Die Haare mit Plüschstirnbändern – hier gerne kindlich mit Hasen- oder Bärenohren – streng zurückgebunden filmen sich die Kinder beim Auftragen von Seren, Feuchtigkeits- und Antifaltencremes, sie peelen, reinigen und schwärmen von der perfekten Skincare-Routine. Seitdem Ärzte vor den gesundheitlichen und psychischen Folgen für die jungen Mädchen warnen, hat der Trend seinen Namen: Sephora-Kids.
Selbstwert unter Druck
Dermatologen betonen, dass Kinder- und Jugendhaut die Cremes und Lotionen nicht brauchen und Inhaltsstoffe wie Retinol, Alkohol und Hyaluronsäure für sie völlig ungeeignet seien. In den USA beobachten Hautärzte eine Zunahme von Hautreaktionen bei jungen Menschen durch das Zuviel an Pflege. Im Zentrum der Besorgnis stehen jedoch die psychischen Folgen. Denn die Tiktok-Clips setzen Kinder unter enormen sozialen Druck. Sie gaukeln ihnen vor, dass sie Schönheitsfehler korrigieren müssten, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Besonders Mädchen mit geringem Selbstwertgefühl könnten hier anfällig sein. Zudem tragen die Videos zu einem unrealistischen Schönheitsideal bei sowie zu einer stereotypen Darstellung von Frauen und Mädchen.
Eltern dürfen nicht wegschauen
Die Experten appellieren vor allem an Eltern, aufmerksam zu sein und es nicht zu verharmlosen, wenn ihre Kinder Clips posten oder übermässig viel schauen. Bereits im vergangenen Jahr haben Kinderärzte vor den Folgen eines zu hohen Internetkonsums bei Kindern und Jugendlichen gewarnt und Eltern aufgefordert, die Medienzeiten klar zu begrenzen. Thomas Fischbach, Präsident des deutschen Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte betonte, dass auf Instagram, Tiktok und Youtube zum Teil ein Schlankheitswahn verbreitet würde, dessen Folgen in Form von psychischen Krankheiten in Kinderarztpraxen deutlich zu sehen sei.
Was Kinder- und Jugendhaut braucht
Gar nicht viel. Hautärzte wie die Bestsellerautorin Dr. Yael Adler betonen, dass gesunde Haut kaum mehr braucht als warmes Wasser und ein Handtuch. Denn schöne Haut entsteht vor allem durch unsere Ernährung. Eine bunte Pflanzenkost hält die Dermatologin für die beste Skincare. Von Waschgels und Reinigungsprodukten hält sie nicht so viel und rät, vor allem von alkoholhaltigen Produkten Abstand zu nehmen. Anstelle teurer Körperlotionen, die Inhaltsstoffe enthalten, die auf junger Haut nichts zu suchen haben, empfiehlt sie, trockene Hautstellen mit purer, unpasteurisierter Sheabutter zu pflegen.
Pubertätspickel: Wieso, weshalb, warum?
Ein paar Pickel sind während der Pubertät aufgrund der hormonellen Umstellung ganz normal. Mädchen und Jungen bilden verstärkt Testosteron, was die Talgproduktion anregt. Dieser Talg sammelt sich an den Hautporen und kann sie verstopfen. Kommen diese Mitesser nun mit Keimen in Kontakt – etwa durch die eigenen Finger – entstehen Pickel.
Während Pubertätspickel schnell entstehen und rasch verschwinden, entsteht Akne über einen längeren Zeitraum, und zwar mit Pickeln, die hartnäckig sind und länger bleiben. Junge Menschen, die an Akne leiden, machen nichts falsch, denn ihre Ursache ist grösstenteils genetisch.
Checkliste – was hilft?
- Regelmässig Hände waschen und nicht ständig mit den Fingern das Gesicht berühren.
- Kleine Pickel besser nicht aufkratzen, sie können gross werden und sich entzünden.
- Stress kann Pickel verstärken. Für reine Haut auf Entspannung achten.
- Problemhaut besser einmal einem Hautarzt zeigen, als immer mehr Cremes, Reinigung und Pflege auszuprobieren.
- Wenn Waschsubstanzen, dann seifenfrei und am besten auf Basis von Zucker oder Kokostensiden verwenden.
- Schwarze Mitesser sind kein Dreck, sondern unser Hautpigment. Hier helfen Peelings besser als Reinigung.