Ein Hase, der Eier bringt?

Zwerkaninchen mit einem Blatt im Maul im Gras mit Lichterkette.

Rein wissenschaftlich betrachtet, ist es natürlich ordentlicher Unsinn: Eier werden weder vom Hasen gelegt noch im Garten versteckt. Aber Ostern ist eben ein religiöses Fest, Hase und Eier sind somit eher Symbole – wobei die Tradition um das Osterei deutlich älter ist als der Osterhase.

Im Mittelalter galt während der vorösterlichen Fastenzeit ein striktes Verbot von Fleisch-, Molkerei- und Eierspeisen. Die Menschen kochten die Eier in diesen Wochen, um sie haltbar zu machen. Zu Ostern wurden sie dann reichlich verschenkt und sogar als Pachtzins an den Gutsbesitzer abgegeben.

Das Ei etablierte sich auch als religiöses Sinnbild: Aussen tot und innen voll Leben, erinnerte es an Tod und Auferstehung von Jesu Christ. Das derart aufgewertete Ei wurde entsprechend vielfältig verziert, wobei in der orthodoxen Kirche die Farbe Rot als Zeichen des von Jesus vergossenen Bluts besonders populär war.

Die Protestanten hielten nicht viel vom Fasten, entsprechend zurückhaltender wurde das Osterei geschätzt. Sie ehrten eher den Osterhasen: Das Feldtier galt als Frühlingsbote und Inbegriff der Fruchtbarkeit. Und weil er kein Augenlid hat, wurde angenommen, dass der Hase nie schläft – genauso, wie Jesus nicht wirklich tot war.

Der eierbringende Osterhase hat sich im 17. Jahrhundert im Rheinland ausgeprägt und in ganz Europa und auch in Übersee ausgebreitet. In Teilen der Schweiz brachte allerdings noch im 19. Jahrhundert der Kuckuck die Ostereier.

Als mit der Industrialisierung billiger Rübenzucker auf den Markt kam, wurden Schokoladenerzeugnisse zur Massenware. Der Schoko-Osterhase zog in alle Haushalte ein und überwand dabei alle konfessionellen Grenzen. Heute gehören Hase und Ei untrennbar zusammen – zumindest über die Osterfeiertage.

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