«Unglaubliche Freude»

Statue von Freddie Mercury in Montreux

Für Queen-Frontmann Freddie Mercury kam die HIV-Diagnose noch einem Todesurteil gleich. Inzwischen geht von HIV-Positiven unter der richtigen Behandlung keine Ansteckungsgefahr mehr aus. Nathan Schocher von der Aids-Hilfe Zürich über das neue Lebensgefühl der Betroffenen, alte Vorurteile und die wahren Verbreiter von HIV.

HIV ist unter der richtigen Behandlung nicht ansteckend. Wie ist das möglich?

Eine konsequente Therapie mit HIV-Medikamenten senkt die Virusmenge im Körper so stark, dass das Virus beim Sex nicht mehr übertragen werden kann. Dies stellten Schweizer Experten im Jahr 2008 im sogenannten Swiss Statement fest.

Drei Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um nicht mehr ansteckend zu sein:

  1. Die HIV-Medikamente werden konsequent eingenommen.
  2. Die Blutwerte werden regelmässig vom Arzt kontrolliert.
  3. Die Viren sind im Blut nicht mehr nachweisbar.
Was bedeutet diese Nachricht für Betroffene?

Bei den Betroffenen löste das Swiss Statement unglaubliche Freude aus. Man stelle sich vor: Seit Jahren leben man mit dem Bewusstsein, dass von einem selbst eine Gefahr für andere ausgeht, vor allem für den Partner oder die Partnerin. Da ist die Nachricht, Sex ohne Kondom zu haben und sich ohne Ansteckungsgefahr den Kinderwunsch erfüllen zu können, eine riesige Erleichterung.

Die Botschaft führt aber auch zu einer gänzlich neuen Sicht auf sich selber. HIV-positive Menschen übernehmen durch ihr konsequentes Einhalten der Therapie Verantwortung dafür, dass sich das Virus nicht weiterverbreitet. Dafür gebührt ihnen Anerkennung.

Verlieren HIV und Aids somit ein Stück weit ihren Schrecken?

HIV ist von einer tödlichen zu einer behandelbaren, wenn auch nicht heilbaren Krankheit geworden. Das vermindert natürlich ein Stück weit die Angst vor HIV. Dennoch sind HIV-positive Menschen weiterhin von Vorurteilen und Diskriminierungen betroffen, die entsprechenden Meldungen bei der Aids-Hilfe Schweiz haben 2018 gar einen Höchststand erreicht.

Deshalb lanciert die Aids-Hilfe Schweiz zum diesjährigen Welt-Aids-Tag am 1. Dezember eine neue Kampagne mit der Botschaft: HIV-positive Menschen unter erfolgreicher Therapie stecken niemanden an, auch nicht beim Sex. Denn nicht Menschen mit einer HIV-Diagnose sind Motor der Verbreitung von HIV, sondern diejenigen, die sich aus Angst vor dem Resultat nicht testen lassen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Mehr zu den Kampagnen der Aids-Hilfe Schweiz

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