Herpes und Demenz

Wissenschaftler finden einen Zusammenhang

Ältere Dame in einer verschwommenen Menschenmenge

Eine Studie, die im «Journal of Alzheimer’s Disease» veröffentlicht wurde, begleitete über einen Zeitraum von 15 Jahren 1’000 Frauen und Männer im Alter von 70 Jahren. Die Ergebnisse dieser Studie bestätigten einen vermuteten Zusammenhang zwischen Demenz und Herpes. Aber einen klaren Kausalitätsnachweis – also einen Nachweis für Ursache und Wirkung – erbringt die Studie nicht.

Über Herpes und Demenz

Das Herpes-simplex-Virus (HSV) ist weit verbreitet. Nach Angaben der WHO sind weltweit etwa 67 Prozent der Menschen unter 50 Jahren mit dem HSV-1-Virus in Kontakt gekommen, während 13 Prozent der unter 50-Jährigen tragen das HSV-2-Virus in sich. Das Virus kann in zwei Typen aufgeteilt werden: Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) und Herpes-simplex-Virus Typ 2 (HSV-2). Ersteres ist verantwortlich für Herpes, der die Mundregion und die umgebende Haut betrifft, jedoch auch den Genitalbereich befallen kann. Herpes-simplex-Virus Typ 2 (HSV-2) hingegen verursacht hauptsächlich Genitalherpes und wird in der Regel sexuell übertragen. Es gibt keine Heilung für Herpes, aber eine Behandlung kann helfen, die Symptome zu lindern und die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Ausbruchs und einer Übertragung auf Partner zu verringern.

Bei Demenz handelt es sich um eine Krankheit, die die kognitiven Fähigkeiten des Menschen beeinträchtigt. Zum Beispiel nehmen die Aufmerksamkeit, Sprache, Denkfähigkeit und Orientierung im Verlauf der Krankheit ab, was das gesamte Leben der Betroffenen und Angehörigen beeinflusst. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit mehr als 55 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Schätzungen zufolge soll bis 2030 die Zahl der Demenzkranken auf 78 Millionen steigen. Für die meisten Arten von Demenzerkrankungen gibt es noch keine Heilung. Deshalb geht es bei der Behandlung vor allem darum, das Leben der Betroffenen und ihrer Familienangehörigen so angenehm wie möglich zu gestalten.

Ist der Zusammenhang zwischen Herpes und Demenz ein Grund zur Sorge?

Die Hauptautorin der schwedischen Studie, Erika Vestin, erklärt, dass es noch? viel mehr Forschung braucht, um herauszufinden, ob das Herpes-simplex-Virus die Demenzerkrankung verursacht oder ob es andere Zusammenhänge gibt. Ausserdem wurde der Zusammenhang dieser zwei Krankheiten noch nicht in verschiedenen sozialen und ethnischen Gruppen untersucht. Ebenso gilt es herauszufinden, ob Herpes-Medikamente das Demenzrisiko beeinflussen könnten. Dr. Monica Gandhi, eine Expertin für Infektionskrankheiten an der University of California, äussert sich ebenfalls zur Studie und weist darauf hin, dass die Verbreitung von HSV-1 und HSV-2 auf der Welt mit bis zu 80 Prozent sehr hoch ist, während die Demenzrate wesentlich niedriger liegt. Es sollten ihrer Ansicht nach alle Menschen, egal ob mit Herpes oder nicht, versuchen, die Risikofaktoren, die eine Demenz auslösen können – nämlich Diabetes, Bluthochdruck und Rauchen – zu minimieren. Angesichts der Häufigkeit von Herpesvirus-Infektionen bei jungen Menschen ist die Expertin der Meinung, dass man sich von dieser Studie nicht zu sehr beunruhigen lassen sollte.

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