Die psychologischen Auswirkungen der Antibabypille

Vom Wunsch nach hormoneller Harmonie

Frau allein auf einer Wiese.

Die Pille und unsere Psyche

Dass die Antibabypille unsere Psyche negativ beeinflusst und sogar zu Depression führen könnte – darüber wird schon seit Ewigkeiten heiss diskutiert. Die Mehrheit der Frauen setzt die Pille tatsächlich wegen schlechter Gemütserfahrungen im Verlauf des Lebens auch ab. Aber bisher konnte der Zusammenhang zwischen Depressionen und der Antibabypille wissenschaftlich noch nicht eindeutig bestätigt werden. Doch vor kurzem wurde genau dazu eine neue Studie veröffentlicht mit mehr als einer Viertelmillion Frauen. Sie alle wurden von Geburt an bis zur Menopause begleitet. 

Um die Korrelation zwischen der Verwendung kombinierter Antibabypillen und dem Auftreten von Depressionen bei Frauen zu untersuchen, haben die Forscher Informationen über den Zeitpunkt der Pilleneinnahme, der Depressionsdiagnose und des erstmaligen Auftretens depressiver Symptome erfasst. Die kombinierten Verhütungspillen, welche eingenommen wurden, enthielten dabei überwiegend Gestagen und Östrogen. Gestagen verhindert den Eisprung und verdickt den Gebärmutterhals, während Östrogen die Gebärmutterschleimhaut verdünnt, um eine befruchtete Eizelle daran zu hindern, sich einzunisten.

Verhütung, Depression und Altersunterschiede

Laut der Studie zeigten Frauen, die schon als Teenager mit der Einnahme von Antibabypillen begannen, eine um 130 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit an Depressionen zu leiden. Bei Erwachsenen lag der entsprechende Anstieg bei 92 Prozent. Laut Therese Johansson, einer Expertin der Abteilung für Immunologie, Genetik und Pathologie an der Universität Uppsala, wird der starke Einfluss der Antibabypille auf Jugendliche durch die hormonellen Veränderungen der Pubertät verursacht. Die Studie belegte ausserdem, dass das erhöhte Risiko für Depressionen nach der kontinuierlichen Einnahme von zwei Jahren bei erwachsenen Frauen abnimmt. Anders bei Teenagern: Dort wurde sogar nach dem Absetzen ein weiterhin hohes Auftreten von Depressionen verzeichnet. 

Das Stigma durchbrechen

Den Forschern der Studie ist es wichtig, dass die Antibabypille jetzt aber nicht verteufelt wird: «Die meisten Frauen vertragen Hormone gut, ohne dass sich diese negativ auf ihre Stimmung auswirken», so Johansson. «Antibabypillen sind daher eine gute Option für viele Frauen, weil sie ungeplante Schwangerschaften verhindern und vor bestimmten Frauenkrankheiten wie Eierstock- und Gebärmutterkrebs schützen. Es gibt jedoch bestimmte Frauen, die nun mal ein erhöhtes Risiko für Depressionen nach Beginn der Antibabypillenneinnahme aufweisen.» Da sich die Studie nur auf Verhütungspillen konzentriert hat, können keine Schlussfolgerungen über andere Kontrazeptiva geschlossen werden. Für die Forscher ist jedoch klar: «Obwohl die Empfängnisverhütung für Frauen viele Vorteile hat, sollten sowohl Ärzte als auch Patientinnen immer über die Nebenwirkungen informiert werden.»

 

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