Spoiler
- Diabetes mellitus Typ 1 kann in jedem Alter auftreten, ist jedoch besonders häufig bei Kindern oder Jugendlichen.
- Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung: Das Immunsystem greift die insulinproduzierende Betazellen in der Bauchspeicheldrüse an und zerstört diese. Dem Körper fehlt es an Insulin, der Blutzucker steigt an.
- Um den Blutzucker zu senken und gefährliche Schäden an Gefässen und Gewebe zu verhindern, sieht die Behandlung von Diabetes mellitus Typ 1 den Ersatz des fehlenden Insulins vor. Menschen mit diesem Diabetestyp sind ein Leben lang auf Insulin angewiesen.
- Die Heilung ist nicht möglich. Die Erkrankung kann aber durch moderne Hilfsmittel und neuartige Insulinpräparate gut behandelt werden.
Da Diabetes mellitus Typ 1 häufig bereits in der Kindheit oder Jugend ausbricht, wurde die Krankheit früher auch als «Jugenddiabetes» oder «juveniler Diabetes» bezeichnet. Tatsächlich kann er aber in jedem Alter auftreten. Um das fehlende Insulin zu ersetzen, stehen Insulininjektionen oder eine Insulinpumpe im Fokus der Behandlung von Diabetes mellitus Typ 1. Betroffene sind zeitlebens auf diese Insulintherapie angewiesen.
Was passiert im Körper?
Weshalb das Immunsystem die insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse angreift, ist noch nicht ausreichend geklärt. Vermutet wird ein Zusammenspiel von genetischer Veranlagung und äusseren Faktoren. Insbesondere bestimmte Virusinfektionen in der Kindheit scheinen zu einer Fehlsteuerung der Immunabwehr zu führen.
Körperzellen benötigen Zucker (Glukose) zur Energiegewinnung. Dieser Zucker gelangt nur mit Hilfe von Insulin in die Zellen. Fehlt es an Insulin, verbleibt der Zucker im Blut und der Blutzuckerspiegel steigt an.
Ausgeprägte Symptome
Bei Kindern und Jugendlichen vollzieht sich die Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen sehr rasch, weshalb die für Diabetes mellitus Typ 1 typischen Symptome oft sehr plötzlich einsetzen. Dazu gehören:
- Starker und ständiger Durst
- Vermehrtes Wasserlassen
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit
- Sehstörungen
- Trockene Haut und Juckreiz
- Übelkeit und Schwindel
- Gewichtsabnahme
Diese Beschwerden sollten unbedingt ernst genommen und umgehend mit Insulin behandelt werden, da es ansonsten zu einer lebensgefährlichen diabetischen Ketoazidose oder gar einem ketoazidotischen Koma kommen kann.
Diabetes mellitus Typ 1 bei Erwachsenen
Oft bleiben die Symptome bei Erwachsenen länger unbemerkt oder es werden andere Ursachen vermutet. In vielen Fällen wird ausserdem zunächst die Diagnose Diabetes mellitus Typ 2 gestellt, da dieser häufiger auftritt. Die Behandlung von Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 unterscheidet sich jedoch. Bestimmte Antikörper im Blut sind ein Hinweis darauf, dass die Immunabwehr die insulinproduzierenden Zellen angreift und somit ein Diabetes mellitus Typ 1 vorliegt.
Diabetische Ketoazidose und ketoazidotisches Koma
Eine diabetische Ketoazidose führt zu einer schweren Stoffwechselentgleisung und ist ein medizinischer Notfall. Der Blutzucker kann in verschiedenen Situationen stark ansteigen und zu einer Überzuckerung (akute Hyperglykämie) führen. Mögliche Gründe dafür sind, dass der Diabetes bislang noch nicht bekannt war, dass vergessen wurde, Insulin zu spritzen oder dass der Körper aufgrund von Stress oder Infekten mehr Insulin benötigt als üblich. Zudem können Defekte der Instrumente (beispielsweise des Insulinpens, der Pennadel oder der Insulinpumpe) dazu führen, dass der Körper nicht ausreichend Insulin erhält.
