Organspende: ein Überblick zu den wichtigsten Fragen

... und jedes Ja kann Leben retten

Spoiler

  • In einem digitalen Register kannst du deine Entscheidung für oder gegen Organspenden festhalten.
  • Organe dürfen einem Patienten erst entnommen werden, wenn zwei unabhängige Ärzte einen klinischen Hirntod diagnostiziert haben.
  • Auch alte und kranke Menschen können Organspender werden.

«Das Wichtigste ist, sich zu entscheiden – egal wie», sagt Dr. Franz Immer. Er meint damit eine Entscheidung, die Leben retten kann: Stimme ich einer Organspende zu oder nicht? Ein Überblick über die wichtigsten Fragen.

Warum muss ich mich unbedingt entscheiden?

In der Schweiz gilt die sogenannte Zustimmungslösung. Das bedeutet: Nur wenn deine ausdrückliche Zustimmung vorliegt, kommst du als Spender in Frage. «Wenn diese nicht vorliegt, kann es passieren, dass Angehörige direkt nach dem Tod eines Familienmitglieds mit einer schwierigen Frage konfrontiert werden: Hätte der Verstorbene einer Organspende zugestimmt oder nicht? Mit der Entscheidung und einem Eintrag ins Nationale Organspenderegister können Angehörige davor bewahrt werden», so Dr. Immer.

In vielen anderen europäischen Ländern (z. B. Frankreich, Italien, Österreich) wird übrigens bereits die Widerspruchslösung praktiziert. Dort gilt also automatisch jede Person als Spender, wenn sie sich zu Lebzeiten nicht explizit dagegen ausspricht. Auch in der Schweiz gibt es derzeit eine Volksinitiative, die dieses System anstrebt. Wahrscheinlich wird es dazu 2020/21 eine Abstimmung geben.

Wie viele Schweizer haben ihr Okay zu einer Organspende gegeben?

Etwa 15 Prozent der Schweizer – also circa eine Million – besitzen aktuell einen Organspendeausweis. Die Entscheidung, die dort notiert ist, wird allerdings nicht erfasst. Und oft weiss niemand, wo der Ausweis zu finden ist, nur die wenigsten tragen ihn immer im Portemonnaie, viele verlieren ihn wieder.

Die digitale Registrierung, die seit kurzem möglich ist, ermöglicht einen anderen Einblick: In den ersten acht Wochen nach dem Start des Nationalen Organspenderegisters im Oktober 2018 liessen sich bereits 50’000 Schweizer registrieren, davon stimmten über 96 Prozent einer Organspende zu.

Ab wann werden mir als Organspender nach meinem Tod Organe entnommen?

Oft wird befürchtet, dass bei potentiellen Organspendern lebenserhaltende Massnahmen zu früh ‘abgeschaltet’ werden. Doch Dr. Immer entwarnt: «Das oberste Ziel eines Spitals lautet natürlich immer, dass jeder Patient genesen soll, dafür wird bis zuletzt gekämpft. Organe dürfen einem potentiellen Spender erst entnommen werden, wenn zwei unabhängige Ärzte, die mit dem Patienten, der auf ein Organ wartet, nichts zu tun haben, einen klinischen Hirntod diagnostizieren. Unter Hirntod verstehen wir Ärzte ein komplettes und irreversibles Versagen von Hirn und Hirnstamm.»

Der Patient ist also tot, sein Kreislauf und damit die Organdurchblutung wird aber bis zur Organentnahme maschinell aufrechterhalten.

Darf jeder Organspender werden?

Viele denken, sie seien als Organspender nicht geeignet, weil sie zu alt oder krank sind. «Doch es gibt keine Altersgrenze für eine Organspende», erklärt Dr. Immer. «Im Zweifelsfall kann auch ein 75-jähriges Herz noch Leben retten.» Und auch gängige Krankheiten wie Diabetes, Allergien oder entzündliche Erkrankungen sind kein Ausschlusskriterium.

Lediglich Menschen mit einem akuten Krebsleiden oder bestimmten Erkrankungen des Nervensystems werden als Organspender ausgeschlossen. Prinzipiell kann sich in der Schweiz jede Person ab 16 Jahren ins Spende-Register eintragen.

Welche Organe können transplantiert werden?

Theoretisch alle. Spezialisten können heutzutage neben Organen auch Gewebe transplantieren. Wer sich als potentieller Spender registrieren lässt, wählt zwischen verschiedenen Optionen: einem «Ja zur Entnahme aller Organe und Gewebe» oder einem «Ja zu ausgewählten Organen und Gewebe».

Wie viele Menschen warten in der Schweiz auf ein Organ?

Aktuell warten etwa 1’400 Menschen auf ein Organ, fast 74 Prozent davon auf eine Niere, weitere 13 Prozent auf eine Leber und sechs Prozent auf ein Herz, ausserdem werden Lungen und Bauchspeicheldüsen benötigt. «Etwa ein bis zwei Patienten sterben in der Schweiz pro Woche, weil für sie kein passendes Spenderorgan gefunden werden kann», so Dr. Immer.

Wo kann ich mich über die Entscheidung zur Organspende beraten lassen?

Direkt online bei Swisstransplant. Oder telefonisch zwischen 08.30 und 16.30 Uhr unter: +41 58 123 80 00. Oder per E-Mail: info@swisstransplant.org

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