Weshalb die Ernährung bei PCOS so eine wichtige Rolle spielt

Gewicht reduzieren und Insulinspitzen meiden

Spoiler

  • Beim Polyzystischen Ovarialsyndrom produziert der weibliche Körper zu viele männliche Geschlechtshormone. Es kann zu Unfruchtbarkeit, Übergewicht und unerwünschtem Haarwuchs kommen. Frauen mit PCOS haben ein sehr hohes Risiko für Diabetes.
  • Mit der richtigen Ernährung kann PCOS zwar nicht geheilt, aber die Symptome gemindert werden. Im Fokus steht eine kohlenhydratmoderate Ernährung.
  • Bewegung und Stressreduktion sind weitere Therapieempfehlungen. Stress hat vielerlei negative Auswirkungen auf die Gesundheit und greift mitunter in den Hormonhaushalt ein. Sport baut hingegen Stress ab und verbessert den Schlaf.

Trotz der hohen Zahl der Betroffenen von PCOS ist die Störung des Hormonhaushaltes in der Bevölkerung kaum bekannt. Ein Zuviel an männlichen Hormonen sorgt für die typischen Beschwerden, die von Frau zu Frau unterschiedlich ausgeprägt sind:

  • Unfruchtbarkeit
  • Unregelmässiger Zyklus
  • Haarwuchs im Gesicht, an Oberschenkeln, Bauch oder Brust
  • Übergewicht
  • Akne

Die Krankheit ist stark unterdiagnostiziert, kaum eine Frau weiss, dass sie betroffen ist. Ein unbehandeltes PCOS hat jedoch weitreichende Auswirkungen auf die Gesundheit. «75 Prozent der Normalgewichtigen und 95 Prozent der Übergewichtigen mit PCOS weisen eine Insulinresistenz auf», so Laura Schütz. Der Überschuss an Insulin erhöht nicht nur das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, sondern fördert auch Übergewicht und steigert die Bildung von männlichen Hormonen – die wiederum die Symptome weiter verschlechtern. Ein Teufelskreis. Zwar ist die Erkrankung nicht heilbar, mit einer angepassten Ernährung können PCOS-Betroffene jedoch Einfluss auf ihre Beschwerden nehmen und ihren Hormonhaushalt regulieren.

So wichtig ist die Ernährung bei PCOS

«Bei bestehendem Übergewicht steht an erster Stelle das Gewichtsmanagement. Schon eine Reduktion von fünf bis zehn Prozent hat bereits einen positiven Einfluss auf die Insulinresistenz und das hormonelle Gleichgewicht», erklärt Schütz. Betroffene sollten darauf achten, dass ihr Blutzucker kontrolliert ansteigt und es nach dem Essen nicht zur einer starken Insulinausschüttung kommt. Softdrinks und Süssigkeiten sind hier eher ungünstig. Trotzdem findet die Ernährungsberaterin Verbote wenig sinnvoll. Schütz empfiehlt hingegen eine kohlenhydratmoderate Ernährungsweise mit viel frischem, regionalem und saisonalem Gemüse, das zahlreiche Antioxidantien und Nahrungsfasern enthält, dazu Kerne und Saaten wie etwa Leinsamen sowie Hülsenfrüchte und Vollkorngetreide. Ein gutes Öl, beziehungsweise das richtige Verhältnis von Omgea-3-Fettsäuren und Omega-6-Fettsäuren, ist ebenfalls vorteilhaft. «Wichtig ist jedoch vor allem, eine Ernährungsweise zu finden, mit der ich mich wohlfühle und die ich auch durchsetzen kann», betont Schütz. Denn Betroffene müssen sich ein Leben lang mit einer gesunden Ernährung auseinandersetzen. Extreme Diäten wie etwa die ketogene Ernährungsweise, bei der Kohlenhydrate stark reduziert werden, dafür dem Organismus viel Fett zugeführt wird, sind längerfristig nur schwer durchsetzbar, weshalb die Expertin betroffenen Frauen eher davon abrät. «Eine vegetarische oder gar vegane Ernährung ist hingegen gut mit PCOS vereinbar, insofern sich die Frauen vertieft mit der Ernährungsform auseinandersetzen und gegebenenfalls zusätzlich Nahrungsergänzungsmittel einnehmen», so Schütz.

