Spoiler
- Moderne Diäten zeigen selten Erfolge, weil sie zeitlich beschränkt sind und Verlust predigen. Das demotiviert.
- Gewicht kann reduziert werden, wenn die Lebensweise dauerhaft geändert wird. Das muss nicht mit radikalen Schritten, sondern in kleinen Etappen erfolgen.
- Zur Diät gehören nicht nur eine angepasste Ernährung, sondern auch Bewegung und mentale Fitness.
Verzicht: das hört sich schon gruselig an. In der Praxis ist es noch schlimmer. Wer Gewicht verlieren möchte oder gar muss, soll, wenn es nach einigen Diät-Ratgebern ginge, auf alles Mögliche verzichten: Süssigkeiten, Kohlenhydrate, Eiweisse, Fette. Den Foltermethoden zeitgenössischer Diäten sind keine Grenzen gesetzt.
Diät-Stress macht dick
Dabei sind solche Konzepte völlig kontraproduktiv. Zum einen haben Studien nachgewiesen, dass der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel und auch das übertrieben gewissenhafte Beachten der Ernährungsregeln zu Stress führen kann. Nicht nur Menschen mit Reizdarm setzt diese Dauerbelastung zu. In Stresssituationen schaltet der Körper auf Alarmbereitschaft und stockt vorsichtshalber die Energiespeicher auf. So kann es trotz – oder besser: gerade wegen – der Diät zu neuen Pfunden kommen. Zumindest wird der Plan, Gewicht zu verlieren, ordentlich ausgebremst.
Zum anderen sind moderne Diäten immer zeitlich begrenzt gedacht. Wer möchte auch schon dauerhaft verzichten? Das heisst konkret: Gefastet wird in Intervallen – also mit Pausen –, für einen Monat, für die Zeit bis zur Bikinifigur, bis zu den nächsten Feiertagen. Und danach? Der gefürchtete Jo-Jo-Effekt stellt sich nicht nur ein, weil sich der Körper nach einer radikalen Diät zurückholt, was ihm versagt worden ist. Oft steigt das Gewicht schlichtweg, weil wieder – vermeintlich – normal gegessen wird.
Ergebnis entspricht selten den Erwartungen
Zuletzt: Diäten machen keinen Spass. Sie sorgen für schlechte Laune und dämpfen das Selbstwertgefühl, denn im Fokus des Abnehm-Versuchs steht die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper. Umso höher sind die Erwartungen an das Ergebnis. Der Verzicht muss sich ja gelohnt haben. Hier tut sich schnell eine Sackgasse auf: wenn die Entbehrungen die Erwartungen so hochgetrieben haben, dass am Ende nur noch Enttäuschung eintreten kann, egal wie viel abgenommen wurde.
Richtig Diät machen: eine Entdeckungsreise
Diäten taugen also nichts? Doch, wenn sie im antiken Sinne (diaita bedeutet im Altgriechischen «Lebensführung») gelebt werden. In erster Linie heisst das: Eine Diät ist eine Frage der Einstellung zum eigenen Körper – und die wird nicht auf Zeit, sondern dauerhaft eingenommen. Ziel ist es, die körperliche und geistige Gesundheit im Einklang zu halten. Also: keine Schocktherapie, keine belastenden Einschnitte, keine Unzufriedenheit.
Wie das funktionieren kann? Hier drei Tipps:
a) Umdenken
Eine Diät muss kein Verzicht sein, sondern kann eine Entdeckungsreise zu dir und deiner Ernährung werden. Lege ein Ess-Tagebuch an und halte fest, was du wann zu dir nimmst. Spiele nun mit den einzelnen Komponenten: Ersetze das Brötchen mit Vollkornbrot, tausche den Nachtisch gegen einen kleinen Salat, nimm Magerquark statt dem üblichen Quark.
Probiere neue Gerichte aus, entdecke neue Gewürze, Gemüse und Früchte – und finde heraus, was dir schmeckt. So kannst du schrittweise deinen Ernährungshorizont erweitern, abwechslungsreicher essen und ganz nebenbei zu fette, süsse oder salzige Komponenten mit ersetzen. Hier gibt es keine radikalen Schritte, nur neue Wege, die dich immer weiter durch die kulinarischen Welten führen. So macht Essen wieder Spass, weil es abwechslungsreich und spannend ist und du ohne Gewissensbisse geniessen kannst.
b) Ganzheitlich denken
Im Alltag bewegen sich die meisten Menschen nur wenige Schritte, ohne ein Verkehrsmittel zu nutzen. Auch die Arbeit verlangt uns oft keine grosse körperliche Anstrengung ab. Kurz: Moderne Menschen haben häufig den Bezug zu ihrem Körper verloren, sie nutzen ihn nur ansatzweise und sind sich seiner Möglichkeiten kaum bewusst. Dabei ist regelmässige und abwechslungsreiche Bewegung essenziell. Sie hält nicht nur den Körper gesund und stärkt das Immunsystem. Durch mehr Körperlichkeit kann auch die mentale Fitness und das Wohlbefinden – Stichwort: Glückshormone – gesteigert werden.
Bei einer ganzheitlichen Diät stellt sich nicht nur die Frage, was du deinem Körper zuführen möchtest, sondern auch wie du mit ihm umgehen willst: Wie bewusst willst du in deinem Körper leben? Oder etwas oberflächlicher: Wie soll das Haus aussehen, in dem du lebst?
Zu einer umfassenden Diät gehört deshalb auch, den Körper neu zu entdecken. Wenn du eine Sportart auswählst, dann eine, die dir Spass macht und zu der du dich nicht noch überwinden musst. Auch sollte sie dich nicht überlasten. Noch wichtiger ist, regelmässig Bewegung in deinen Alltag zu bringen: Hier und da mal einen Spaziergang einlegen, das Rad statt den Bus nehmen, Schwimmstunden einrichten.
Mit Sport und Bewegung trainierst du deinen Körper, steigerst Geschicklichkeit und Beweglichkeit – nebenbei kurbelst du auch Verdauung und Stoffwechsel an, sodass die Pfunde schneller purzeln. Das Ziel: leistungsfähiger und belastbarer zu werden und – so viel Eitelkeit ist erlaubt – sich in und mit seinem Körper wohlzufühlen.
c) Bewusster denken
Dass bei einer Diät Ernährung und Bewegung eine grosse Rolle spielen, liegt ja eigentlich auf der Hand. Aber die mentale Fitness? Das Reizwort heisst hier Stress: Unter der dauerhaften Anspannung schüttet die Nebennierenrinde Cortisol aus. Das Hormon fördert die Einlagerung von Fett und motiviert zu Heisshungerattacken.
Damit es gar nicht erst dazu kommt, ist eine gesunde Work-Life-Balance gefragt: Das bedeutet nicht, dass Yoga und Meditation zum Pflichtprogramm werden. Aber warum das nicht einmal ausprobieren? Wenn es nichts für dich ist, kannst du deine Ruhepole auch woanders suchen: Manch einer findet sie beim Spaziergang, ein anderer beim Gärtnern oder sogar beim Nichtstun. Der Wert des – vermeintlichen – Faulseins kann gar nicht unterschätzt werden. Nimm dir regemässige Auszeiten: Deine Gesundheit und dein Wohlbefinden werden es dir danken.