In Bezug auf die Wahlmöglichkeiten der Behandlung von Prostatakrebs spielt die Aggressivität und der Zeitpunkt der Diagnose eine entscheidende Rolle. Ist der Krebs nicht aggressiv und auf die Prostata begrenzt, wird die Methode der Active Surveillance – der aktiven Überwachung des Krebses also – gewählt. In diesem Fall sprechen die Experten von sogenannten niedermalignen Karzinomen, die nur in Ausnahmefällen einer Therapie bedürfen.
Ist der Krebs allerdings angriffiger, muss eine operative Entfernung der ganzen Prostata oder aber eine externe Bestrahlung in Betracht gezogen werden. Ist der Krebs bereits sogar hochaggressiv und hat Ableger gebildet, kommt nur noch eine medikamentöse Therapie wie etwa die Chemotherapie in Frage.
Wie bei so vielen anderen Krankheiten gilt also auch beim Prostata-Krebs der Grundsatz: Je früher erkannt, desto besser und schneller heilbar.
Direkt auf die Krebszellen
Die Methode der Bekämpfung von Prostatakrebs mit hochintensiv fokussiertem Ultraschall (HIFU) kann zum Einsatz kommen, wenn das Karzinom einen niedermalignen Status aufweist und gut lokalisierbar ist. „Die fokale HIFU ist bislang die einzige Methode im Kampf gegen Prostatakrebs, bei der nur der Krebs eliminiert wird und nicht die ganze Prostata“, erläutert Dr. Daniel Eberli, leitender Arzt an der Klinik für Urologie des Universitätsspitals Zürich. Bedingungen für eine HIFU-Behandlung sind eine vorgängige Magnetresonanz sowie eine dreidimensionale Biopsie der Prostata. Mit Hilfe dieser Massnahmen kann genau lokalisiert werden, wo die Krebszellen zu finden sind.
Die Reise ins Ich
Ist der Krebs lokalisiert, kann die HIFU-Behandlung beginnen. Ein computergesteuerter Roboter lenkt die Ultraschallsonde, die anal eingelegt wird. Durch hochfrequente Schallwellen wird nun rund 80 Grad Hitze im Tumorgebiet produziert, welche die Krebszellen abtöten. „Die heutige Technik macht es möglich, ein Objekt mit der Grösse eines Reiskorns anzupeilen und zu verbrennen“, sagt Dr. Daniel Eberli. An und für sich existiert die HIFU-Methode bereits seit rund zehn Jahren, war aber in den Anfangstagen bei weitem noch nicht so exakt. So wurde zu Beginn via Ultraschall die komplette Prostata verbrannt. Die Elimnierung der gesamten Prostata führte dann allerdings auch zu ähnlichen Nebenwirkungen wie bei der OP. Die stetig verbesserte 3D-Technik sowie weitere technische Errungenschaften erlauben heute aber deutlich exaktere Vorgänge.
Minimum an Nebenwirkungen
Ein grosser Vorteil der HIFU-Methode ist die Minimierung der Nebenwirkungen im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden: Nur gerade bei 5 % der behandelten Patienten sind Erektionsstörungen zu erwarten; ein deutlich geringerer Wert als bei der operativen Entfernung der Prostata. Noch besser sieht es beim leidigen Thema Inkontinenz aus: Sind rund 10 % der Patienten nach einer Operation betroffen, tendiert die Quote der Inkontinenz bei Anwendung der HIFU-Methode gegen null. Auch weitere Nebenwirkungen halten sich in engen Grenzen: Während der Behandlung selber spürt der Patient aufgrund der Narkose keinen Schmerz und im Anschluss bleiben oft nur ein leichtes Druckgefühl über der Blase aufgrund des Anschwellens der Prostata sowie zeitweilig mehr Harndrang.
Methode noch jung
Seit nunmehr rund vier Jahren kommt die fokale HIFU-Methode, wie sie heute bekannt ist, zur Anwendung. In dieser verhältnismässig kurzen Zeitspanne liegt denn auch der grösste Nachteil dieser Behandlungsweise. „Trotz vieler bereits nachgewiesenen Vorteile können wir bei unseren Beobachtungen noch nicht auf eine lange History zurückgreifen, wenn man bedenkt, dass Prostatakrebs rund zehn Jahre bis zum Ausbruch benötigt“, sagt Dr. Daniel Eberli. Daher macht es auch Sinn, die aktuellen HIFU-Patienten in einem Zentrum zu behandeln und exakt nachzukontrollieren. „Sollte es nach einer HIFU-Therapie aber wider Erwarten zu einer Rückkehr des Prostatakrebses kommen, können dem Patienten nach wie vor noch die heutigen Standardtherapien, wie etwa die operative Entfernung der Prostata, angeboten werden“, ergänzt Dr. Daniel Eberli.