Einsam im Alter? Besser nicht

Einsamkeit reduziert die Lebensdauer

Einsam im Alter: Älterer Mann sitzt allein auf einer Bank und blickt auf eine Bergkulisse

Spoiler

  • Das Einsam-Sein im Alter hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit: Es erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und kognitiven Verlust.
  • Laut einer grossangelegten Meta-Analyse sterben sozial isolierte und einsame Menschen eher an einer Krebserkrankung.
  • Gegen Einsamkeit im Alter gibt unterschiedliche Lösungsansätze, die individuell auf die Bedürfnisse der Betroffenen anzupassen sind.

Einsamkeit – für jede und jeden bedeutet das Gefühl etwas anderes. Sie ist nicht einfach die Abwesenheit von Gesellschaft; sie ist ein komplexes und tiefgreifendes emotionales Erlebnis. Einsam kann man auch inmitten einer Menschenmenge sein, wenn man sich falsch verstanden oder nicht akzeptiert fühlt.

Während sich gemäss einer Umfrage des Bundesamts für Statistik vor allem 15- bis 24-Jährige einsam fühlen, stellt Einsamkeit besonders im Alter ein Gesundheitsrisiko dar.

Einsam-Sein im Alter: Folgen für die Gesundheit

In Studien wurde intensiv untersucht, wie genau soziale Isolation und Einsamkeit die Gesundheit beeinflussen. Eine Meta-Analyse von 23 Studien ergab, dass fehlende soziale Beziehungen das Risiko für die Entwicklung von Herzerkrankungen und Schlaganfällen erhöhen, unabhängig davon, ob bereits herkömmliche Risikofaktoren wie Bluthochdruck vorhanden waren.

Gemäss der Analyse waren fehlende soziale Beziehungen mit einem um 29 Prozent erhöhten Risiko für eine koronare Herzkrankheit und einem um 32 Prozent erhöhten Risiko für einen Schlaganfall verbunden. Dies galt sowohl für Männer als auch für Frauen.

Das Gehirn ist ebenfalls betroffen. Mehrere Studien (beispielsweise hier und hier) konnten nachweisen, dass Einsamkeit im Alter, fehlender sozialer Kontakt und geringe Partizipation am öffentlichen Leben das Risiko für Demenz und kognitiven Abbau steigern. Seniorinnen und Senioren mit Hobbys haben ausserdem seltener Depressionen.
In einer grossangelegten Meta-Analyse, deren Ergebnisse im Juni 2023 veröffentlicht wurden, hat ein chinesisches Forschungsteam Daten von über 2,2 Millionen Personen aus verschiedenen Ländern ausgewertet. Die Daten zeigen, dass Menschen ohne oder mit nur wenigen sozialen Kontakten eher an einer Krebserkrankung sterben.

Was ist der Unterschied zwischen Einsamkeit und sozialer Isolation?

In der Meta-Analyse unterscheiden die Forscher zwischen Einsamkeit und sozialer Isolation. Während Einsamkeit als subjektives Gefühl beschrieben wird, ist mit sozialer Isolation eine Lebenssituation gemein,  in der Menschen von anderen isoliert sind. Soziale Isolation begreifen die Forscher als objektiven Mangel an sozialen Kontakten. Dies trifft beispielsweise auf Menschen zu, die keine Familie mehr haben und nur wenige Freunde.

Mangelnde Bewegung, hoher Stresspegel

Die Gründe für die fatalen Auswirkungen von Einsamkeit im Alter sind vielfältig. Chronische Erkrankungen erlauben es häufig nicht, aktiv am sozialen Leben teilzunehmen oder Freundinnen und Freunde zu besuchen. Dazu kommt, dass verminderte Kraft und eine eingeschränkte Mobilität viele ältere Menschen an ihr Zuhause oder die Pflegeanstalt binden. Doch Bewegung hält den Körper gesund.

Stress spielt ebenfalls eine signifikante Rolle: Bei Einsamkeit schüttet der Körper vermehrt das Stresshormon Cortisol aus, das langfristig negative Folgen hat. Beispielsweise können Entzündungen nicht mehr so gut kontrolliert werden. Cortisol kann ausserdem das Risiko für Krebs oder eine Herz-Kreislauf-Erkrankung erhöhen.

Tipps gegen das Einsam-Sein im Alter

Heutzutage gibt es viele kreative Möglichkeiten, um der Einsamkeit im Alter vorzubeugen, neue Kontakte zu knüpfen und neue Hobbies zu finden. Das wirkt nicht nur lebensverlängernd, sondern verbessert auch die Lebensqualität von Seniorinnen und Senioren. Unsere Tipps:

  • Mit jemandem darüber sprechen: Sei dies mit einem Freund, den Kindern oder in einem professionellen Umfeld. Mache dir bewusst, was dir fehlt, was du vermisst und was du an deiner Situation ändern könntest. Dadurch weisst du, welche nächsten Schritte du gehen kannst.
  • Lebensfreude wiederentdecken: Finde heraus, was dir guttut und was du gerne machst, und binde es in deinen Tagesablauf ein. Das kann ein morgendlicher Spaziergang sein oder ein Kinobesuch am Nachmittag.
  • Tagesstruktur planen: Struktur im Alltag hilft gegen das Gefühl, sich überflüssig zu fühlen. Markiere Aufgaben wie Medikamente einnehmen, kochen, ausreichend trinken. Die restliche Zeit kannst du für Hobbies oder Entspannung einplanen.
  • Aktiv den Kontakt mit Familie und Freunde suchen: Anrufe, SMS, Briefe oder Besuche beleben die Beziehung. Du kannst dich beispielsweise einmal pro Woche mit Bekannten, deinen Kindern oder Enkeln zum Telefonat auf einen Kaffee «treffen».
  • Den technischen Horizont erweitern: Die neueste Technologie ist nicht immer einfach zu verstehen – doch sie ist wichtig, um gerade mit der jüngeren Generation in Kontakt zu bleiben. Viele Städte bieten Handy- und Computerkurse für ältere Personen an.
  • Neue Hobbies finden: Es gibt viele Kurse und Aktivitäten in deiner Nähe, die sich speziell an ältere Semester richten. Du findest sie zum Beispiel hier bei Pro Senectute
  • Sich engagieren: Ehrenamtliche Unterstützung ist immer willkommen. Besonders Vereine oder religiöse Gemeinschaften freuen sich über neuen Zuwachs.
  • Hilfe suchen: Zögere nicht, dir Hilfe zu suchen, wenn du das Gefühl hast, dass es dir nicht gut geht. Melde dich beispielsweise bei Pro Senectute oder bei einer Psychologin oder einem Psychologen.
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