«Je länger man nachdenkt, umso zögerlicher wird man.»

Der Sänger Dodo über Erfahrungen in den Bergen und die Quelle seines Optimismus

Dodo
Mit deinem neuen Album «Pass» bist du erstmals auf Platz 1 der CH-Charts eingestiegen. Wie hast du den Erfolg aufgenommen?

Ich bin sehr dankbar, dass es so gekommen ist und den Leuten meine Musik gefällt.

Du wolltest das Album eigentlich in einem Schiffscontainer aufnehmen, der dich nach Afrika führt …

Der Container war schon ausgebaut. Ein Rheinschiff sollte ihn nach Rotterdam bringen, die Passage zur Elfenbeinküste war gebucht. Dann kam ein Sturm namens Corona und hat mich in die Schweizer Alpen abgetrieben. Statt hinaus aufs Meer ging es für mich zu den Quellen, wo das Wasser seine Reise in die Ozeane beginnt.

Wie hat sich die Bergwelt auf deine Musik ausgewirkt?

Statt Getümmel am Strand habe ich eine tiefe Einsamkeit erlebt. Tagelang bin ich niemandem begegnet ausser einmal einem Bauern, der seine Kuh gesucht hat. Ich stand zum ersten Mal in meinem Leben auf einem Gletscher, habe zum ersten Mal das Matterhorn gesehen. Noch nie habe ich mich so lange über der Baumgrenze aufgehalten.

Das hat sich auf meine Texte ausgewirkt und entsprechend wollte ich auch die Topografie in der Musik einfangen. Damit es luftig klingt, habe ich meine Songs schlicht gehalten. Sie sind basslastiger, um die Erdanziehung abzubilden, die du in der Höhe stärker spürst. Mit dem Synthesizer habe ich versucht, die karge Mondlandschaft oberhalb der Baumgrenze zu vertonen.

Die Schweiz hat also Afrika als Inspirationsquelle abgelöst?

Nein, ich bin immer noch auf dem Weg nach Afrika, ich halte den Kurs. Ich habe nur einen Umweg über die Pässe gemacht. Solche Umwege sind ja gerade das Spannende am Reisen. Mit der Unsicherheit kommt das Abenteuer und das kannst du nicht im Reisebüro planen. Die Odyssee hat mich glücklich gemacht und ich bin sehr zufrieden mit dem Resultat.

Du bist bekannt für deine positive Einstellung. Wie bewahrst du sie dir?

Ich meditiere jeden Tag, um mich zu beruhigen und zu fokussieren. Am Morgen nehme ich mir Zeit, um meinen Tag zu visualisieren: Mein Beruf, meine Gesundheit und meine Familie sind die drei grossen Eckpfeiler in meinem Leben. Ich wähle täglich ganz bewusst den Fokus, auf den ich meine Energie ausrichten möchte.

Natürlich gibt es auch negative Gedanken, aber sie werden immer weniger.

Wie hältst du dich körperlich fit?

Ich achte sehr auf meine Gesundheit, weil ich mich in einem gesunden Körper wohlfühle. Mein Körper braucht vor allem Wasser und Sauerstoff. Deshalb versuche ich, täglich drei Liter zu trinken, und mache Atemübungen.

Seit 20 Jahren bin ich Vegetarier, weil ich fest daran glaube, dass du bist, was du isst. Ausserdem dusche ich mich seit drei Jahren täglich kalt ab oder gehe eisbaden. Seitdem war ich nicht einmal mehr krank.

Wie überwindest du dich, ins kalte Wasser zu steigen?

Ich mache es einfach. Je länger man über das nachdenkt, was einem Angst macht, umso zögerlicher wird man.

Das Aussitzen der Kälte hilft mir auch, mit anderen Herausforderungen klarzukommen. Ich denke dann: «Du hast heute Morgen kalt geduscht und es war nicht geil. Dann schaffst du das hier jetzt auch.»

Was gehört sonst zu deinem Sportprogramm?

Ich jogge täglich und mache Kraftübungen. Seit dem ersten Lockdown habe ich mir dafür ein kleines Gym in der Garage eingerichtet.

Für den Herbst ist eine Tour geplant. Wie bereitest du dich darauf vor?

Ich kümmere mich auch ohne Tour um meine körperliche und mentale Fitness. Von daher mache ich im Vorfeld zu den Konzerten nichts anders. Das Tourleben bedeutet für mich auch keine grosse Belastung, weil es ja zu meinem Beruf dazugehört. Ich habe das Glück, mein Potenzial auszuschöpfen und das zu machen, worauf ich Lust habe. Das ist viel wert. Als Musiker bin ich nirgendwo angestellt und den Stürmen der Corona-Krise ausgesetzt. Aber ich lerne immer besser, mit solchen Unsicherheiten klarzukommen.

Vielen Dank für das Gespräch.
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