Wann sind Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll?

Die Ernährung von PCOS-Betroffenen kann durch die Einnahme von Supplementen ergänzt werden, unter der Voraussetzung, dass die Notwendigkeit, Zusammensetzung und Dosierung vorab mit einer Ärztin oder einem Ernährungsberater besprochen wurden. 

Die positive Wirkung des durch Social Media bekannt gewordene Supplements Inositol wurde bereits durch einige Studien bestätigt. So wirkt Inositol vorteilhaft auf den Zyklus, verbessert die Eiqualität und den Eisprung. Dies sind gute Nachrichten für Betroffene, die an Unfruchtbarkeit leiden. Das Ergänzungsmittel wirkt jedoch auch bei einer Insulinresistenz unterstützend. Der Haken: «In der Schweiz sind noch nicht viele Produkte mit Inositol erhältlich und ausserdem noch nicht in der Dosierung, wie sie etwa in den sozialen Medien angepriesen wird. Umso wichtiger ist es, die Einnahme in einer Beratung zu besprechen, um überhaupt von der positiven Wirkung zu profitieren», so Schütz.

Frauen mit PCOS, die wenig oder keinen Fisch essen, empfiehlt die Expertin zudem ein Präparat mit Omega-3-Fettsäure. «Studien haben gezeigt, dass die Einnahme von Magnesium, Zink, Selen und Vitamin D für Betroffene ebenfalls vorteilhaft sein könnte. Vorab ist aber ein Test sinnvoll, der einen etwaigen Mangel aufzeigt», betont die Ernährungsberaterin. Schliesslich ist Folsäure für alle Frauen mit Kinderwunsch ratsam, egal ob sie von PCOS betroffen sind oder nicht.

Viel hilft viel? Aufgepasst bei Nahrungsergänzungsmitteln

Obwohl der Markt für freiverkäufliche Nahrungsergänzungsmittel boomt, sollten Supplements nicht ohne vorherige Abklärung eingenommen werden. Sie können bei der falschen Dosierung oder in Kombination mit Medikamenten zu ernsten Nebenwirkungen führen. Zudem können auch Ergänzungsmittel eine ungesunde Ernährung nicht ausgleichen.

Ernährung, Bewegung, Entspannung – Dreifachtherapie gegen PCOS

Laura Schütz verfolgt in ihrer Praxis einen komplementären Ansatz, der auf Ernährung, Bewegung und Stressreduktion basiert. Zudem liegt die Verbesserung des Schlafs im Fokus ihrer Beratungen, denn Schlafstörungen seien bei Frauen mit PCOS sehr häufig. «Das führt wiederum zu Dauerstress bei den Betroffenen, da sie sich gar nie richtig erholen können. Stress beeinflusst wiederum den Blutzuckerspiegel und begünstigt Entzündungsprozesse. Man weiss ausserdem, dass Stress schlecht ist für das Herz-Kreislauf-System und auch Zyklusstörungen können durch zu viel Stress ausgelöst werden. Stress greift also in das Hormonsystem ein, das bei PCOS sowieso schon durcheinander ist», betont Schütz. Umso wichtiger sind Entspannung und Bewegung. Sport baut nachweislich Stress ab, verbessert den Schlaf und hat positive Effekte auf Gewicht, Entzündungen und die Insulinresistenz «Für Frauen mit PCOS eignen sich vor allem moderate Sportarten wie Yoga oder eine Kombination aus Ausdauer- und gemässigtem Krafttraining. Es gibt einzelne Studien, die zeigen, dass High-Intensity-Intervall-Trainings (HIIT) und kompetitive Sportarten sich eher ungünstig auf den Hormonhaushalt auswirken können, da dabei der Körper vermehrt unter Stress steht. Die Daten sind jedoch kontrovers. Im Grunde gilt wie bei der Ernährungsweise auch: die Sportart finden, die man gerne regelmässig ausübt und die einem guttut», empfiehlt Schütz.

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