Willkommen in der Welt der Geschmacksexplosionen

Kochbuchautorin Nadia Damaso von «Eat better not less»

Nadia Damaso
Nadia, was ist dein Lieblingsessen?

Diese Frage stelle ich auch jedem, den ich treffe! Gestern habe ich ein mega leckeres Walnuss-Feigenbrot gebacken und dazu veganen Ricotta gemacht. Ich konnte nicht aufhören, davon zu naschen. Wenn ich mir also eine Henkersmahlzeit aussuchen müsste, dann wäre es ein gutes Stück Brot mit etwas pflanzlichem Cremigen.

Und was isst du nicht so gerne?

Ausser tierischen Produkten esse ich eigentlich fast alles gerne. Man kann aus jedem Lebensmittel etwas Feines machen, sofern die Kombination und die Zubereitungsart stimmen und sofern man mit viel Leidenschaft und Herzblut kocht.

Bist du eher eine Süsse oder eine Herzhafte?

Am Morgen brauche ich etwas Fruchtig-Süsses und am Abend dann etwas Salziges. Ich bin also eher eine Fruchtige-Salzige. Generell würde ich aber immer eine zweite Portion vom Hauptgang nehmen als ein Dessert. Schon früher mochte ich Kuchen oder Cremes nicht so gerne.

Essen hat viel mit Umwelt- und Klimafragen zu tun. Achtest du darauf, klimafreundlich zu essen?

Ich esse vor allem bewusst und mit Wertschätzung. Zu einer klimafreundlichen Ernährung gehört viel mehr, als einfach nur Bio einzukaufen. Die ganze Einstellung spielt eine Rolle. Die positive Energie, die ich durch gesunde Lebensmittel aufnehme, strahle ich wieder nach aussen, auf meine Mitmenschen und Umwelt aus. Ich esse auch nicht-lokale Dinge, zum Beispiel ab und zu eine Mango ­– auch wenn das immer weniger wird – aber dann mit viel Respekt für das Produkt.

Wie würdest du deinen persönlichen Kochstil beschreiben?

Ich kreiere spontane Geschmacksexplosionen nach Gefühl. Auch wenn ich für eine grössere Gruppe koche, gehe ich zuerst ohne Plan einkaufen. Das Resultat entsteht dann erst während des Kochens geführt von meiner Intuition & Kreativität. Bis jetzt ist das immer gut ausgegangen.

Du hast deine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Was rätst du Menschen, die unglücklich sind in ihrem Job?

Arbeitszeit heisst auch Lebenszeit. Work-Life-Balance ist meiner Meinung nach eine Illusion, die durch gesellschaftliche Strukturen entstanden ist. Schlussendlich hat jeder verdient, das zu machen, was er möchte im Leben. Doch viele Menschen wissen gar nicht mehr, was ihre Leidenschaft ist. Darum ist es so wichtig, sich Zeit für sich selber zu nehmen, um herauszufinden, was das ist. Tägliches Meditieren – egal ob für fünf oder 30 Minuten – und In-sich-kehren kann da helfen.

Seine Träume zu verwirklichen ist harte Arbeit und man braucht viel Durchhaltevermögen. Besonders der Anfang ist schwer. Ich rate allen, einfach loszulegen, nicht gross darüber nachzudenken und vor allem nicht auf eine Bestätigung von aussen zu warten.

Dein zweites Kochbuch ist eine Liebeserklärung ans Reisen und an die Küchen ferner Länder. Wo hat es dir am besten geschmeckt?

Mein zweites Buch war ein Herzensprojekt und drückt aus, weshalb ich so gerne koche: Essen bringt Leute aus der ganzen Welt zusammen und lässt uns andere Kulturen verstehen.

Eigentlich gibt es überall leckeres Essen, aber in Vietnam hat es mir besonders gut geschmeckt. So viel frisches Gemüse und Kräuter! Man kann sich den Bauch vollschlagen, ohne sich voll zu fühlen.

Peru war sehr überraschend. Die Küche ist extrem vielfältig. Vom Meer bis zu den Anden, in diesem Land wächst fast alles.

Auf deinen Social-Media-Kanälen sieht man dich immer wieder auf Hawaii. Was bedeuten dir die Inseln?

Hawaii ist mein «Seelädihai». Kaum lande ich auf der Insel Kauai, explodiert fast mein Herz. Es ist ein richtiger Kraftort für mich. Die Natur ist wunderschön, 96 Prozent der Insel sind unbewohnt. Dort kriege ich ein Bewusstsein dafür, was im Leben wirklich zählt: Dass man seiner inneren Stimme vertraut, sich mit der Natur verbindet und es kein richtig oder falsch gibt, sondern nur das, was für einen selbst stimmt.

Wie bist du zum Kochen gekommen? Arbeiten deine Eltern in der Gastronomie?

Mein Papi kocht nur, wenn ich ihm über das Telefon genaue Anweisungen gebe, haha! Aber meine Mami kann sehr gut kochen. Wir haben immer dreimal am Tag zusammen gegessen. Das habe ich sehr genossen und dieses Gemeinschaftliche hat mich stark geprägt. Mit zehn Jahren habe ich mich dann in der Küche eingesperrt, um für meine Familie ein 4-Gang-Menü zu kochen. Ich war schon immer etwas anders als andere Kinder und das Kochen war für mich eine Möglichkeit, meine Familie und Freunde in meine kreative Welt einzuladen. Ich habe sie dann mit allen Sinnen bekocht: Kerzen angezündet, Musik angemacht und das Menü gross auf ein Papier an der Wand geschrieben.

Dein Motto und deine Kochbücher heissen «eat better not less». Waren deine Rezepte ursprünglich für Leute gedacht, die abnehmen wollen?

Mit 16 ging ich für ein halbes Jahr nach Kanada. Zurückgekommen bin ich mit 15 Kilo mehr. Ich habe mich überhaupt nicht mehr wohl gefühlt in meiner Haut, aber eine Diät kam für mich nicht in Frage, da ich viel zu gerne esse. Ich habe angefangen, mit frischen, nahrhaften und gesunden Zutaten zu kochen und die Rezepte und Fotos online zu teilen. So entstand meine Art zu kochen. Mir ging es aber nie darum, Menschen mit meinen Rezepten zum Abnehmen zu animieren. Ich wollte vielmehr Tipps geben, wie man seiner eigenen Stimme folgt und auf sich hört, damit man sich im eigenen Körper auch wohl fühlt.

Du hast mal gesagt, dass durch Essen Gefühle transportiert werden. Welche Gefühle möchtest du auslösen?

Alles, was ich mache, tue ich mit viel Emotionen, Leidenschaft und Liebe. Ich hoffe, dass ich dadurch Leuten helfe, ihre Motivation zu finden und an sich selber zu glauben. Das gilt auch für die Ernährung: Wir sollten uns nicht immer vergleichen, sondern herausfinden, was für einen selbst stimmt. Ich möchte auch kein Vorbild sein, sondern Auslöser dafür, dass sich jeder als sein eigenes Vorbild sieht.

Vielen Dank für das Gespräch, Nadia!
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