakterienflora.

Blinddarmentzündung: typische Symptome

Zu den häufigsten Symptomen einer Blinddarmentzündung gehören:

  • Bauchschmerzen: Sie beginnen häufig im Oberbauch oder um den Nabel und wandern später in den rechten Unterbauch.
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Fieber
  • Verstärkter Schmerz bei Bewegung oder Husten
  • Loslassschmerz: Die Schmerzen werden deutlich stärker, wenn man auf den rechten Unterbauch drückt und anschliessend loslässt.

Bei einer Blinddarmentzündung sind die Symptome nicht immer eindeutig. Die wandernden Bauchschmerzen werden von Betroffenen am häufigsten beschrieben, treten jedoch nur bei zirka der Hälfte auf. Bei Kleinkindern oder älteren Personen können die Beschwerden mild sein. Schwangere haben häufig Schmerzen im Oberbauch.

Wenn der Wurmfortsatz reisst, können die Schmerzen vorübergehend nachlassen. Nach mehreren Stunden melden sie sich jedoch umso stärker zurück. Zudem steigt in diesem Fall das Fieber.

Komplikationen vermeiden

Werden die Symptome einer Blinddarmentzündung nicht rechtzeitig erkannt, kann es zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Bei der sogenannten komplizierten Blinddarmentzündung bildet sich ein Abszess, also ein mit Eiter gefüllter Hohlraum. Dieser greift auf das umliegende Gewebe über und kann den Wurmfortsatz zerstören. Eiter, Bakterien, Wundsekret und Kot können in der Folge in die Bauchhöhle gelangen und eine lebensgefährliche Bauchfellentzündung auslösen. Der Durchbruch äussert sich bei den Betroffenen unter anderem so:

  • harte Bauchdecke
  • starke Schmerzen
  • kalter Schweiss
  • Blässe
  • erhöhter Puls
  • Benommenheit bis Ohnmacht

Die Infektion kann bei Frauen auf die Eierstöcke und die Eileiter übergehen. Die dadurch entstehenden Narben können die Fruchtbarkeit beeinflussen.

Gelangen Bakterien aus dem geplatzten Darmstück ins Blut, kann es zu einer Blutvergiftung (Sepsis) kommen.

Das Risiko, einmal im Leben an einer Blinddarmentzündung zu erkranken, beträgt zirka sieben Prozent. Die Entzündung kann in jedem Alter auftreten. Kinder und junge Erwachsene sind jedoch häufiger betroffen.

Diagnose stellen

Da eine Blinddarmentzündung gerade bei Kindern relativ häufig auftritt, fällt der Verdacht bei akuten Bauchschmerzen schnell auf einen entzündeten Wurmfortsatz. Das Abtasten des Bauches gibt weitere Hinweise. Dank bildgebender Verfahren wie Ultraschall oder CT- oder MRI-Untersuchungen des Bauches können Medizinerinnen und Mediziner feststellen, ob der Wurmfortsatz geschwollen ist oder sich bereits Eiter angesammelt hat. Im Urin lassen sich zudem Entzündungsmarker nachweisen.

In der Regel wird operiert

In fast allen Fällen ist eine Operation notwendig. Dabei wird auch operiert, wenn die Diagnose noch nicht eindeutig feststeht, da ein Abwarten lebensgefährlich sein kann. Die Operation dauert zirka eine Stunde und findet unter Vollnarkose statt. Bei der Schlüssellochtechnik sind nur drei kleine Einschnitte notwendig (Laparaskopie). Ist die Entzündung bereits fortgeschritten, kann es sein, dass ein grösserer Teil des Bauchraums geöffnet werden muss. Beide Operationsmethoden sind Routineeingriffe. Meist ist nur ein Krankenhausaufenthalt von zwei bis drei Tagen notwendig. Bei einer komplizierten Blinddarmentzündung kann die zusätzliche Gabe von Antibiotika hilfreich sein.

Unter Umständen kann auf eine Operation verzichtet werden. Als Alternative bietet sich eine Antibiotikatherapie sowie eine Ableitung der Wundflüssigkeit an. Dabei ist allerdings das Risiko erhöht, dass sich der Blinddarm im Verlauf des Lebens erneut entzündet, weshalb einige Medizinerinnen und Mediziner die operative Entfernung trotzdem empfehlen.

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