Männer, Kerle, Papis im Wandel

Mann steht auf einem Berg und schaut in die Ferne.
Dein Männer-Magazin heisst NOT TOO OLD. Ab wann beschäftigt das Alter Männer?

Die 50 ist so eine Zahl. Jung denkt man, ab 50 findet das Leben nur noch auf ausgetrampelten Pfaden statt und man bereitet sich auf die Rente vor. Dann ist die Zahl plötzlich da und es zeigt sich: Man ist noch genau der verrückte Kerl wie mit 28 – eben nur mit ein paar Zipperlein oder kaputtem Knie. Männer mit 50 werden heute noch mal Vater, kaufen ein Wohnmobil, gründen eine Firma oder lassen sich ihr erstes Tattoo stechen. 

Sind also noch offen für Neues?

Absolut. Man ist sich bewusst, in der zweiten Halbzeit des Lebens angekommen zu sein, weiss aber nicht genau, in welcher Spielminute. Wie viel Angst das macht, ist ganz individuell. Im Job etwa spüren viele, dass die jungen Kolleginnen und Kollegen an einem vorbeiziehen. 

Wie geht man gut damit um?

Alles fängt im Kopf an. Ich muss dafür sorgen, mich gut zu fühlen, um das ausstrahlen zu können. Hat jemand in diesem Alter ein Bewerbungsgespräch, ist es besonders wichtig, souverän und überzeugend zu wirken. Dabei hilft es, auf eigene Stärken zu blicken und sich in eine positive Stimmung zu versetzen. 

Was tun Männer, um sich gut und gesund zu fühlen?

Wir Männer wissen: Wir sind schlecht in der Gesundheitsvorsorge. Und ab 50 gefährdeter. Dann gibt es viele Themen, die auf uns einprasseln: Wir sollten uns besser ernähren, 10’000 Schritte am Tag gehen, gut schlafen. Aber wo bringt man das alles unter und wie?

Geht das uns Frauen nicht auch so?

Doch, aber Frauen und besonders Mütter gehen anders vor: Sie recherchieren, tauschen sich aus, gehen Dingen auf den Grund, treffen eine Entscheidung und ändern eben ihren Lifestyle. Männer sind nicht so gut darin, sich Rat einzuholen. Vieles prallt lange an uns ab und es braucht viele Impulse, bis ein Umdenken stattfindet. 

Und was löst schliesslich eine Veränderung aus?

Natürlich ist das recht pauschal, aber ich glaube, Männer reagieren oft erst, wenn etwas Drastisches passiert, und nicht, weil sie etwas gelesen haben. Bei mir selbst führte ein furchteinflössend formulierter Rat vom Arzt dazu, dass ich fast kein Fleisch mehr esse, Intervallfaster geworden bin und Hafer- statt Kuhmilch in den Kaffee schütte. Früher hätte ich nicht gedacht, dass das für mich umsetzbar ist.

Was reizt dich an einem Online-Magazin für Väter? 

Die riesige Veränderung der Väter. Wir alle kennen vielleicht aus unserer Kindheit den einen Papa, der sonntags kurz hinter seiner Zeitung hervorlugt und dann wieder in seinen Bastelkeller abtaucht. Das ist nicht mehr so. Väter wollen ins Familienleben involviert sein, mehr Zeit mit den Kindern verbringen und trotzdem beruflich erfolgreich sein. Das ist eine Herausforderung für uns Männer, alles unter einen Hut zu bringen. 

Hast du einen Tipp, wie das gehen kann? 

Nicht den Anspruch haben, dass alles perfekt sein muss. Und: Seine Zeit anschauen und dann die 100 Prozent sinnvoll und nach eigenen Prioritäten verteilen. Ob das klappt, hängt sehr davon ab, wie sich die Arbeitswelt den neuen Bedürfnissen von Vätern anpasst. Da hat sich schon vieles getan.  

Was meinst du genau? 

Früher fanden Männer es cool, zwölf Stunden in einer Agentur zu sitzen und spätabends vom Chef Pizza zu bekommen. Das macht keiner mehr. Es wächst eine Generation heran, die nicht alles für den Job gibt. Die Kollegen von morgen ziehen weiter, wenn etwas nicht passt. 

Ich frage mich, wie wir in zehn Jahren arbeiten? Noch mehr im Homeoffice? Das ist ja bequem, aber was ist mit dem Teamgeist? Wo verlieben sich Leute, wenn sie nicht mehr ins Büro gehen? Und sitzen wir zu Hause nicht viel zu nah am Kühlschrank, und das auf schlechten Stühlen?

Vielen Dank für das Gespräch. 

Kai Bösel betreibt die Magazine www.daddylicious.de und www.nottooold.de. 

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