Nierensteine – Behandlung und Prophylaxe

Von Nierensteinen und -koliken: vorbeugen und therapieren

Nierensteine Behandlung: Mann greift sich unter Schmerzen an den Rücken auf Höhe der Nieren

Spoiler

  • Nierensteine sind Ablagerungen in den Nieren, welche mit der Zeit grösser werden können, meistens jedoch zunächst keine Beschwerden verursachen.
  • Wenn sich Steine lösen und in den Harnwegen steckenbleiben, kommt es zu einer Nierenkolik mit starken Schmerzen.
  • Die Behandlung von Nierensteinen erfolgt häufig aufgrund der Kolik und sie werden aus dem Körper geleitet oder minimalinvasiv operativ entfernt.
  • Am besten lässt sich den Ablagerungen mit einer ausgewogenen Ernährung mit ausreichend Kalzium und wenig Oxalat vorbeugen.
Herr Prof. Bonny, was sind Nierensteine?

Nierensteine entstehen in den Nieren, wo sie mit der Zeit immer grösser werden. Zirka 80 Prozent dieser Ablagerungen bestehen aus Kalzium, Oxalat und Phosphaten, gut zehn Prozent setzen sich aus Harnsäure zusammen und einen kleinen Teil machen Struvitsteine aus, welche sich aufgrund von Infekten entwickeln. Selten bilden sich Nierensteine aus Zystin oder anderen kristallinen Elementen. Solange sie in den Nieren bleiben, merken Patientinnen und Patienten meistens nichts. Wenn sie sich aber lösen und auf den Weg in die Blase machen, können sie je nach Grösse enorme Schmerzen verursachen, die man als Nierenkolik kennt. Kleinere Steine werden oft beschwerdefrei ausgeschieden.

Die gleichen Steine werden unterschiedlich benannt, je nachdem, wo sie sich befinden: Es gibt also Nierensteine, Harnsteine (in den Harnleitern) oder Blasensteine (in der Blase).

Wie äussert sich so eine Nierenkolik?

Nierenkoliken sind sehr, sehr schmerzhaft, weil der Stein im Harnleiter steckenbleibt. Wir erhalten von Frauen häufig das Feedback, dass sie den Schmerz schlimmer finden als die Wehen bei der Entbindung. Typisch sind der schlagartig einsetzende Schmerz in den Flanken und manchmal zum Bauch ausstrahlend, sobald der zu grosse Stein im Harnleiter steckenbleibt oder sich langsam seinen Weg bahnt, sowie oftmals Erbrechen aufgrund der starken Schmerzen. Manchmal zeigt sich auch ein bisschen Blut im Urin, wenn die Steine den Harnleiter passieren.

Wie stellt man die Diagnose für Nierensteine und welche Behandlung gibt es?

Meist erfolgt die Diagnose erst im Spital, wenn Betroffene mit einer Nierenkolik in die Notaufnahme kommen. Man sucht zunächst nach Blut im Urin und macht entweder per Computertomographie (CT) oder per Röntgenbild und Ultraschall ein Bild vom Bauchraum. Gerade das CT zeigt deutlich, wo sich der Stein befindet und ob noch weitere Steine vorhanden sind. Über einen intravenösen Zugang wird ausserdem ein Schmerzmittel verabreicht, damit Patienten und Patientinnen erstmal ruhiger werden und weniger Schmerzen haben. Ein Medikament weitet den Harnleiter, sodass der Stein hindurchpasst und über die Blase letztendlich mit dem Urin ausgeschieden wird. In manchen Fällen umfasst die Behandlung der Nierensteine zudem einen Katheter zwischen Niere und Blase, damit der Urin abfliessen kann und nicht weiter Druck auf den Stein ausübt. Darüber hinaus gibt es Steine, welche einfach zu gross sind und eine Operation notwendig machen: Dann wird die Ablagerung durch Blase oder Harnleiter minimalinvasiv entnommen oder mit Stosswellen zertrümmert, damit sie ausgeschieden werden kann. Eine Studie zeigt, dass es sich lohnt, direkt auch noch die anderen Steine in der Niere mit zu entfernen. Steine aus Harnsäure können in den Nieren aufgelöst werden, indem man den pH-Wert des Urins erhöht. 

Können langfristige Schäden zurückbleiben, wenn Nierensteine unbehandelt bleiben?

In akuten Fällen mit Nierenkolik könnte unter zu grossem Druck der Harnleiter reissen. Ausserdem können durch die Nierensteine Infekte entstehen, wenn keine Behandlung erfolgt. Im schlimmsten Fall könnte man eine Niere verlieren oder eine Niereninsuffizienz entwickeln.

Welche Faktoren erhöhen das Risiko für Nierensteine?

Die Ernährung spielt eine ganz grosse Rolle. Wenn man beispielsweise zu wenig Kalzium isst, hat man zu viel Oxalat im Darm, das absorbiert und mit dem Urin ausgeschieden wird, sodass sich Oxalatsteine bilden. Wenn man viel tierisches Eiweiss oder Salz konsumiert ist der Kalziumanteil im Urin zu hoch. Zudem kann eine unzureichende Trinkmenge den Urin so stark konzentrieren, dass dadurch Steine entwickelt werden. Darüber hinaus gibt es Lebensmittel mit einem hohen Oxalatgehalt wie Schwarz- und Eistee, Schokolade, Randen, Rhabarber oder Spinat. Personen mit einem Bypass oder Malabsorption (mangelhafte Aufnahme von Nährstoffen), hormonellen Störungen, Übergewicht oder Darmproblemen haben ein höheres Risiko, da sie zu viel Oxalat, Kalzium oder Harnsäure im Blut oder Urin haben. In seltenen Fällen sind Niereninfektionen die Ursache.

Gibt es auch eine genetische Ursache?

Bei zirka 50 Prozent unserer Patientinnen und Patienten sehen wir, dass Familienmitglieder wegen Nierensteinen bereits in Behandlung sind. Das kann genetische Ursachen haben, es kann aber auch daran liegen, dass innerhalb der Familie die gleichen Ernährungsgewohnheiten gepflegt werden.

Wie kann man vorbeugen beziehungsweise dafür sorgen, dass die Nierensteine nach der Behandlung nicht wiederkommen?

Der Grossteil Betroffener muss mit der richtigen Ernährung vorbeugen, damit bestehende Steine nicht grösser werden und keine neuen Steine entstehen. Dabei werden sie von einer Ernährungsberatung unterstützt. Oxalathaltige Lebensmittel sollten möglichst nur in kleineren Mengen konsumiert werden. Ausserdem nehmen viele Menschen zu wenig Kalzium zu sich, weshalb die Oxalatsteine entstehen. Zu sehr oxalathaltigen Lebensmitteln kann man jedoch kalziumhaltige Lebensmittel wie Milchprodukte konsumieren. Diese binden das Oxalat im Darm, sodass weniger davon aufgenommen wird. Neben der Ernährung sollte Übergewicht reduziert oder vermieden werden. Für manche Patienten empfehlen sich je nach Art der Nierensteine zur Nachbehandlung Medikamente, welche die Steine verkleinern, die Harnsäure verringern, die Kalziumausscheidung reduzieren oder Kalzium supplementieren.

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