Gefährliche Unterzuckerung
Nicht nur die Überzuckerung ist gefährlich, sondern auch die Unterzuckerung. Sie tritt auf, wenn der Blutzucker aufgrund von zu viel Insulin, intensiver körperlicher Aktivität oder zu wenig Nahrung sinkt. Typische Symptome sind Schwitzen, Zittern, Herzklopfen, starkes Hungergefühl oder Schwindel und Verwirrtheit. Treten diese Anzeichen auf, sollten Betroffene umgehend Kohlenhydrate einnehmen, die schnell ins Blut gehen. Dazu zählen zum Beispiel Traubenzucker oder Fruchtsäfte.
Kommt es bedingt durch eine schwere Unterzuckerung zur Bewusstlosigkeit, sollte der Notarzt verständigt werden. In diesen Fällen kann durch eine Glukagon-Spritze die Freisetzung von Zucker ins Blut beschleunigt werden.
Ursachen einer Unterzuckerung
Zu einer Unterzuckerung kann es unter anderem kommen, wenn:
- Mahlzeiten oder Kohlenhydrate ausgelassen wurden
- zu viel Insulin gespritzt wurde
- das Insulin aus Versehen in den Muskel gespritzt wurde
- durch viel Sport und Bewegung der Energiebedarf gestiegen ist
- zu viel Alkohol konsumiert wurde
Behandlung von Diabetes mellitus Typ 1
Diabetes mellitus Typ 1 kann nach wie vor nicht geheilt werden, doch stehen verschiedene Therapiemethoden und moderne Hilfsmittel zur Verfügung.
Im Fokus der Behandlung von Diabetes mellitus Typ 1 stehen die regelmässige Messung des Blut- und / oder des Gewebezuckers sowie die Insulinersatztherapie. Das Insulin wird mithilfe eines Insulinpens, direkt in das Unterhautfettgewebe injiziert oder kontinuierlich mit Hilfe einer Insulinpumpe, die am Körper getragen wird, abgegeben. Die Insulindosis richtet sich nach dem aktuellen Glukosewert, der Menge an gegessenen Kohlenhydraten und der körperlichen Aktivität. Infekte, Medikamente, Stress oder hormonelle Veränderungen können den Blutzucker ebenfalls beeinflussen, was wiederum Auswirkungen auf die benötigte Insulindosis hat.
Die Behandlung von Diabetes mellitus Typ 1 erfordert von den Betroffenen demnach viel Wissen, Aufmerksamkeit und Disziplin. Fehler können zu gefährlichen Blutzuckerschwankungen führen. In der Diabetesberatung lernen Betroffene und ihre Angehörigen wie sie den Blutzucker im Normbereich halten, in Notfallsituationen reagieren und Hilfsmittel bedürfnisgerecht auswählen und fachgerecht einsetzen. Dabei steht die Integration der Erkrankung in den Lebensalltag der Betroffenen im Vordergrund.
diabetesostschweiz
Bei einer der 20 regionalen Gesellschaften, wie beispielsweise diabetesostschweiz, finden Betroffene, Angehörige, Interessierte oder Fachpersonen weitere Informationen rund um Diabetes. Ebenfalls organisiert diabetesostschweiz regelmässige Veranstaltungen wie öffentliche Vorträge, Erfahrungsaustauschtreffen oder das Diabetesforum, um das Bewusstsein von Diabetes in der Bevölkerung zu steigern. Termine für individuelle Diabetes- und / oder Ernährungsberatungen (auch ohne Diabetes) oder Fusspflege können auf Verordnung des Arztes vereinbart werden.
Gesundheitliche Folgen
Wird die Behandlung von Diabetes mellitus Typ 1 nicht korrekt vorgenommen oder vernachlässigt, bleibt der Blutzucker über längere Zeit hoch. Dies kann langfristig zu schwerwiegenden Schäden an Blutgefässen und Organen führen.
Als Folge kann es beispielsweise zu Nierenversagen (Nephropathie), zu Erblindung (Retinopathie) oder zu Nervenschädigungen (Neuropathie) kommen. Daneben erhöhen langfristig erhöhte Blutzuckerwerte das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die zu den häufigsten Todesursachen von Diabetikern zählen. Um Folgeerkrankungen früh zu erkennen, sind regelmässige Vorsorgeuntersuchungen nötig. Ein Schwerpunkt ist auch auf die Füsse der Betroffenen zu richten, da diese in Folge der Nervenschädigung besonders gefährdet sind.
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit diabetesostschweiz.